MTV-Unplugged-Tour in Düsseldorf Peter Maffay murmelt zum Tanz

Düsseldorf · Knapp 7500 Fans sind am Abend im ISS Dome als Peter Maffay die Bühne betritt. Er präsentiert sein "Unplugged"-Programm. Viele Songs wurden dafür von ihm und seiner Band in neuem Gewand aufgenommen. Statt lauten Gitarren setzen die Neuinterpretationen auf Streicher und Bläser.

 Peter Maffay hier bei seinem "Unplugged"-Konzert in Kiel.

Peter Maffay hier bei seinem "Unplugged"-Konzert in Kiel.

Foto: dpa, reh soe

Peter Maffays Auftritt im ISS Dome beginnt als gezeichnetes Roadmovie. Der Deutschrocker flimmert als schwarz-weiße Comicfigur über die Videowand, versucht einen alten VW-Bus ans Laufen zu kriegen. "Wir müssen in die nächste Stadt!", ruft die Figur und vergisst vor lauter Aufregung ihre Band, die dem Bus vom Parkplatz aus überrascht hinterher blickt.

So viel Selbstironie hätte man dem 68-Jährigen gar nicht zugetraut, der in Zwischenansagen oft ernst und melancholisch wirkt. Er zeigt dann, dass er auch den Schmerz einer Welt in seinem Herzen trägt, in der Kriege geführt und die Umwelt zerstört werden, in der große Lieben tragisch scheitern.

Doch insgeheim weiß Peter Maffay wohl, dass man nach einer bestimmten Zeit im Musikgeschäft zwangsläufig auch zu seiner eigenen Karikatur wird, man ähnlich einer Comicfigur wie Homer Simpson einfach nicht altern darf, selbst wenn Jahrzehnte vergehen. Also trägt der 1949 in Rumänien geborene Sänger selbstverständlich auch in Düsseldorf seine schwarze Lederkluft, die kurzen Ärmel geben den Blick frei auf Tätowierungen, die zurückgekämmten, hellbraunen Haare fließen nach hinten länger werdend in Richtung Rücken.

Doch etwas ist ungewohnt: Maffay spielt dieses Konzert vorwiegend im Sitzen, alle Gitarren sind akustisch und in der opulent besetzten Band, die er "meine Lebensgemeinschaft" nennt, musizieren auch Streicher und Bläser. Peter Maffay gehört zu den Spätberufenen des MTV-Unplugged-Konzepts, spielt Hits und Raritäten in ruhigeren Versionen. Wie alle Künstler, die sich an diesem Format versucht haben, geraten allerdings auch Maffay und Band in die Zwickmühle, vorwiegend akustische Arrangements mit der Energie eines Rockkonzerts vortragen zu wollen.

So startet das Konzert mit dem aufgeregten "Bring mich nach Hause". Maffay hat damit im Jahr 2000 Anschluss an den populären Hip-Hop gesucht und sich am Sprechgesang versucht. Ein differenzierter Sound geht hier noch auf Kosten hoher Lautstärke mit großem Schlagzeug-Wumms verloren.

Ganz zu sich selbst kommt das Unplugged-Konzept erst beim Gassenhauer "Über sieben Brücken musst du gehen". Maffay erzählt, wie er den Hit der DDR-Band Karat auf einem ihrer Auftritte Ende der 1970er-Jahre zum ersten Mal gehört hat und bei Sänger Herbert Dreilich persönlich erfragte, ob er es covern darf.

Es wurde auch für ihn einer der größten Hits — und eine frühe deutsch-deutsche Hymne, die er im Jahr nach dem Mauerfall auch gemeinsam mit Karat spielte. Im ISS Dome erklingt sie einem ganz neuen, entschlackten Arrangement, das Gesang und Text in den Vordergrund stellt, einmal mehr bekommt Peter Maffay dabei Unterstützung von einem seiner Ehrengäste: Johannes Oerding.

Auch "Deutschland sucht den Superstar"-Teilnehmerin Linda Teodosiu und der US-Rocker Tony Carey treten als Gäste auf. Careys "Room With A View" ist eine weitere Farbe für einen sowieso schon schillernden Abend, in dem Maffay sogar zurückgeht bis zu seinem ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade 1970: "Du" ist ähnlich wie das kurz darauf folgende "Und es war Sommer" dem Schlager deutlich näher als dem Rock, doch den 7500 Besuchern auf den bestuhlten Plätzen gefällt genau das. Sie beginnen zu schunkeln und Peter Maffay murmelt: "Na, wenn ihr tanzen wollt, dann macht ruhig ein bisschen."

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