Düsseldorf Schwerelosigkeit für Anfänger

Düsseldorf · Regisseur Ivica Simic hat im Jungen Schauspielhaus ein Stück geschaffen, das Kindern Theater näherbringt und sie durch unkonventionelles Spiel anregt, die Welt zu entdecken. "Die Kunst vom Fliegen und Fallen" hat morgen Premiere.

 Szene aus dem Stück "Die Kunst vom Fallen und Fliegen".

Szene aus dem Stück "Die Kunst vom Fallen und Fliegen".

Foto: Junges Schauspielhaus

Das Wichtigste ist immer die Botschaft, sagt Ivica Simic. Das gelte besonders für seine Arbeit, denn Simic macht Theater für die Allerkleinsten. Sein Stück "Die Kunst vom Fallen und Fliegen" ist ab morgen für Kinder ab drei Jahren im Jungen Schauspielhaus zu sehen.

"Wir haben eine große Verantwortung, den Kindern wichtige Botschaften mitzugeben, damit sie sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können", sagt der kroatische Regisseur. Damit meint der 63-Jährige keineswegs, Weisheiten in ein Stück zu packen, um den jungen Zuschauern eine Meinung vorzugeben. Im Gegenteil. Simic findet, man müsse den Kindern ein Angebot machen. "Wer bin ich denn, ihnen zu sagen, was schön ist oder nicht?" Kinder seien spirituelle Wesen, die einen ganz eigenen, unvoreingenommenen Sinn für Schönheit haben. "Normalerweise kommunizieren wir Erwachsenen doch auf zwei Ebenen. Entweder auf einem rationalen oder auf einem emotionalen Level. Aber es gibt noch mehr: das Spirituelle. Theater sollte Kindern die Möglichkeit geben, ihre natürliche Spiritualität zu nutzen." Deshalb sind seine Inszenierungen nie starr, sondern vereinen Tanz, Schauspiel und Performance. Sie lassen sich nicht in eine Kategorie einordnen, oftmals nicht in Worte fassen, jedenfalls nicht in solche, die schon so oft für Gesehenes gebraucht wurden.

Und das ist das Besondere an Simics Arbeit. Die Entdeckung der Welt sei eine sehr persönliche Sache, sagt er. Schönheit liege im Auge des Betrachters, und Kinder stünden erst am Anfang, sich dieses sprichwörtliche Auge anzueignen und ihre Welt für sich zu entdecken. Simic möchte Kindern durch seine Art des Theaters dabei helfen. Er möchte die Fantasie anregen, Kreativität bewahren und nicht durch festgelegte Wahrheiten ersetzen.

Dabei werden auf der Bühne ganz banal anmutende Fragen theamatisiert. Wie schwer ist eigentlich Luft? Warum fliegt ein Ballon, man selbst aber nicht? Wieso laufen Tränen die Wange hinunter? "Das sind alles Dinge, die wir für selbstverständlich halten. Ein Kind aber nicht." Simic möchte Schwerelosigkeit für Kinder erfahrbar machen. Er möchte Kindern zeigen, dass sie wirklich fliegen können - wenn sie die Hilfe von anderen annehmen. Eine Tänzerin und eine Schauspielerin setzen seine Ideen auf der Bühne um, lassen dabei Raum für Interpretationen. "Es ist eine abstrakte aber sehr nahe Performance", sagt er. Kinder hätten das tiefe Verständnis für so etwas, weil sie nicht das Bedürfnis haben, Dinge unbedingt einordnen zu müssen.

Simics Produktionen werden international gefeiert, touren durch die ganze Welt. Ob in Sibirien, Sidney, Japan oder London - sein Verständnis von Theater kommt an. In Zagreb leitet er das Theater Mala Scena, eines der führenden Theater für junge Menschen in Kroatien. Nach Düsseldorf hat ihn seine Freundschaft zu Intendant Günther Beelitz gebracht. Auch dem künstlerischen Leiter des Jungen Schauspielhauses, Christof Seeger-Zurmühlen, gefiel Simics Stück. Also reiht sich auch die Landeshauptstadt ein in die zahlreichen Orte, an denen Kinder bereits lernen durften, wie man fliegt.

(RP)
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