Düsseldorf 23.000 nachts im Museum

Düsseldorf · Viele Besucher waren unterwegs bei der 25. "Nacht der Düsseldorfer Museen". Es gab sogar eine historische rollende Straßenbahn.

Die längste Schlange gab es im Ehrenhof. Kein Wunder, denn die Wim-Wenders-Ausstellung wirkt wie ein Magnet für die Kunstsuchenden.

Die längste Schlange gab es im Ehrenhof. Kein Wunder, denn die Wim-Wenders-Ausstellung wirkt wie ein Magnet für die Kunstsuchenden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Von laut bis leise, von hektisch bis entspannt - die 25. Nacht der Düsseldorfer Museen bot eine ganz Palette der Stimmungen. Bei 35 beteiligten Museen, Galerien und Off-Locations bedeutete ein Rundgang vor allem zwei Dinge - die Qual der Wahl und ein gewisses Durchhaltevermögen. Viele orientieren sich zunächst am Grabbeplatz, suchen nach der Haltestelle der Shuttle-Busse, studieren den Prospekt und machen sich auf eine Reise, die für viele in der Uecker-Ausstellung im K 20 beginnt. Wie eine Passantin sagte: "Was ist denn hier Geiles los? Hier stehen ja so viele Leute."

 Selfie mit Klassiker: Annika Patz und Janosch Engelmann im Goethe-Museum.

Selfie mit Klassiker: Annika Patz und Janosch Engelmann im Goethe-Museum.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Drinnen zeigen sich viele überrascht vom monumentalen Werk "Terrororchester", einer Klangskulptur, bei der die Besucher durch das Treten auf Pedale Töne und Geräusche erzeugen können. Aber auch dass Uecker das Body-Painting als künstlerisches Mittel einsetzte, wusste nicht jeder. Eine angemessene Beschäftigung mit den komplexen Werken ermöglichen die von Applaus beendeten Führungen. Ansonsten versinkt man schnell im Massenerlebnis und geht mit der Erkenntnis eines Besuchers: "Das muss ich mir demnächst noch einmal ansehen, mit mehr Muße."

Auch die Videoarbeiten amerikanischer Künstler in der Kunsthalle - deren Leiter Gregor Jansen sich sorgt, ob er ohne Eintrittskarte in sein eigenes Haus kommt - verlangen nach eingehender Aufmerksamkeit so wie auch "Mechanically Yours" von Anna Francesschini im Kunstverein, deren seltsame Mensch-Maschinen faszinieren. Vor dem Salon des Amateurs wundern sich französische Besucher, dass dort "Tolouse Low Trax" auftritt. Dabei handelt es sich bei der Verballhornung des französischen Namens doch um Kreidler-Musik und Salon-Mitbetreiber Stefan Weinrich. Nach der Hektik legt man am besten eine Ruhepause ein, und wo könnte man das besser als in der Lambertus-Basilika tun, in der man sakrale Kunstwerke bewundert und dazu vokaler Kirchenmusik lauscht.

Und weil wir in kontemplativer Stimmung sind, führt uns der nächste Weg ins Goethe-Museum. Hier leuchtet der Eingang in fast laszivem Rot, drinnen geht es gelassen zu. Viele der erstaunlich jungen Besucher lassen sich mit einer Goethe-Büste fotografieren oder vor einem Goethe-Bild zeichnen. "Das allein war den Ticket-Preis schon wert", befindet eine Dame.

Danach geht es zur längsten Schlange des Abends. Alle wollen im Museum Kunstpalast die Photographien von Wim Wenders sehen. Kaum Menschen sind auf diesen Landschaft- und Architektur-Bildern zu sehen, Wenders macht sich stets allein auf seine Photoreisen. Angesichts der Mengen, die sich in den Ausstellungsräumen drängen, wünscht man sich ebenfalls allein zu sein, um Fotos von verlassenen amerikanischen Städten und vom Tatort an Ground Zero intensiver auf sich wirken zu lassen. Aber auch ein deutsches Spargelfeld (in Beelitz) hat der Regisseur abgelichtet.

Düsseldorf: Impressionen von der "Nacht der Museen" 2014
17 Bilder

Düsseldorf: Impressionen von der "Nacht der Museen" 2014

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Doch dies ist nicht die Zeit für längere Kontemplation, auch nicht im NRW-Forum, in dem der frisch berufene künstlerische Leiter Alain Bieber die neue Reihe vorstellt, die "1UP - Live-Magazin für Ideen", heißt. Musikalisches Highlight ist der Auftritt des Electro-Pop-Duos BAR. Ganz anders beeindruckt eine Ausstellung über die Arbeiten des Architekten Peter Behrens im ersten Stock: faszinierend, wie der auch in den Düsseldorf tätige Behrens bei seinen Industrie- und Verwaltungsgebäuden Funktionalität und künstlerische Gestaltung verband.

Nebenan hallt bereits die Disco-Musik mit visueller Unterstützung. Der Heimweg führt schließlich am Boui Boui Bilk vorbei, wo nach der Ausstellung "Rückgewinnung von urbanen Räumen" und einer Auktion von Werken zeitgenössischer chinesischer Künstler ein DJ Funk, House und Electro auflegt. Ein findiger Kiosk-Betreiber hält sein Büdchen um die Ecke ebenfalls bis in die späten Stunden geöffnet. So hat auch er etwas von dieser Düsseldorfer Nacht der Museen. Eine Fahrt mit dem rollenden Museum, einer historischen Straßenbahn, haben wir nun allerdings verpasst. Es ist einfach zu viel.

(RP)
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