Düsseldorf Kunden müssen Umwege akzeptieren
Düsseldorf · Stadt kann geplante Schließung der Münsterpassage nicht abwenden.
An der Entscheidung war nicht zu rütteln, dennoch bot die Schließung der Münsterpassage, die für eine neue Großfiliale der Drogeriekette Rossmann auf knapp 800 Quadratmetern umgebaut wird, in der Sitzung der Bezirksvertretung 1 reichlich Gesprächsstoff. Hintergrund: Da es sich um ein Privatgrundstück handelt, kann der Investor nicht dazu verpflichtet werden, den Durchgang von der Münster- zur Glockenstraße zu erhalten. Eine Einflussmöglichkeit der Stadt ist nicht gegeben, auch das Engagement von Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte die für das Objekt zuständige Deutsche Immobilien Wirtschafts Gesellschaft nicht die Spur beeindruckt.
Für Michael Pfaff vom Bauaufsichtsamt lagen keinerlei Bedenken vor, dem Bauantrag nicht zuzustimmen. "Es war nicht eine einzige Befreiung nach dem Baugesetzbuch notwendig, unser Verhandlungsspielraum war gleich null. Hätte die Stadt das Baurecht nicht erteilt, wären wir regresspflichtig gewesen."
Dass Kunden, die für einen Einkauf in den verbliebenen Geschäften des Münstercenters oder denen an der Glockenstraße nun lediglich einen Umweg von 80 Metern in Kauf nehmen müssten, wie Pfaff ausführte, brachte Raimund Hartmann (SPD) auf die Palme. "Das sind wohl eher 800", sagte der Anwohner der Glockenstraße, der trotz der Fakten nicht nachvollziehen kann, dass der Bauantrag derart schnell genehmigt worden sei. Dieter Arensmann (CDU) wunderte sich, dass nicht einmal die Post opponierte, obwohl deren Filiale nun von der Hauptstraße abgeschnitten sei. "Zumindest die Adresse Münsterstraße kann die Post unter den jetzigen Umständen ja wohl kaum noch aufrechterhalten", so Arensmann. Marlene Utke vom Seniorenbeirat dazu: "Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die Post an dieser Stelle bald dicht macht."
Trotz aller Tristesse wollen die Stadtteilpolitiker aus diesem Lehrstück über "die Macht der Multis", so der Grüne Jürgen Kamenschek, wenigstens für die Zukunft lernen, und versuchen, im Sinne der Bürger Investoren im Vorfeld Einhalt zu gebieten. Frank Werkmeister (Die Linke) ist jedoch pessimistisch: "Hinter der Immobilien Gesellschaft steckt eine Heuschrecke mit Sitz in London. Die kennen so etwas wie Rücksicht oder Menschlichkeit nicht."