Düsseldorf Zwei Nachbarn raufen sich zusammen

Düsseldorf · Die Komödie an der Steinstraße eröffnete ihre Spielzeit mit "Die Eule und das Kätzchen" und großen Schauspieler-Leistungen.

 Jens Hajek und Julia Kelz auf der Bühne der Komödie.

Jens Hajek und Julia Kelz auf der Bühne der Komödie.

Foto: Peter Bocklage

Erst reißt ihn Nachbarin Doris unsanft aus dem Schlaf, dann wirbelt sie sein ganzes Leben durcheinander. Als Felix mitten in der Nacht nach heftigem Klingeln und Klopfen widerwillig seine Tür aufschließt, kann er nicht ahnen, dass er damit gleichzeitig die Büchse der Pandora öffnet. Wie ein Orkan fegt Doris ins Zimmer. Stinksauer, weil sie von jetzt auf gleich aus ihrer Wohnung geworfen wurde. Die Schuld daran trägt er, und das weiß sie. Felix hatte sie beim Vermieter wegen ihres unmoralischen Lebenswandels angeschwärzt. "Schön, ich habe Freunde", raunzt sie ihn an. "Freunde mit Geld." Das habe sie halt gelegentlich angenommen, na und? Jetzt pocht sie auf Asyl bei dem Petzer und nistet sich bei ihm ein.

Als erste Premiere der neuen Spielzeit brachte die "Komödie" den Boulevard-Klassiker "Die Eule und das Kätzchen" von Bill Manhoff auf die Bühne. Ein langlebiger Erfolg, erst auf dem Broadway, dann im Film von 1970 mit Barbra Streisand und George Segal. Den Titel lieferte der populäre angelsächsische Kinderreim "The Owl and the Pussycat" über die Liebesbeziehung zweier völlig unterschiedlicher Charaktere. Wenn Felix für die intelligente Eule steht, ist Doris zunächst alles andere als ein schmiegsames Kätzchen. Wütend und fauchend fährt sie ihre Krallen aus und strapaziert die Nerven des überrumpelten Felix. Beide Rollen dürften ein Leckerbissen für jeden Schauspieler sein. Julia Kelz als kratzbürstige Gelegenheits-Prostituierte und Jens Hajek als verunsicherter Möchtegern-Schriftsteller harmonieren bei der Premiere so perfekt, als hätten sie das Stück schon viele Male gemeistert. Da sitzt jede Geste, jeder Blick, jeder Ausbruch. Sie fetzen sich derart, dass eine Aussöhnung in diesem Katz- und Maus-Spiel unvorstellbar scheint. Doch genau das passiert. Sanftmütig beginnt Doris zu schnurren und fragt unvermittelt: "Wollen Sie mit mir schlafen?" Noch zuckt er zurück, fühlt sich aber immer stärker zu ihr hingezogen. Und dann entdeckt der spröde Intellektuelle eine neue Mission: Erziehen will er das ungeschliffene Mädchen, wie einst Professor Higgins seine Eliza Doolittle. Immer neue Fremdwörter soll sich Doris einverleiben, denn für dumm hält er sie nicht. "Warum laufen Sie vor Ihrem Verstand davon?", will er wissen.

Dem Paar im ständigen Widerstreit seiner Gefühle zuzuschauen, bereitet ungetrübtes Vergnügen. Ohne die souveräne Leistung von Julia Kelz und Jens Hajek wäre "Die Eule und das Kätzchen" jedoch weniger gut verdaulich. Besser, man nimmt einige Ungereimtheiten nicht gar zu pingelig unter die Lupe. Hinterfragt auch nicht, was den zurückhaltenden Felix dazu angestiftet hat, seine durchs Fernrohr beobachtete Nachbarin so reinzureißen. Und welcher Hauswirt hätte die Befugnis, eine Mieterin aufgrund eines Gerüchts fristlos auf die Straße zu setzen? In Schräglage kippt die Handlung, wenn aus fadenscheinigen Gründen der gemeinschaftliche Selbstmord geplant wird. Das ergibt zwar ein hübsches Geplänkel, aber wenig Sinn. Einige aktionsarme Szenen dehnen sich, zudem wird spürbar, dass der Zahn der Zeit auch dieses Stück nicht ganz verschont hat. Dennoch überzeugt "Die Eule und das Kätzchen" mit Witz und Schwung - federleichte sommerliche Unterhaltung. Herzlicher Premieren-Beifall für Regisseur Rolf Berg und das vorzügliche Schauspieler-Duo.

(RP)
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