Düsseldorf Wilde Nächte in Bad Bertrich

Düsseldorf · "Mein perfekter Partner" hatte in der Komödie an der Steinstraße Premiere.

 Tatjana Kästel, Andreas Elsholz (u.), Stefan Bockelmann und Wanda Worch in "Mein perfekter Partner".

Tatjana Kästel, Andreas Elsholz (u.), Stefan Bockelmann und Wanda Worch in "Mein perfekter Partner".

Foto: Bretz

Liebe, Eifersucht, Betrug, Rache und Sex sind der Stoff, aus dem zahlreiche gelungene Komödien und bewegende Tragödien gewebt sind. In der "Komödie" an der Steinstraße finden sich diese ewig menschlichen Themen im neuen Stück "Mein perfekter Partner", inszeniert von Thomas Weber-Schallauer.

Die Handlung ist etwas krude: Ein seit langem liiertes, offenbar gut situiertes Paar entschließt sich zu heiraten. Just da bekommt die Braut Anna Bedenken und begibt sich auf Suche im Internet, ob sich nicht doch was Bess'res findet. Dort wird von einer Vermittlungsagentur alles, was sie jemals im Netz tätigte - Mails, Einkäufe, Buchungen, Kommentare, Texte für Twitter und Facebook - zusammengewürfelt, exzerpiert und ausgewertet.

Prompt wird ihr aufgrund dieser Information der ideale, einzig glücklich machende Partner präsentiert, und genauso prompt verliebt sie sich in den Wildfremden. Bereits nach einer Woche beschließt sie, ihn zu ehelichen - wo es beim aktuellen Verlobten Joe doch neun Jahre bis zu diesem Entschluss brauchte. Auch der Fremde - Aaron (sehr smart verkörpert von Andreas Scholz) - ist sogleich entflammt. Doch dummerweise hat er ebenfalls seit langem eine Freundin: Loretta. Diese - hinreißend gespielt von Tatjana Kästel - betritt die Szene verheult und in einem Brautkleid, das in seiner Spitzen- und Rüschen-Scheußlichkeit wohl jeden potenziellen Heiratskandidaten in die Flucht treiben würde.

Der Theaterabend beginnt etwas zu laut mit der Auseinandersetzung zwischen der nervösen Anna (Wanda Worch) und dem schnell aufbrausenden Joe (Stefan Bockelmann). Ihm nimmt man die tiefe Verletzung und großmütige Liebe zunächst nicht so ganz ab. Auch dass eine Frau wie Anna einfach mir nichts dir nichts nach Jahren ihren Bräutigam verlässt, mag man den trotzigen Gebärden und auffahrenden Erwiderungen der ständig als "lieb" bezeichneten Blondine nicht recht glauben. Ebenso schwer vorstellbar ist, dass gestandene Menschen sämtliche auch noch so privaten Informationen aus dem Netz einfach gebündelt preisgeben. Erst mit dem Auftritt Lorettas, ihren witzigen Repliken und ihrer sehr weiblichen und pragmatischen Art, mit dem Dilemma umzugehen, gewinnt das Stück an Fahrt, Leichtigkeit und Subtilität.

Da kommen wilde Nächte im Sündenpfuhl Bad Bertrich ebenso vor wie kräftige Tritte ins männliche Gemächt, Vaterkomplexe, lebenskluge Barmänner (Ulrich Schmissat), chronisch untreue Kerle und Hochzeits-Suiten mit High-Tech-Elektro-Klo in Las Vegas. Ob die ideale Liebe zum idealen Partner sich jedoch aus der Summe all unserer Mails, Twitter- und Facebook-Kommentare ergibt, bleibt fraglich. Lang anhaltender Beifall im ausverkauften Haus.

(RP)
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