Kundgebung am Samstag Tausende Kurden versammelten sich am Landtag

Düsseldorf · Mehrere tausend Kurden haben am Samstag in Düsseldorf demonstriert. Die Stimmung war sehr friedlich, und auch das anfangs befürchtete Verkehrschaos blieb aus. Viele Passanten hatten für die Aktion am zweiten Weihnachtsfeiertag trotzdem wenig Verständnis.

Düsseldorf: Kurden demonstrieren in der Innenstadt
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Foto: Daniel Bothe

Um 10 Uhr sammelten sich die Teilnehmer zur Auftaktkundgebung vor dem DGB-Haus an der an der Friedrich-Ebert-Straße in Düsseldorf. Bis 11 Uhr hatten sich dort lediglich 150 Teilnehmer eingefunden. Doch dann stieg laut Polizei díe Zahl der Demonstranten rapide bis auf rund 6000 an.

Die Kurden starteten ihren Protestzug gegen 12.45 Uhr: Sie zogen über Karlstraße, Graf-Adolf-Straße, Haroldstraße und Johannes-Rau-Platz zum Landtag. Dort kamen die Demonstranten laut Polizei gegen 13.30 Uhr an. Bei der Abschlusskundgebung am Nachmittag versammeln sich nach Schätzung der Polizei mehr als 10.000 Demonstranten am Landtag. Die Wiese vor dem Parlamentsgebäude war voller Menschen. Zwischenzeitlich standen die Demonstrierenden bis zum Mannesmann-Hochhaus. 7000 Menschen waren ursprünglich erwartet worden.

Eine Sprecherin rief übers Mikrofon "Wir sind das Volk und das Volk ist wir" und "Es lebe Öcalan". Gelegentlich versuchte die Sprecherin die Protestierenden zum Sprechchor "Internationale Solidarität" aufzurufen, was aber nicht wirklich funktionierte. Die Redner auf dem Podium sprachen weit überwiegend Kurdisch oder Türkisch. Daher war für die vielen Düsseldorfer Spaziergänger am Rheinufer schwer nachvollziehbar, wofür oder wogegen die Kurden demonstrierten.

Volksfest-Charakter

Viele trugen Fahnen mit dem Konterfei Abdullah Öcalans bei sich. Er ist einer der Führer der unter anderem in der EU und der Türkei als Terrororganisation eingestuften PKK, deren Vorsitzender er von ihrer Gründung 1978 bis zu ihrer Umbenennung 2002 war. Seit 1999 sitzt er im Gefängnis.

Die Demonstration hatte an Nachmittag volksfesthaften Charakter. Unter den Teilnehmern waren viele Familien mit Kindern, immer wieder wurden Selfies geschossen. Am Rande der Fläche vor dem Landtag waren Essensstände aufgebaut worden, die an Dönerbuden erinnerten. Viele Demonstranten nutzten zwischendurch das gute Wetter, um am Rhein spazieren zu gehen. Die Polizei hatte mehrere Hundert Polizisten zur Begleitung der Demonstration aus dem Weihnachtsurlaub geholt.

Bei den Passanten vor dem Landtag stieß die Großdemo ausgerechnet an einem der wichtigsten Feiertage auf wenig Verständnis. "Die Polizisten haben auch Familien, die Weihnachten nun ohne sie feiern müssen", sagte eine 60-jährige Düsseldorferin. Die Demo hätte auch gut an einem Wochentag stattfinden können, sagte die Frau weiter, insbesondere weil die Adressaten, die Parlamentarier im Landtag, am Feiertag gar nicht anwesend seien. Das Parlamentsgebäude ist über Weihnachten leer.

 Mit diesem Plakat hat jemand seinen Unmut über die Entscheidung der Kurden geäußert, am zweiten Weihnachtstag zu demonstrieren.

Mit diesem Plakat hat jemand seinen Unmut über die Entscheidung der Kurden geäußert, am zweiten Weihnachtstag zu demonstrieren.

Foto: Daniel Bothe

Die Demonstranten waren mit Bussen aus ganz Europa angereist. Ein anfangs befürchtetes Verkehrschaos blieb aus. "Bislang ist alles ruhig und friedlich verlaufen", sagte Polizeisprecher Markus Niesczery am Nachmittag. Nennenswerte Verkehrsstörungen habe es in der Innenstadt aufgrund der Demonstration nicht gegeben. Die Straßenbahnlinien 704 und 709 fielen wegen der Demonstration zwischenzeitlich aus.

Die Demonstration hat die Gruppe "NAV DEM" angemeldet. Die kurdische Organisation möchte nach eigenen Angaben gegen das Massaker an Kurden in der Türkei protestieren. Demonstrationsteilnehmer Emrah Tekin erklärte unserer Redaktion, warum er sich um die Menschen in seiner Heimatstadt Mardin an der türkisch-syrischen Grenze sorge: "Dort herrscht Ausgangssperre, schon mehrmals wurden Menschen erschossen. Ich lebe zwar schon lange in Deutschland, aber Mardin ist meine Heimat."

Die Veranstaltung war erst am Dienstag dieser Woche angemeldet worden. Demonstrationen müssen in Deutschland nicht genehmigt, sondern nur vom Veranstalter bei der Polizei angezeigt werden.

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