Düsseldorf Stephan Kaluzas Psychodrama

Düsseldorf · Ein Theaterstück des Düsseldorfer Vielfach-Künstlers hat morgen im Kleinen Haus des Schauspielhauses Premiere. In diesem Jahr will Kaluza zudem noch drei Museumsausstellungen gestalten und zwei Bücher veröffentlichen.

 Stephan Kaluza in seinem Düsseldorfer Atelier.

Stephan Kaluza in seinem Düsseldorfer Atelier.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Als "psychologische Achterbahnfahrt" bezeichnet Stephan Kaluza (50) sein Stück "3D", das morgen im Kleinen Haus Premiere hat. Er ist auch der Bühnenbildner in der Inszenierung von Kurt Josef Schildknecht. "Die Wände sind komplett weiß verhangen", sagt er, "darin tobt dann der Hexenkessel."

Nach 20 Jahren kommt es zu einem Wiedersehen zwischen Bette (Tanja Schleiff) und Albert (Michael Abendroth). Ihre gemeinsame Tochter Clara ist tot. Die Zuschauer erahnen ein düsteres Geheimnis, dem nicht leicht auf die Spur zu kommen ist. Stephan Kaluza treibt das Spiel mit den schlimmstmöglichen Wendungen auf die Spitze: "Sie führen in Sackgassen, in denen es immer enger wird. Bis man nicht mehr hinausfindet."

2012 wurde das Psychodrama in Stuttgart uraufgeführt - als Koproduktion mit "Stallerhof" (1971) von Franz Xaver Kroetz. Üblicherweise sieht er seine Stücke erstmals bei der Premiere. Den Entstehungsprozess der Düsseldorfer Inszenierung konnte er als Bühnenbildner beobachten. Hätte der Autor Kaluza nicht gern ein Wörtchen mitgeredet? "Doch", antwortet er, "ich habe es auf Wunsch des Regisseurs bei bestimmten Feinheiten auch getan." Die Besetzung begeistert ihn. "Die Textmengen sind eine Herausforderung für die Schauspieler. Ein Kraftakt über fast anderthalb Stunden." Allmählich offenbart sich eine beklemmende Geschichte über lebenslange Abhängigkeiten. Tanja Schleiff spiele wahnsinnig gut, so schwärmt Stephan Kaluza. "Ihr nimmt man alles ab. Mit verstörender Intensität reißt sie die Zuschauer mit in ihren Alptraum. Mehr will ich nicht verraten."

Der Düsseldorfer ist in vielen Bereichen künstlerisch aktiv. Deshalb klebe das Etikett "eigentlich" so hartnäckig an ihm, klagt er. Als er sich nach dem Studium an der Kunstakademie der Fotografie zuwandte, hieß es, eigentlich sei er ja Maler. Fast gleichzeitig veröffentlichte er sein erstes Stück. "Dann wurde geschrieben, eigentlich sei ich Fotograf. Auf diesem Treppchen ging es weiter", erzählt er. "Man hat in Deutschland halt so seine Schubladen. Wie früher die Zünfte."

In seinem Kosmos ist Platz genug für mannigfache Ideen. "Das Medium sollte der Inspiration folgen, nicht umgekehrt. Bei mir hat alles miteinander zu tun. Welchen Krakenarm ich wähle, das steuert allein die Idee. Selbst mein Rheinprojekt hatte etwas von einer Bühne." Dafür war Kaluza 2007 in acht Monaten das gesamte Ufer von der Quelle bis zur Mündung abgelaufen. Er dokumentierte die andere Rheinseite in 35 000 Fotos und fügte sie zu einem singulären Bild zusammen. Ähnliche Vorhaben führten ihn an die Themse, nach Thailand und an die fast verschwundene Berliner Mauer. Auch 2015 wird ein schöpferisches Jahr. Stephan Kaluza setzt sein Foto-Projekt über Schlachtfelder fort, gestaltet drei Museumsausstellungen, veröffentlicht ein Buch mit seinen Theaterstücken und einen Roman. Sein Schaffen strukturiert er nach den Jahreszeiten: im Sommer Fotografie, im Winter Malerei und Literatur. Schwindet das Tageslicht, beginnt er zu schreiben. "Für den letzten Schliff reise ich nach Indien, in eine Hütte in Goa. Mein Leben besteht aus Arbeit und meinen beiden Sennerhunden. Das alles kriegt man nur mit Disziplin hin."

(RP)
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