Düsseldorf Zero Foundation verlässt den Medienhafen

Düsseldorf · Die Stiftung zieht um und hat für die Hüttenstraße große Pläne. Das ehemalige Atelier von Mack, Uecker und Piene wird Kulturzentrum.

 Künstlerische Kraftmenschen, die in Düsseldorf einst als Zero-Gruppe agierten: Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker (v.l.), 1962 anlässlich der Ausstellung NUL in Amsterdam.

Künstlerische Kraftmenschen, die in Düsseldorf einst als Zero-Gruppe agierten: Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker (v.l.), 1962 anlässlich der Ausstellung NUL in Amsterdam.

Foto: EPD/Raoul Van den Boom/Zero-foundation

285.000 Euro sind schon da an Spendengeldern. 550.000 Euro sollen es werden, damit der ehrgeizige Umbau in der Hüttenstraße Anfang 2017 losgehen kann. Die Zero Foundation zieht weg aus dem Medienhafen, weil die Mieten zu teuer geworden sind. Und mit dem Umzug wird ein Traum wahr: An dem Ort, wo einst wegweisende Kunst entstand, soll das neue Domizil der Stiftung künftig liegen. Mehr als das wird ein kleinerer Kulturbetrieb entstehen mit diversen künstlerischen Aktivitäten. Ist der Umzug schon beschlossen, so werden für die erheblichen Umbauarbeiten und die Restaurierung noch Geldgeber gesucht. Auch die Tinte unter dem künftigen Mietvertrag ist noch nicht trocken.

Der künftige Stiftungssitz - wenn man so will, eine Kultstätte - ist ein nach außen unscheinbares Hinterhaus. Doch die Nummer 104 in der Hüttenstraße ist steinerner Zeuge der Kunstgeschichte. Bis zu seinem Tod im Sommer 2014 wohnte und arbeitete hier der Zero-Künstler Otto Piene, wenn er sich in Deutschland aufhielt. In der zweiten Etage hatte er sein legendäres Feueratelier eingerichtet, in dem er mit dem Ruß der Flammen einzigartige Bilder "malte". Vor Otto Piene mieteten über die Jahrzehnte gesehen weitere berühmte Künstler ihre Ateliers in diesem Haus, unter anderen Verhüllungskünstler Christo, Werbelegende Charles Wilp und Pienes Kollegen aus der Zero-Gruppe, Günther Uecker und Heinz Mack.

In diesem Gemäuer möchte man einmal Mäuschen spielen, teilhaben an den Geschehnissen der nach dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf explodierenden Kunstbewegung. Man möchte dem Geräusch der damaligen Werkzeuge lauschen und auf Spurensuche gehen nach den Künstlern, die damals in sehr großer Armut in eine neue Zeit aufbrachen und die der materiellen Not den Reichtum ihrer Fantasie entgegensetzten.

Vor acht Jahren formierte sich in Düsseldorf die Zero Foundation, die sich um das Erbe und die Dokumentation der 1958 von Piene und Mack gegründeten Künstlergemeinschaft, zu der 1961 Günther Uecker stieß, kümmert. Es ist eine Stiftung, die das große Glück hat, die Künstler auch nach Auflösung der Gruppe, 1966, als Mitgründer zu haben wie auf der anderen Seite die Landeshauptstadt, die die Mittel für Miete und Personal bereitstellt.

Die Gabe der Künstler ist eine besondere, bringen sie sich doch als authentische Deuter ihres Werkes ein; oder mit Schenkungen signifikanter Werke und Dokumente.

Möglich wird der Umzug nur dadurch, dass das von Otto Piene gemietete Atelier mit seinem Tod frei wurde. Maßgeblich beteiligt an den Zukunftsplänen ist daher seine Witwe und Erbin Elizabeth Piene, die die derzeitige Mieterin aller Etagen ist. Dem Vernehmen nach schenkt Elizabeth Piene der Zero Foundation zwecks Dokumentation das erhaltene Feueratelier ihres Mannes, eine alchemistische Zauberkammer, die für die Nachwelt eins zu eins erhalten bleiben soll. Nur eine gläserne Wand wird zum Schutz vor Zerstörung eingezogen.

Wenn die Zero Foundation demnächst in der Hüttenstraße einzieht, wird sie ihre Forschungsarbeit und die Archivierung noch verstärken. Auch sollen Stipendiaten die Möglichkeit erhalten, an dem neuen Zero-Standort zu arbeiten. Eine kleine Wohnung im Nebenhaus des Hinterhauses eignet sich als Domizil. Internationale Kooperationen werden intensiviert, mit dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge, an dem Otto Piene jahrzehntelang Professor war, mit dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe und eventuell mit dem Jülicher Forschungszentrum. Das wäre ganz im Sinne von Otto Piene und Heinz Mack, der in den 1960er Jahren schon die physikalischen Eigenschaften von Licht und Farbe als faszinierendes Kalkül in sein Werk mit einbrachte.

Wann die Hüttenstraße eröffnet werden kann, ist noch nicht sicher. Sicher aber ist, dass der Besucher künftig, hat er erst einmal die schwere Eisentür aufgemacht, die Wucht einer längst vergessenen Zeit erlebt, die in der Zukunft ihre Fortsetzung erfährt.

(RP)
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