Düsseldorf Musikverein will sich verändern

Düsseldorf · Der Städtische Musikverein, der Konzertchor der Landeshauptstadt, hat umfangreiche Pläne: Leiterin Marieddy Rossetto soll unterstützt und ein weiterer Chor soll gegründet werden. Zudem wird für neue Auftritte geprobt.

 Der Musikverein gehört zu den ältesten Chören seiner Art - in zwei Jahren feiert er 200-jähriges Bestehen.

Der Musikverein gehört zu den ältesten Chören seiner Art - in zwei Jahren feiert er 200-jähriges Bestehen.

Foto: Diesner

Manchmal ist ein Rumoren heilsam, alle werden wach und besinnen sich auf das Elementare. So war es dieser Tage auch beim Städtischen Musikverein, dem weithin angesehenen Konzertchor der Landeshauptstadt. Das Gerücht machte die Runde, dass Chorleiterin Marieddy Rossetto die Brocken hinwerfen wolle, weil ihr die Arbeit über den Kopf wachse. Neben dem Chor betreut sie ja auch das phänomenale "Singpause"-Projekt, bei dem knapp 14.000 Kinder in Düsseldorfer Grundschulen das Singen lernen. Und dieses Pensum schien ihr mörderisch.

Nun scheint sich die Lage entspannt zu haben. Die brasilianische Dirigentin bleibt und bekommt einen Chorassistenten. An Rossettos Kompetenz gibt es chorintern ohnedies keine Zweifel. Auch das Nachwuchsproblem des ehrwürdigen Chores scheint gelöst. Wie Vorsitzender Manfred Hill gegenüber unserer Zeitung sagte, ist die Gründung eines Elternchores geplant, deren Kinder in der "Singpause" glänzend musikalisch versorgt werden und ihre Singerfahrungen in der Familie entsprechend vorführen. "Ein solcher Elternchor könnte auch dem Musikverein irgendwann neue Sängerinnen und Sänger in die Proben spülen", sagt Hill.

In der Tat hat der Chor zwar statistisch mit 158 Sängern eine imposante Personaldecke und ist damit immer noch einer der größten deutschen Laienchöre. Gleichwohl sind von diesen 158 Stimmen längst nicht alle verfügbar (Krankheit, Urlaub, nicht das Probensoll erreicht, keine attraktiven Werke). Deshalb sieht man in jedem Konzert eine nicht geringe Zahl von Musikstudenten fernöstlicher Herkunft, die gegen Bezahlung in den vier Stimmgruppen Sopran, Alt, Tenor und Bass für Verstärkung sorgen.

Frischer Wind stellt sich beim Chor freilich gewiss auch durch die bevorstehenden Auftritte ein. Demnächst wird er Mozarts grandiose c-Moll-Messe singen, dafür wird er jetzt schon auf Koloraturen getrimmt. Mit dem Jugendsinfonieorchester der Tonhalle steht unter Ernst von Marschall eine Aufführung von Carl Orfs "Carmina burana" in Vorbereitung. Auch andere Werke imponieren auf dem Plan: Demnächst werden von Gustav Mahler die Symphonien Nr. 2 ("Auferstehung"), Nr. 3 und Nr. 8 ("Symphonie der Tausend"); diese Aufführungen findet im Rahmen des Mahler-Zyklus statt, den der neue erste Konzertdirigent der Düsseldorfer Symphoniker, Adam Fischer, verantwortet.

Die Zusammenarbeit mit Fischer scheint den Musikverein momentan sehr zu inspirieren. "Wir haben neulich mit ihm das Requiem von Brahms gemacht, und das war für uns eine glückliche Erfahrung", sagt Hill. Solche Betreuung ist wichtig, weil der Chor auch auf der Ebene der Generalmusikdirektoren einen Ansprechpartner braucht. "Andrey Boreyko war ja eher nicht greifbar für uns", sagt Hill - Boreyko war Fischers Vorgänger.

Und dann naht im Jahr 2018 auch ein für den Musikverein entscheidendes Jahr: Er wird 200 Jahre alt und ist damit in der Tat der älteste Chor seiner Art in Deutschland. Dieses Jubiläum wird er unter anderem mit einer Festaufführung von Mendelssohns Oratorium "Paulus" feiern, welches der Komponist damals für den Chor geschrieben hat.

Aber auch künstlerisch will sich der Musikverein optimieren und mehr die Kunst des A-cappella-Gesangs pflegen, auch in Kleingruppen. "Das wird gewiss noch für Diskussionen bei uns sorgen, aber jeder weiß, dass ein Chor dadurch nur besser wird", sagt Hill. Auch die Stimmbildung soll intensiviert werden.

(w.g.)
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