Fassade schadhaft Sanierung des Düsseldorfer Schauspielhauses noch teurer?

Düsseldorf · Die Kosten für die Sanierung des Schauspielhauses Düsseldorf könnten explodieren. Nach Informationen unserer Redaktion soll die Sanierung der Fassade dringender sein, als bisher angenommen. Einige Schätzungen gehen von Gesamtkosten von 30 bis 50 Millionen Euro aus.

Das Düsseldorfer Schauspielhaus von oben (aufgenommen vom Dreischeibenhaus). Derzeit wird im Inneren vor allem die Haustechnik saniert. Doch auch die Fassade des Denkmals ist sanierungsbedürftig.

Das Düsseldorfer Schauspielhaus von oben (aufgenommen vom Dreischeibenhaus). Derzeit wird im Inneren vor allem die Haustechnik saniert. Doch auch die Fassade des Denkmals ist sanierungsbedürftig.

Foto: Anne Orthen

"Die Aufhängung ist so gestaltet, wie man es heute nicht mehr planen würde. Das macht es kompliziert. Wenn wir da dran müssen, wird es richtig teuer", ist von Experten aus dem Rathaus zu hören. Es sei von mindestens zehn Millionen Euro zusätzlichen Kosten für die Erneuerung der außergewöhnlichen Konstruktion aus Stahlblechpaneelen auszugehen. Andere Stimmen sprechen sogar von 20 bis 30 Millionen Euro, die auf die bisher veranschlagten 20 Millionen für die Sanierung vor allem der Haustechnik obendrauf kämen.

Die Frage ist, ob Ausbesserungen reichen oder ob eine Komplettsanierung der geschwungenen Fassade nötig wird. Ein Gutachten des Amts für Gebäudemanagement hatte vor zwei Jahren besagt, dass diese Sanierung einige weitere Jahre aufgeschoben werden kann.

Allerdings war damals nicht klar, wie lange sich die Wiedereröffnung verzögern würde: Inzwischen gilt eine vollständige Rückkehr des Theaters an die Spielstätte am Gustaf-Gründgens-Platz, die in den 1960er Jahren nach einem Entwurf von Bernhard Pfau entstand, erst im Jahr 2019 oder sogar 2020 als wahrscheinlich.

Es gilt als fraglich, wie stark der Verfall der Fassade dann fortgeschritten sein wird. Schlimmstenfalls würde sofort die nächste Stilllegung des Theaters drohen - eine Peinlichkeit, auf die die Verantwortlichen verzichten wollen. Eine Entscheidung steht allerdings noch aus. "Es gibt noch keinen Beschluss", sagt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe. Die Angelegenheit bringt die Stadt in ein Dilemma. Denn im Rathaus will man die städtischen Finanzen in den Griff bekommen. Doch bereits die aktuell begonnene Sanierung wird mit 20 Millionen Euro doppelt so teuer wie ursprünglich vorgesehen. Für die Arbeiten im Innern des Gebäudes muss das Land NRW als anderer Gesellschafter die Hälfte der Kosten aufbringen, die Erneuerung der Fassade müsste komplett die Stadt übernehmen - das reißt ein spürbares Loch in den Haushalt.

Andererseits steht Oberbürgermeister Thomas Geisel als Aufsichtsratschef der Schauspielhaus-GmbH bei dem aus Dresden abgeworbenen Intendanten Wilfried Schulz im Wort. Der Theatermann ging bei seiner Verpflichtung noch davon aus, dass ihm das Theatergebäude zur Verfügung steht, nun muss er wegen der Sanierung und der Bauarbeiten zu Kö-Bogen II Jahre in Provisorien überbrücken.

Zu Beginn seiner Intendanz wurde ein Fünf-Punkte-Plan vereinbart. Darin wird nicht nur zugesagt, alles zu unternehmen, um den Wiedereinzug zum Beginn der Spielzeit 2017/18 sicherzustellen. Im Papier steht auch, die Stadt trage dafür Sorge, "dass die Schließzeit des Hauses genutzt wird, um notwendige Verbesserungen, Sanierungen und Modernisierungen am äußeren Zustand des Theaters vorzunehmen".

Der selbstbewusste Intendant hat diese Zusagen nicht vergessen - und macht nun öffentlich Druck. "Die Stadt muss sich überlegen, ob sie das Gebäude bis zum 50. Geburtstag 2020 in einen würdigen Zustand versetzt", sagte er bei einem Auftritt in der Kunstsammlung NRW. Die Außenhülle roste, falle ab und sei verbogen. Die Lage sei dramatisch und werde immer komplizierter. Noch in diesem Herbst werde er eine öffentliche Debatte dazu anregen, kündigte Schulz an.

Der Intendant weiß, dass er Rückenwind hat. Denn künstlerisch erweist sich seine erste Spielzeit bislang als der Befreiungsschlag, den auch die Kulturpolitik dem Sprechtheater der NRW-Landeshauptstadt nach schwierigen Jahren gewünscht hat. Die Kritiken fallen gut aus, vor allem zieht das Publikum mit: Das Schauspielhaus vermeldet mehr als 11.000 Besucher in den ersten beiden Wochen der Spielzeit. Es dürfte also spannend werden.

(RP)
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