Kolumne Auf Ein Wort Lebenszeit ist gesegnete Zeit

Düsseldorf · Auf dem Altar werden an diesem Sonntag in unserer Tersteegenkirche, wie in anderen Kirchen auch, viele Kerzen stehen. Jede von ihnen erinnert an einen Verstorbenen unserer Gemeinde, erinnert an gelebtes und gesegnetes, manchmal auch nicht erfülltes Leben. Der kommende Sonntag, der letzte im Kirchenjahr, trägt gleich zwei Namen: Totensonntag und Ewigkeitssonntag.

Als Totensonntag lässt er uns an die Menschen denken, von denen wir Abschied nehmen mussten. In den Gottesdiensten werden ihre Namen noch einmal genannt. Sie sollen nicht vergessen sein. Als Ewigkeitssonntag erinnert uns dieser Sonntag daran, dass alles, aber auch wirklich alles, umfangen ist von einer anderen, größeren Wirklichkeit, von Gott, von seinem Segen.

Mit jeder Aussegnung bringen wir zum Ausdruck, dass der Lebensweg mit einem Segen endet. Lebenszeit kann und soll gesegnete Zeit sein. Jedem Leben gilt die Zusage, dass es unter einem Segen, unter Gottes Segen steht. Mit unserem Leben lassen wir selbst unverwechselbare Spuren zurück. Wie gut, wenn es Segensspuren sind.

Bei jeder Beerdigung sprechen wir eine Hoffnung aus, die weit über unser Leben und unser Sterben hinausreicht. Für diese Hoffnung steht Jesus Christus. "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt", das sind seine Worte.

Die Kerzen auf dem Altar in unserer Kirche bilden am Totensonntag ein Kreuz. Erinnerung an Jesus, an sein Sterben, seine Auferstehung, sein Leiden für diese Welt. Zu den Kerzen für die Verstorbenen unserer Gemeinde stellen wir eine weitere Kerze auf. Sie gilt allen, die sinnlos leiden und sterben mussten - auf der Flucht oder in einem der unzähligen Kriege, deren Namen niemand mehr nennen wird, für die es sonst keine Erinnerung gibt und kein Grab, an dem jemand sie beweint.

Ich will nicht leben - und auch nicht sterben - ohne die Hoffnung, dass nicht dem Tod das letzte Wort über uns gehört und dass noch etwas kommt: Gottes Ewigkeit - Leben nach dem Leben.

JÜRGEN HOFFMANN IST PFARRER DER EVANGELISCHEN TERSTEEGEN-KIRCHENGEMEINDE.

(RP)
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