Düsseldorf Schauspieler für ihre Leistungen belohnt

Düsseldorf · Bei der Verleihung des Publikumspreises "Gustaf 2017" würdigte Intendant Wilfried Schulz seine Schauspieler: "Sie sind Herz und Seele des Theaters, mit ihrer Präzision bestimmen sie die Qualität dessen, was Sie sehen."

 André Kaczmarczyk, Karin Pfammatter und Bernhard Schmidt-Hackenberg (v. l.) sind die diesjährigen Träger des nach Gustaf-Gründgens benannten Theaterpreises "Gustaf".

André Kaczmarczyk, Karin Pfammatter und Bernhard Schmidt-Hackenberg (v. l.) sind die diesjährigen Träger des nach Gustaf-Gründgens benannten Theaterpreises "Gustaf".

Foto: Anne Orthen

Beim lange anhaltenden Schlussapplaus zum "Käthchen von Heilbronn" ahnten die Zuschauer im Central noch nicht, dass sie den Hauptdarsteller Minuten später auf einer anderen Bühne wiedersehen würden. Auf der Brücke im Foyer wurde André Kaczmarczyk für seine herausragenden Leistungen mit dem Theaterpreis "Gustaf 2017" belohnt, bei dem das Publikum die Wahl trifft. Als beste Schauspielerin gewann Karin Pfammatter, die in den Vorjahren zweimal den zweiten Platz belegt hatte. Für die Auszeichnung gab es jeweils 3000 Euro vom Schauspielhaus-Freundeskreis.

Dessen Vorsitzender Michael Strahl erinnerte an die noch andauernden schweren Zeiten des Hauses: "Aber jetzt hat Düsseldorf sein Theater sicher. Noch wichtiger ist jedoch, dass es die Düsseldorfer wieder in seinen Bann gezogen hat. Leider können nicht alle unserer großartigen Schauspieler diesen Preis bekommen, sie hätten ihn verdient."

Der "Gustaf" wird seit Anbeginn von der "Rheinischen Post" betreut und begleitet. Kulturreporterin Annette Bosetti moderierte die Verleihung und sagte: "Bei dieser Wahl hatte es das Publikum besonders schwer. Ein neues Ensemble und fast nur neue Gesichter. Die Entscheidung fiel recht knapp aus." Sie hielt die Laudatio auf die Preisträger, streifte dabei zunächst die Stationen der gebürtigen Schweizerin Karin Pfammatter, die in der Ära Volker Canaris schon einmal am Schauspielhaus engagiert war: "So klein sie ist, so wuchtig sind ihre Rollen, die sie ins Übergroße verdreht. Ein Irrwisch mit ausgeprägtem Hang zu neuen Facetten. Sie ist naives Mädel und Hysterikerin, kann komisch, surreal und fast psychodelisch sein. Gern würde ich wissen, wie die Regisseure diese Frau zu fassen kriegen."

Der Thüringer André Kaczmarczyk kam vor einem Jahr mit Intendant Wilfried Schulz aus Dresden. "Er steht für die Kraft der Erneuerung", hieß es in der Laudatio, er sei ein Seelendurchleuchter, ein Vielspieler mit hohem Energieniveau und im "Käthchen von Heilbronn" auch ein verstörender Antiheld. Weitere Rollen spielte der wandlungsfähige Schauspieler in der Premiere "Gilgamesh" im Theaterzelt und in Robert Wilsons Rockmärchen "Der Sandmann". Bei der musikalischen Revue "Heart of Gold" führte Kaczmarczyk auch die Regie.

Aus dem Jungen Schauspielhaus wurde Bernhard Schmidt-Hackenberg mit dem "Gustaf 2017" ausgezeichnet. Diesen mit 2000 Euro dotierten Preis hatte erneut Michael Haeffs gestiftet. "Das Junge Schauspielhaus ist zu Unrecht noch immer ziemlich unbekannt", merkte er an. "Die Nähe zum Publikum ist dort noch intensiver. Ein Besuch lohnt sich, auch für Leute meines Alters."

Die drei Preisträger hatten schon vor dem Abend der Verleihung von ihrem Glück erfahren und bedankten sich zu Improvisationen des Pianisten Tobias Weindorf mit dem gemeinsamen launigen Beitrag "Warum spiele ich?" In den Antworten steckten Widersprüche: "Um Wurzeln zu schlagen und Wurzeln auszureißen. Um nicht arbeiten gehen zu müssen und Arbeit zu haben. Um Täter und Opfer zu sein." Das Schlusswort, berührend, schön und glaubhaft: "Um aus der Welt ein Theater zu machen." Das entsprach den einleitenden Worten des Intendanten: "Die Schauspieler sind Herz, Körper und Seele des Theaters. Und dessen Kern ist das Verhältnis zwischen Publikum und Schauspielern."

(RP)
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