Düsseldorf Orchester bereit für die Elbphilharmonie

Düsseldorf · In der Tonhalle spielte zum Auftakt der Heinersdorff-Konzertreihe das Elbphilharmonie-Orchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Die Musiker beziehen Anfang 2017 das neue Konzerthaus in Hamburg.

 Thomas Hengelbrock und das NDR-Elbphilharmonie-Orchester beim Konzert in der Tonhalle - Anfang des kommenden Jahres eröffnen die Musiker das neue Konzerthaus in Hamburg.

Thomas Hengelbrock und das NDR-Elbphilharmonie-Orchester beim Konzert in der Tonhalle - Anfang des kommenden Jahres eröffnen die Musiker das neue Konzerthaus in Hamburg.

Foto: Susanne Diesner

Wir wollen zunächst von Füßen sprechen. Von stampfenden, kokett auf die Hacke gestellten, solchen auf Zehenspitzen oder satt geerdeten. Und solchen, die sich auch mal ums andere Bein schmiegen, selbstvergessen, einig mit sich und der Welt. Die einen stammen von Thomas Hengelbrock, dem großen Dirigenten, der in der Tonhalle die Heinersdorff-Meisterkonzertreihe mit Szymanowski, Mozart und Strauss und dem NDR-Elbphilharmonie-Orchester eröffnet. Die anderen gehören Igor Levit am Klavier. Er kann auch Mozart, das A-Dur-Konzert, das er zunächst, auf dem edel timbrierten Non-Vibrato der Streicher glitzernd und klangwolkig anlegt. Im Adagio aber entspinnt sich jenes Zwiegespräch zwischen Orchester und Klavier, zwischen Hengelbrock und Levit, das nur im Augenblick entstehen kann. Selbstvergessen, auf Zehenspitzen, geerdet und unendlich frei zugleich. Später, im tosenden Applaus, lächeln sich die beiden Männer an, umarmen sich. Anschließend spielt Levit ein bisschen Bach, vermozärtelt überirdisch, und dann ist Pause.

Thomas Hengelbrock aber bleibt der Star dieses Konzerts. Der Hüne, der nächste Woche sein Antrittskonzert als Chef associé des Orchestre de Paris mit Zimmermanns "Ekklesiastischer Aktion" und Bachs "Johannespassion" gibt - eine Reminiszenz an den legendären Auftritt bei der EXPO 2000 -, hat sein Handwerk zunächst als Geiger bei Harnoncourt in Wien gelernt. Danach zog es ihn ans Pult des Dirigenten, er gründete das Balthasar-Neumann-Ensemble nebst Chor, etablierte auf höchstem Niveau historisch informiertes Musizieren auch in Klassik und Romantik, imponiert mit Programmen, die Brücken schlagen zwischen gestern und heute. Seit 2011 dirigiert er den "Tannhäuser" in Bayreuth. Er muss Elefantenohren haben und einen Riecher für den Atem der Musik, der seinesgleichen sucht.

In der Tonhalle kommt das alles ganz natürlich daher. Hengelbrock stellt sich einfach vor den Trupp aus Hamburg, der die Bühne bis in den letzten Winkel besetzt hat, und entfacht jenen Klangrausch, dessen mitreißende Kraft an Richard Strauss erinnert. Ist aber Karol Szymanowski, seine jugendliche Konzertouvertüre. Als dann das Zweite Thema im Unisono der Celli und Soloklarinette einsetzt, merkt man: Hier ist ein Zauberer am Werk, einer, der in die Geheimnisse der Musik eindringt und sie zelebriert.

Für Düsseldorf hat Hengelbrock noch Mozarts Bühnenmusik zu "Thamos, König in Ägypten" ausgegraben, ein verrücktes, ein schließlich mitreißend fulminantes Stück Gebrauchsmusik eines Genies. Schließlich aber Strauss' "Rosenkavaliersuite", dieser Rausch an Farben und Formen. Schnell ist greifbar, dass die NDR-Elbphilharmonie unter ihrem Chef zu den Großen der Welt aufsteigen will. Wir schreiben der schweren Blech-Fraktion das Beiwort delikat zu, meinen, die Holzbläser (nebst Hörnern) selten nur so geschlossen und im Detail brillant gehört zu haben. Der furiose Walzer - ein einziger Klangstrudel am Abgrund. Ja, man darf, man muss die Rosenkavaliersuite zum Schluss eines Programms spielen. Kein Applaus vermag ihren Donner zu übertönen. Als Zugabe Wagner: die Lohengrin-Zwischenaktmusik. Elektrisierend bis in die Zehenspitzen.

(RP)
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