Streit ums Geld in Düsseldorf Theaterleiter verschickt "Schmähbrief" gegen den Kulturentwicklungsplan

Düsseldorf · Der Leiter des Theaters an der Kö, René Heinersdorff, kritisiert den mittlerweile fertiggestellten Kulturentwicklungsplan mit scharfen Worten. Zu pauschal seien die Ergebnisse, findet der Theatermann. Die Stadt wehrt sich.

 René Heinersdorff ärgert sich über den neuen Kulturplan.

René Heinersdorff ärgert sich über den neuen Kulturplan.

Foto: Heinersdorff

Einen "Schmähbrief" nennt René Heinersdorff seinen Schriftsatz selbst, den er Anfang der Woche an Kulturamtsleiterin Marianne Schirge sendete. Darin beschwert sich Heinersdorff über den Kulturentwicklungsplan (KEP), den er kurz zuvor in die Hand bekommen hatte. Er wollte nicht glauben, was er las.

Eine "verblendete Nebelsprache" wirft der Leiter des Theaters an der Kö den Autoren vor. "Der Bericht könnte genauso für Hannover, Frankfurt, Nürnberg und Karlsruhe gelten, so pauschal sind Analysen und angeblich daraus resultierende Empfehlungen gehalten", schreibt Heinersdorff in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. Erkenntnisse, die spezifisch für Düsseldorf gelten, gebe es keine, meint er. Kulturpolitisch brisante Themen - etwa die Sanierung des Schauspielhauses oder die Zukunft des Theatermuseums - blende der Bericht aus. Nichtssagende Sätze hingegen "müssten Anlass genug sein, das Honorar der Beratung zurückzufordern", so Heinersdorff weiter.

Zu Erinnerung: Die Ratsmehrheit aus SPD, FDP und Grünen hatte 2014 den neuen Plan für die Kultur beschlossen und im Jahr darauf die Bonner Kulturpolitische Gesellschaft mit der Erstellung des KEP beauftragt. 250.000 Euro hatte die Stadt dafür bereitgestellt, die Berater hatten zu Workshops geladen, mit hiesigen Akteuren gesprochen und im Sommer dieses Jahres ihren Plan vorgestellt.

 Im Mai 2016 trafen sich 150 Teilnehmer zu einem Workshop im Malkasten. Es war der öffentliche Auftakt zu dem Prozess, an dessen Ende der Kulturentwicklungsplan stand.

Im Mai 2016 trafen sich 150 Teilnehmer zu einem Workshop im Malkasten. Es war der öffentliche Auftakt zu dem Prozess, an dessen Ende der Kulturentwicklungsplan stand.

Foto: Endermann

Dass Heinersdorff sich erst jetzt zu Wort meldet, verwundert darum. Der Theatermann sagt, das Kulturamt habe ihm die Druckfassung des KEP erst vergangene Woche zugesandt. Heinersdorff selbst war an der Entwicklung beteiligt, er hatte sich für ein Experteninterview zur Verfügung gestellt. Im KEP vermisst er nun konkrete Aussagen, etwa darüber, wo in der Stadt zu viel ausgegeben werde für Kultur und wo zu wenig. Dass für den KEP überhaupt Geld ausgegeben wurde, versteht er nicht.

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe weist die Kritik zurück: "Von Anfang an war klar, dass der Kulturentwicklungsplan sich nicht mit einzelnen Instituten beschäftigen sollte, sondern spartenübergreifend Querschnittsthemen aufgreift, die für eine Weiterentwicklung der Kultur in Düsseldorf in den nächsten Jahren von Bedeutung sind." Mit den Handlungsempfehlungen sei ein Zwischenergebnis erreicht, "das in den nächsten Jahren wie ein Steinbruch genutzt werden kann", sagt Lohe. Priorität habe nun etwa, das Kulturamt durch "ämter- und spartenübergreifende Synergien zukunftsfähig" zu machen sowie die Erarbeitung zeitgemäßer Förderrichtlinien. Die Gründung eines Rats für die Künste, einer Interessenvertretung für die Kultur, soll ebenfalls vorangetrieben werden.

Info Der Kulturentwicklungsplan steht im Internet: www.kep-duesseldorf.de

(kl)
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