Gastro-Tipp Schweizer Raclette für kurze Zeit

Düsseldorf · Die Racletterie lädt zwei Mal wöchentlich zum Genießen ein. Aber Achtung: Den geschmolzenen Käse auf Fleisch und Gemüse gibt es nur bis Frühjahr.

 Timo Schmitz und Marco Perkuhn (v.l.) betreiben das Pop-up-Restaurant "Racletterie".

Timo Schmitz und Marco Perkuhn (v.l.) betreiben das Pop-up-Restaurant "Racletterie".

Foto: Andreas Endermann

Wenn auf dem Computerbildschirm ein Werbeelement unerwartet aufspringt, ist das ein Pop-up. Das englische Wort bedeutet "plötzlich auftauchen". Computerbenutzer klicken dieses unerwünschte Fenster weg, oft verschwindet es auch von selbst. Den Begriff "Pop-up" machen sich auch Geschäftsleute zu Eigen: Sie mieten für einen festen Zeitraum leerstehende Räume und verkaufen ihre Waren, um dann wieder zu verschwinden.

Seit Kurzem öffnet ein Pop-up-Restaurant an der Hohe Straße. Auf der Karte steht ausschließlich eine Spezialität: Schweizer Raclette. Die Idee hatten Marco Perkuhn und Timo Schmitz. Die beiden 28-Jährigen arbeiten in einem Hotel und wurden von vielen Gästen nach dieser Schweizer Spezialität gefragt, musste aber einräumen, dass es Raclette in Düsseldorf wohl kaum gibt. "Da haben wir uns an einem langen Abend bei einer Flasche Wein überlegt, an unseren freien Tagen eine Racletterie zu betreiben", sagen sie. Räume fanden sie schnell. Ein befreundeter Gastronom stellt ihnen einen rustikalen Gewölbekeller mit etwa 40 Plätzen kostengünstig zur Verfügung.

Jeden Sonntag und Montag gibt es nun Schweizer Raclette in der Racletterie. Statt auf kleinen Pfannen am Tischofen entschieden sich die beiden Teilzeitgastronomen für einen traditionellen Raclette-Ofen. Dieser steht auf einem Tisch in der Mitte des Gast-Raumes: Ein großer Käse-Laib an einem Schwenkarm wird nah an eine glühende Heizspirale geschoben, bis die Oberfläche schmilzt, auf einen Teller tropft oder mit einem Messer abgeschabt wird. Der Gast wählt zuvor aus etwa zehn Raclette-Varianten aus. Drillinge (4,50 Euro), Marktgemüse (fünf Euro), grüner Spargel (sechs Euro), Feige in Schwarzwälder (fünf Euro) oder Scampi (9,50 Euro) zum Beispiel. Diese Zutaten bereitet Timo Schmitz in der Küche zu, lässt im Gastraum den Käse über sie fließen und serviert die kleinen Gerichte.

Die Speisen auf den kleinen Tellern sind gut, einfach und schmackhaft und sättigen mit dem traditionell fetthaltigen Käse - auf Wunsch auch separat serviert - ordentlich. Brot und Kräuterquark gibt es üppig dazu, passend zum Genuss gibt es mehrere Weine (ab vier Euro). Wer etwas anderes testen möchte, bestellt eine Zwiebelsuppe (die eine Spur zu pfeffrig ist, sechs Euro) oder ein Lammcarré (sehr gut rosig gebraten mit Rosmarin, 10,50 Euro), das sehr nett in einem hohen Töpfchen serviert wird und als kleine Beilage sehr schmackhafte Kürbisstücken hat - und selbstverständlich auch mit Raclette-Käse genossen werden kann. "Probieren Sie unsere Kokos-Käse-Schnitte", empfehlen die Gastgeber nachdrücklich - wer kann da schon widerstehen? Der Kuchen lohnt sich: locker käsig, mit Kokosraspeln bestreut und mit einem guten Hauch Limone (6 Euro). Der Kuchen ist hausgemacht - die Racletterie ist auch ein kleiner Familienbetrieb geworden: Timo Schmitz' Freundin Annemarie backt nach einem Familienrezept, Bruder Lucas hilft in der Küche, Mutter kocht die Suppe. "Aber am Anfang haben sie uns alle für verrückt erklärt", sagt das Gastro-Duo amüsiert und erfreut über die große Unterstützung.

Die Racletterie soll Ende März wie ein Computer-Pop-up enden. Was dann folgt, sei noch offen, sagen Marco Perkuhn und Timo Schmitz. Es ginge ihnen bei der Racletterie nicht um großen Gewinn, sagen sie. "Wir werden wohl kaum mit einem Lamborghini davonfahren. Vielmehr freuen wir uns, wenn jeder Gast mit einem guten Gefühl geht und auch gern wiederkommt."

(RP)
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