Düsseldorf Verzettelt: Impulse-Auftakt will zu viel

Düsseldorf · Das Theater-Festival Impulse sei eines, das sich immer wieder neu erfindet, sagte der Leiter des NRW-Kultursekretariats, Christian Esch, in seiner Grußbotschaft zur Eröffnung im Tanzhaus NRW. Das mag auf den Modus des Festivals zutreffen, das neuerdings jährlich und hauptsächlich in nur einer Stadt veranstaltet wird. Ein Blick ins Programmheft erregt allerdings Widerspruch: Viele eingeladene Künstler und Gruppen sind aus den Vorjahren bekannt. She She Pop, Rimini Protokoll oder auch Gintersdorfer/Klaßen waren schon da, teilweise mehrfach. Liegt das nun am verengten Blick der Festivalmacher? Oder will man kontinuierliche Entwicklung fördern und sichtbar machen? Unter letzterem Aspekt ergibt eine erneute Einladung von Gintersdorfer/Klaßen Sinn, die das Programm mit ihrer Produktion "Der Botschafter" eröffnen durften.

Die Regisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut Klaßen führen seit gut zehn Jahren die Arbeit mit einem deutsch-westafrikanischen Team fort. Sie machen kulturellen Austausch live erfahrbar, Verständigung und Vermittlung auf Grundlage unterschiedlicher Codes und Symboliken. Die einzelnen Produktionen kann man als Zwischenstände eines langen künstlerischen Prozesses sehen.

Offenbar hat sich die Gruppe momentan etwas verzettelt im Aufschlüsseln der postkolonialen Wirklichkeit. Ein Ensemble aus zehn Schauspielern, Tänzern und Musikern knüpft eine lose und stark ersichtlich aus Improvisation erwachsene Geschichte um zwei Typen deutscher Botschafter in Westafrika: Einer vertritt die alte Schule, wahrt Distanz, trennt die Nationen. Der andere verknüpft alles, hat eine guineische Ehefrau und eine Horde Adoptivkinder, die ihm Türöffner in die gesellschaftlichen Gruppen sein sollen. Im Ensemble tummeln sich deutsche Schauspiel-Stars wie Anne Tismer, Indie-Pop-Größen wie Ted Gaier von den Goldenen Zitronen und Hans Unstern. Sie treffen auf ivorische Tänzer und Musiker des Coupé Décalé und tun sich schwer, einen gemeinsamen Sound und Fokus zu finden. In Momenten ist es zwar unheimlich spannend, die erschreckend unstabile politische Geschichte Sierra Leones und Liberias teils von Zeitzeugen zu erfahren - ein Darsteller tanzte auf einer Party des Kriegsverbrechers Charles Taylor. Doch der Abend macht letztlich nicht Geschichte zur konzeptstarken Performance, sondern verliert sich in zu vielen Geschichten und Ansätzen.

(RP)
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