Düsseldorf Szczesny malt die Lebensfreude

Düsseldorf · Die Schau "Neues vom Neuen Wilden" des Künstlers am Belsenplatz ist eröffnet.

 Stefan Szczesny

Stefan Szczesny

Foto: Galerie Kellermann

Alle diese Werke sind so farbenfroh - und es ist, als habe der Künstler Schlagwörtern ein Gesicht gegeben: Stefan Szczesny malt Unbekümmertheit, Freiheit und Lebensfreude. Auf seinen Werken, diesmal in der Galerie Kellermann am Belsenplatz, sind schwungvolle Pinselstriche und kräftige Farben zu sehen. Und der Künstler? Er trägt Hemd und Stoffhose. Der 65-Jährige strahlt die Gelassenheit eines Malers aus, der sich der Wirkung seiner Kunst längst gewiss - und doch immer noch ein Suchender ist. "Ich will an die Reizschwelle und suche nach den kräftigsten Farben", sagt Szczesny, der eigens aus seiner Wahlheimat Frankreich in die Galerie Kellermann gekommen ist, um seine Ausstellung "Neues vom Neuen Wilden" persönlich zu eröffnen.

Als Stefan Szczesny Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit weiteren namhaften Künstlerinnen und Künstlern die "Neuen Wilden" gründete, setzte er einen Kontrapunkt zur damaligen Kunst. Die Künstlergruppe stand für eine Malerei, die vor Lebensfreude sprühte. Sie bildete einen Gegensatz etwa zur Farbfeldmalerei oder der Düsseldorfer Zero-Kunst von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker. Während diese Künstler auch Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Zeichen der "Stunde Null", der Ruhe und Stille malten, bedienten sich die Wilden um Szczesny der Kraft der Farben. Ihren Namen bekamen die "Neuen Wilden" in Anlehnung an die französischen "Fauves". Szczesnys ältere Bilder zeugen davon.

Gleich im Schaufenster der Galerie Kellermann erblickt der Besucher das "Bouquet". Zunächst sieht er eine Vase, die der Künstler aus nur zwei geschwungenen Pinselstrichen erschaffen hat. In dieser Vase blühen goldgelbe Tulpen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man ihn, den wohlgeformten Körper einer Frau. Ein Motiv, das sich auf vielen seiner Gemälde findet. Für ihn sei das eine Allegorie für das pure Leben, sagt der Künstler. Trotz dieser Substanz scheint es, als seien seine Werke in nur wenigen Minuten entstanden. "Genau das macht Stefan Szczesny aus", sagt Galerist Matthias Kellermann. Wenigen Künstlern gelinge es, ihre Arbeit nicht als solche wirken zu lassen. "Leichtigkeit ist so schwer."

Auch das Werk "Badende 9" strahlt das aus. Pink, Neongelb und ein Hauch von Schwarz bilden den farblichen Ausdruck der Unbekümmertheit. Und wer etwas über den Künstler erfahren will, kann das auf der Rückseite der Leinwand. "Marschner Str. 41c" steht da mit Bleistift geschrieben: Es ist die alte Münchner Adresse von Szczesny, der an der Akademie der Bildenden Künste ausgebildet wurde, von dort nach Köln und später nach Frankreich zog. Seine neuen Werke heben sich leicht ab. Aquarelle sind das: mehr Gold, mehr Pastell, trotzdem leicht. Mediterraner Lebensstil.

Info In der Galerie Kellermann, Cheruskerstraße 105, bis 15. Oktober.

(ball)
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