Düsseldorf Land unter im Düsseldörfchen

Düsseldorf · Waschmaschinen, Trockner und Gefrierschränke - alles, was im Keller stand, ist hin an der Werstener Ziegeleistraße. Dort war nach den Starkregenfällen am Mittwochabend das Abwasser meterhoch aus den Gullis gedrückt worden.

 Hausbewohner Wolfgang Zöller saugt das restliche Wasser aus dem Gemeinschaftskeller.

Hausbewohner Wolfgang Zöller saugt das restliche Wasser aus dem Gemeinschaftskeller.

Foto: Anne Orthen

Eines der idyllischsten Wohnquartiere in Düsseldorf hat im Unwetter am Mittwochabend ein Stück von seinem Zauber verloren: Nahezu jeder zweite Keller war binnen Minuten überflutet, brackiges Gulliwasser stand in Souterrainwohnungen mit herrlichem Blick auf den Deichsee, und übers Pflaster der Ziegeleistraße schwammen Mülltonnen.

Es habe ihn an die Bilder vom Tsunami erinnert, sagt Karl-Heinz Schneider am Morgen danach noch sichtlich geschockt. "Das Wasser strömte nur so durch die Straße, die Gullideckel schossen regelrecht in die Höhe." Und nicht nur dort: Weil die Kanalisation die Regenmassen nicht mehr aufnehmen konnte, drückte sich das Wasser auch durch die Abflüsse in den Kellern.

 Wulf Piterek zeigt den Strich, mit dem die Feuerwehr in der Nacht den Wasserstand markierte.

Wulf Piterek zeigt den Strich, mit dem die Feuerwehr in der Nacht den Wasserstand markierte.

Foto: Anne Orthen

Schneider reagierte schnell, öffnete den Sickerschacht in seinem Kellerboden. "Da floss die Brühe schnell wieder ab - doch dann kam sie durchs Mauerwerk." Nebenan kam die Nachbarin nicht so schnell an den Schachtdeckel. Ihr Vater Wulf Piterek, der ein paar Häuser weiter wohnt, sagt: "Bei uns war nur eine kleine Pfütze im Keller - meine Tochter stand bis zur Taille im Wasser. Wir konnten es kaum glauben." Erst, als die Feuerwehr den Keller ausgepumpt hatte, floss auch nebenan bei Schneiders nichts mehr nach. Aufräumen musste Piterek gestern im Dunkeln - vorsorglich wurde der Strom abgestellt. "Seit 30 Jahren wohnen wir hier, noch nie ist so etwas passiert", sagt der Rentner.

Um die Ecke herrscht stummes Entsetzen. Wolfgang Zöllner saugt im Keller Wasser auf. Und seine Nachbarn wringen wortlos ein ums andere Mal die Lappen aus, mit denen sie die Fliesen wischen. Die Teppiche im Wohnzimmer sind vollgesogen und zentnerschwer, so dass man sie kaum hinaus bekommt. 18 Jahre lebt das Paar im Düsseldörfchen, hat wenn überhaupt Sorge gehabt, dass der See einmal übers Ufer treten könnte. Und dann schoss das Wasser aus den Abflussrohren in der Küche, stand 30 Zentimeter hoch. In anderen Häusern sprudelte es aus den Waschmaschinen. Etliche Elektrogeräte im Quartier sind Schrott.

Gegen Hochwasser versichert sind die Wenigsten hier. Zum einen, weil sie sich ungefährdet fühlten. Zum anderen, weil die Versicherer den nahen Deichsee als Risiko sehen und hohe Prämien verlangen. Keiner dachte an die Kanalisation. Karl-Heinz Schneider will sich jetzt doch absichern. "Solche Starkregen kommen ja durch den Klimawandel immer öfter."

(RP)
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