Düsseldorf Süverkrüp macht aus der Kunst eine Schau

Düsseldorf · Der ehemalige Liedermacher zeigt im Heine-Institut Malereien und spinnt um seine Ausstellung eine große Geschichte.

 In seiner Ausstellung im Heine-Institut zeigt Dieter Süverkrüp 45 Gemälde und erzählt zugleich von drei vermeintlichen Kunstkennern.

In seiner Ausstellung im Heine-Institut zeigt Dieter Süverkrüp 45 Gemälde und erzählt zugleich von drei vermeintlichen Kunstkennern.

Foto: Andreas Bretz

Wer nur ein kleines bisschen Größenwahnsinn in sich trägt, kann sagen: Dieter Süverkrüp ist der neue Beuys. Denn so wie dem berühmten Künstler, dem einst seine "Fettecken"-Installation in der Kunstakademie einfach weggeputzt wurde, erging es nun auch Süverkrüp. Ganz kurz vor der Eröffnung seiner Schau im Heine-Institut war plötzlich eines seiner Kunstwerke abgeräumt. Mit Farbe bemalte Pappteller, die er am Abend zum Austrocknen auf einer Vitrine platziert hatte - einfach weg. Eine Reinigungskraft hatte den Titel der Installation, dessen Bestandteil die Teller waren, wohl als Aufforderung verstanden. Er lautet: "Wer ist dran mit Aufräumen?"

Die Teller fand der findige Künstler schließlich in einem großen Müllsack wieder, und so ist auch diese Installation neben Dutzenden weiteren Werken ab sofort im Heinrich-Heine-Institut zu sehen. "Süverkrüps Fälscherwerkstatt. Neue Bilder, neue Rätsel" ist die Schau betitelt, und wer nun stutzt und denkt: Moment mal, Dieter Süverkrüp, Bilder, bemalte Pappteller, Kunst, der stutzt zu Recht. Denn früher einmal war Süverkrüp ja allen voran als Liedermacher bekannt. In den 60ern sang er gegen die Notstandsgesetze an, gegen Altnazis, den Vietnamkrieg. Und er schuf den Baggerführer Willibald, der Häuser baut, die er sich selbst nicht leisten kann, und als er das bemerkt, probt er den Aufstand nicht nur, sondern zieht ihn auch durch.

Das alles ist lange her. "Heute mache ich nur noch für mich Musik", sagt der 81-Jährige. Obgleich die Zeit, da stimmt er zu, ein paar gute Protestsongs vertragen könnte. "Da müssen andere ran", meint er. Und: "Ich würde viel zu bitter werden." Das wäre allzu schade, denn dieser Süverkrüp, der nun mit seinen schwarzen Turnschuhen durchs Heine-Institut federt, ist ein munterer Typ, der gute Geschichten zu erzählen weiß - etwa die, wie er mal an nur einem Abend Konzerte in München und Bern zu spielen hatte und die Veranstalter einen Testpiloten anheuerten, damit der mit dem Sänger in einem Sportwagen durch die Kantone donnert.

Seit einigen Jahren nun widmet sich Süverkrüp wieder vermehrt der Malerei, damit hatte er angefangen, als er sich Ende der 40er als 14-Jähriger in einen Akt-Kurs schummelte. In den 50ern studierte er schließlich an der Werkkunstschule. Im Heine-Institut zeigt er vor allem Öl-Gemälde, oftmals tierische Fantasiewesen und düstere Traumwelten.

Aber weil er nun mal ein großer Erzähler ist, hat seine Schau auch einen literarischen Charakter. Denn Süverkrüp hat um die 45 Bilder eine ganze Erzählwelt geschaffen: Drei ziemlich erlauchte Kunstkenner - die sich der Künstler ausgedacht hat - begleiten seine Werke und machen Interpretationsangebote. "Zeigt ein tiefes metaphysisches Grundanliegen" ist neben einem Gemälde zu lesen; von "libertinösem Gedrängel" ist bei einem anderen die Rede. Die Kunstkenner-Figuren geben zudem ihre Expertisen darüber ab, ob die Werke echt oder gefälscht sind - das ist eine weitere Erzählebene, die Süverkrüp in sein Verwirrspiel eingezogen hat. Das lässt sich gut als Kommentar auf vergangene Kunstfälscherskandale und den Kunstbetrieb verstehen. Süverkrüp sagt, er habe einfach "Spaß an der Verunsicherung". Natürlich aber seien seine Werke, wie damals die Musik, nicht unpolitisch. Das Bild eines Gockels hat er "Der gesunde Eigennutz" genannt. Eine Gestalt auf tiefblauem Grund - vielleicht ein Fährmann - heißt "Als die Flüchtlinge noch einzeln kamen".

Eine "nicht-digitale Virtualität" möchte der Künstler durch seine Korrespondenz zwischen Text und Bild erzeugen. Ohnehin stünden diese ja in direkter Beziehung zueinander. "Unsere Sprache kommt doch ohne Bilder gar nicht aus", sagt Süverkrüp. Im besten Fall sollen die Besucher die Erzählstränge aufnehmen und gleichfalls weiterspinnen. "Der Film findet im Kopf statt", sagt Süverkrüp.

(kl)
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