Spaziergang über die Art Düsseldorf Mit Gil Bronner durch die Kunst bummeln

Düsseldorf · Mit Gil Bronner über die Art Düsseldorf zu laufen, gleicht einem großen Hallo. Der Kunstsammler ist natürlich auch auf der Art Düsseldorf unterwegs. Wir haben ihn begleitet.

 Gil Bronner erwarb als Projektentwickler im Jahr 2006 die ehemalige Leitz-Fabrik in Reisholz.

Gil Bronner erwarb als Projektentwickler im Jahr 2006 die ehemalige Leitz-Fabrik in Reisholz.

Foto: achim hüskes

Irgendwo zwischen der Galeria Francisco Fino aus Lissabon und der Cortesi Gallery aus London und Lugano klopft ihm jemand auf die Schulter und sagt: "Glückwunsch zum Da Vinci". Gemeint ist das Da-Vinci-Gemälde "Salvator Mundi", das soeben für 450 Millionen Dollar bei Christie's versteigert wurde, und natürlich hat Bronner es nicht gekauft, er sammelt ja Kunst von Zeitgenossen. Sie grinsen nun, sie wechseln ein paar Worte. Dann geht der eine Richtung Polansky Gallery aus Prag, der andere Richtung Liang Gallery aus Taipei.

Alle zwei, drei Meter wird er gegrüßt und angesprochen - "Hallo, wie geht's?" -, Gil Bronner geht es heute gut. Auf "How are you doing?" antwortet er "Good", und auf "Was ist dein Eindruck?" antwortet er "Super". Galerist Ulrich Gebauer nimmt ihn zur Seite und sagt, wenn es die Messe richtig anstelle, könne sie das gesamte Gefüge in Deutschland verändern. "Ihr habt jetzt die Chance", sagt Gebauer. Bronner, das merkt man ihm an, freut sich über die neue Kunstmesse. Für ihn ist das ein Heimspiel.

Gil Bronner, Jahrgang '62, kommt aus Düsseldorf, und das Internet-Lexikon Wikipedia führt ihn gleichermaßen als "Immobilienentwickler und Kunstsammler". Bronner ist kein Unternehmer, der nebenbei auch in Kunst investiert. Er ist Kunstkenner aus Leidenschaft. In Flingern hat er im vergangenen Jahr die Sammlung Philara eröffnet, ein Privatmuseum für zeitgenössische Kunst. Knapp 1500 Stücke umfasst seine Sammlung, darunter nicht nur Teures und Etabliertes. Bronner gilt gerade auch als Förderer junger Künstler.

Er scheint zudem ein Freund weniger Worte, und wenn es anders wäre, bekäme er ohnehin ein Problem. Auf der Art Düsseldorf käme er dann nicht mehr vom Fleck.

Von Stand zu Stand

Wenn man mit Bronner unterwegs ist, schüttelt man ein Dutzend Hände in zehn Minuten. Und wenn er zufällig in eine Gruppe Bekannter aus Köln läuft, sind es noch ein paar Hände mehr. Eine der Kölner Damen hat Lust, ihn zu foppen, und bemerkt sogleich, dass man in ihrer Stadt einen Teppich in den Hallen ausgelegt hätte. In der zweiten großen Messehalle nämlich ist der Untergrund hart und wechselhaft - alter Stahlwerk-Chic. Bronner pariert lächelnd. Das ist hier und heute sein Parkett.

Als Treffpunkt hatte er den Stand der Dvir Gallery aus Tel Aviv vorgeschlagen, die hat er zur Art Düsseldorf vermittelt, und als er dort eintrifft, ist er schon zwei Stunden auf der Messe unterwegs. Gekauft hat er noch nichts, aber manches ins Auge gefasst. Wenn Bronner auf Kunstmessen geht, weiß er vorher, was ihn erwartet.

Er bekomme einen Haufen E-Mails, erzählt er. Trotzdem läuft er von Stand zu Stand. Wäre die Messe ein Kaufhaus, würde man sagen, er bummelt. Der erste Zugang zur Kunst sei immer ein emotionaler, sagt Bronner. Wenn ihm etwas zusagt, stellt er immer die gleiche, die richtigste und schwierigste Frage: "Was ist das?" Die Galeristen erzählen dann. Bei Sperling gefällt ihm die Fotografiekunst von Anna Vogel, bei Montrasio Arte ein Gockel aus Keramik. "Der hat Brüche und Härten", sagt Bronner. Und er möge das Material. Er neige "leider" zu Spontankäufen, sagt er. "Mehr als mir lieb ist." Den Gockel kauft er trotzdem nicht.

Zwischen 8000 und 31.000 Euro

Auf rund 50 Milliarden Euro taxierte der Marktbericht der Kunstmesse Art Basel zuletzt den Umsatz auf dem globalen Kunstmarkt, in Deutschland lag der Umsatz laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen Jahren stets bei etwa zwei Milliarden. Kritiker meinen indes, den Kunstmarkt könne man gar nicht messen. Geschäfte zwischen Galerien, Künstlern und Sammlern würden diskret abgewickelt. Auch Bronner spricht nicht übers Budget, aber über Vernunft: Wenn etwa bis zu 50.000 Euro für ein Werk eines noch unbekannten Künstler ohne bisherige Ausstellung aufgerufen würden, wäre das absurd.

Was ihm auf der Art Düsseldorf gefällt, kostet zwischen 8000 und 31.000 Euro, und was ihm richtig gut gefällt, kostet 24.000 Euro: eine LED-Wand von Künstler Ei Arakawa. Der Galerist Max Mayer bietet die trickreiche Installation an, die aus Leuchtdioden eine Arbeit des Malers Michael Buthe nachempfindet. Wenn Bronner sich entscheiden sollte, sie zu kaufen, muss er sich einen langen Titel merken: "Cologne of the Maghreb (Bodyphilia Song) - Düsseldorf Version". Bronner überlegt es sich. Vielleicht, sagt er, kommt er morgen wieder.

(kl)
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