Düsseldorf Rapper der Antilopen Gang spielen im Zakk

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Band verbindet HipHop mit linken Texten und ist beim Label der Toten Hosen unter Vertrag.

 Die Rapper (v. l.) Danger Dan, Koljah und Panik Panzer von der HipHop-Punkband Antilopen Gang.

Die Rapper (v. l.) Danger Dan, Koljah und Panik Panzer von der HipHop-Punkband Antilopen Gang.

Foto: JKP

Danger Dan, Koljah und Panik Panzer sitzen am Schreibtisch ihres verstorbenen Labelchefs Jochen Hülder und schneiden Grimassen in die Webcam. "Bitte frag uns, ob wir die Kings sind." Der typische Antilopen-Humor. Durch diesen muss sich seinen Weg bahnen, wer den Rappern ein paar ihrer klugen Gedanken entlocken will. Nur weil die drei eine Frage nicht auf Anhieb ernsthaft beantworten, halten sie diese noch lange nicht für nutzlos. Darauf hofft man zumindest beim Gespräch, in dem sich bald eine Fülle an ironischem Kauderwelsch ansammelt.

Die Antilopen Gang ist bester Dinge, als sie sich nachmittags zum Videotelefonat versammelt. Sie hat allen Grund dazu, auch vier Monate nachdem bei JKP, der Plattenfirma der Toten Hosen, ihr Quasi-Debütalbum "Aversion" erschien. Irgendwann hat sich bei der Band etwas eingestellt, das ihr jahrelang eher fehlte: glückliche Fügung.

Es begann Ende 2013, als ein Radioauftritt der Band bei Labelmanager Patrick Orth zu wahrer Begeisterung führte. Dann war da die Sache mit "Verliebt": Inmitten einer neu entflammten Diskussion über Homophobie unter HipHop-Fans hatte die Gang ein längst abgedrehtes Musikvideo parat, das Danger Dan beim innigen Kuss mit einem befreundeten Punk-Sänger zeigt. "Ein glücklicher Zufall, den wir aber natürlich gerne genutzt haben", erklärt Koljah, und erinnert an das ähnliche Schicksal ihres Songs "Beate Zschäpe hört U2".

Ausgerechnet als die Crew im vergangenen Herbst mit der antirassistischen Vorabsingle in den Startlöchern stand, kam es bei der Kundgebung "Hooligans gegen Salafisten" in Köln zu massiven Ausschreitungen. Auch angesichts der enormen Aufmerksamkeit, die "Pegida" danach gewinnen sollte, passte das Stück "wie die Faust aufs Auge in die gesellschaftliche Situation", so Koljah. Es komme zudem nicht so oft vor, dass sich eine Popgruppe an solche Themen überhaupt heranwage.

Nur so können sich die Antilopen, vor ihrem politischen Hintergrund, auch die breite mediale Akzeptanz erklären. Koljah: "Wir sind eine Band, die für viele als linksradikal und antideutsch gilt. Wir können auch nicht so tun, als gäbe es keine Inhalte, die diese Vermutung plausibilisieren. Dass ,Beate Zschäpe hört U2' so viel Beachtung kriegt, fand ich tatsächlich verrückt, denn diesen Text hätte ich nicht für besonders gesellschaftsfähig gehalten."

Die Antilopen Gang als großes Missverständnis? So weit möchte man, trotz der wiederkehrenden Koketterie mit dem Slogan "Niemand peilt die Gang", nicht gehen. "Schließlich halten wir mit unseren Ansichten ja nicht hinterm Berg, sondern sind in unseren Aussagen eher eindeutiger geworden." Vom kryptischen, assoziativen Schreibstil, den sie einst gerne pflegten, bleibt auf der neuen Platte in der Tat wenig übrig. Dass es so weit kommen konnte, beruht nicht zuletzt auf einer neugefundenen Geschlossenheit.

Als man sich nach dem zwei Jahre zurückliegenden Freitod des vierten Mitglieds NMZS fürs Weitermachen entschloss, kam das einer erneuten Bandgründung gleich. Bis dorthin hatten die Rapper nur in wechselnden Besetzungen unter dem Antilopen-Banner veröffentlicht. "Aversion" komponierten und produzierten sie anschließend gemeinsam und in Eigenregie.

Das Ergebnis lässt sich mindestens als gelungene Symbiose aus Hip-Hop-Zeitgeist, HipHop-Rückblende und belebenden Pop-Zutaten würdigen. Tut es da nicht manchmal weh, wenn sich die schreibende Zunft ausschließlich an der politischen Ausrichtung festkrallt? "Phasenweise hat mich das sehr gestört, und ich habe es als Rückschritt empfunden", gesteht Panik Panzer, der mit seinem Bruder Danger Dan für sämtliche Instrumentals verantwortlich ist. Jener fügt bescheiden hinzu: "Ohne unsere Haltung wären wir allerdings auch eine stinklangweilige Band. Es ist ja nicht so, dass wir musikalisch total innovativ sind." Mit welchen Mitteln auch immer: Die Antilopen Gang hat es erst mal geschafft. Jüngst lockten sie 1000 Zuschauer ins ausverkaufte Berliner SO36 - und die Zeichen stehen gut, dass die Band morgen im Zakk ebenfalls gefeiert wird.

(RP)
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