Düsseldorf Marionettentheater in seiner Existenz bedroht

Düsseldorf · Wegen Brandschutzmängeln soll das Büro der Bühne ausgelagert werden. Außerdem benötigt das Theater Hilfe, um für sich zu werben.

 Anton Bachleitner in den Kellerräumen des Marionettentheaters an der Bilker Straße 7. Dort gibt es Probleme mit dem Brandschutz.

Anton Bachleitner in den Kellerräumen des Marionettentheaters an der Bilker Straße 7. Dort gibt es Probleme mit dem Brandschutz.

Foto: Bretz

Im Moment singt die schöne Konstanze auf der Bühne und sehnt sich nach ihrem Geliebten, dem spanischen Edelmann Belmonte. Mozarts "Entführung aus dem Serail" steht gerade im Marionettentheater auf dem Programm. Doch so gleichmütig die Puppen ihren Dienst verrichten - bei den Spielern hinter den Kulissen ist die Stimmung gedrückt. Das Marionettentheater hat existenzielle Sorgen in mehrfacher Hinsicht.

Eine Begehung von Feuerwehr und Bauaufsicht hat ergeben, dass weder aus den Werkstätten im Keller des Theaters noch aus dem Büro der Bühne im Dachgeschoss zweite Fluchtwege existieren. Das widerspricht den Auflagen und könnte schlimmstenfalls zur Schließung der Räume führen. Dann wäre das Theater lahmgelegt.

Bauaufsicht, Feuerwehr und das Institut für Denkmalschutz suchen daher gerade in einem verwaltungsinternen Abstimmungsprozess nach Lösungen. Für die Kellerräume scheint auch schon ein Weg gefunden, nicht aber für das Büro unter dem Dach. Dort können wohl nur umfangreichere Umbauten eine dauerhafte Nutzung garantieren, darum prüft die Stadt derzeit auch eine zeitweise Auslagerung. "Das wäre für uns schwierig", sagt Theaterleiter Anton Bachleitner, "wir haben das Büro gerade renoviert, haben eine schnelle Internetverbindung hinauflegen lassen und uns so eingerichtet, dass wir auch zu dritt auf engstem Raum funktionieren. Wir arbeiten zugleich ja auch als Puppenspieler, darum ist die Nähe zur Bühne für unsere Abläufe zwingend."

Seit knapp 50 Jahren ist das Marionettentheater an der Bilker Straße 7 im Palais Wittgenstein untergebracht. Auch das Institut français hat dort seinen Sitz und ist ebenfalls von den Brandschutzmängeln betroffen. Ein Seminarraum unter dem Dach wurde deswegen schon geschlossen. Sollte dem Büro des Marionettentheater-Leiters dasselbe Schicksal blühen, könnte Bachleitner zum Beispiel ins gegenüber liegende Heine-Institut ausquartiert werden. Bachleitner hält das aber für wenig praktikabel, weil er dann immer nur bis 17 Uhr Zugang hätte.

Die Bauprobleme gehen zudem mit finanziellen Schwierigkeiten einher. 2013 hatte das Marionettentheater ein Rekordjahr. In einem Kraftakt brachte es Michael Endes "Unendliche Geschichte" auf die Bühne, erhielt viel Zuspruch, spielte vor ausverkauftem Haus. Dieses Hoch ließ sich im Folgejahr nicht halten, Sturm "Ela" und die Fußball-WM kamen als weitere Umsatzbremsen hinzu.

Am Ende des Jahres musste Bachleitner einen Kredit über 25.000 Euro aufnehmen, um die Gehälter zahlen zu können. Auch in diesem Jahr ist der Publikumszuspruch mäßig. An ein neues Stück, wie eigentlich geplant, ist derzeit nicht zu denken.

Das Kulturamt ist Bachleitner bereits entgegengekommen als es den jährlichen Zuschuss von 190.000 Euro auf 250.000 Euro erhöhte und das für das laufende Jahr nicht an eine Neuinszenierung band. Allerdings war die Unterstützung für das Marionettentheater auch Jahre zuvor nicht erhöht worden und Bachleitner weiß nicht, wie lange ihm die 60.000 Euro zusätzlich pro Jahr erhalten bleiben.

Eigentlich möchte er seine Finanzsorgen auch lieber aus eigenen Kräften bewältigen. "Wir machen eine sehr gute Arbeit, unsere Zuschauer sind immer begeistert"; sagt Bachleitner, "das Problem ist, dass viele Leute den Weg zu uns nicht finden. Selbst in Düsseldorf wissen viele noch immer nicht, dass es uns gibt." Bachleitner würde darum gern mit einer Werbeagentur ein Marketingkonzept entwickeln, doch dafür fehlt ihm das Geld. Mit seinen sieben Festangestellten und fünf Teilzeitkräften ist er bereits am Limit, um den Spielbetrieb aufrecht zu halten.

"Natürlich würden wir gern mehr mit Schulen kooperieren und uns tolle Kampagnen einfallen lassen", sagt Bachleitner, "aber das ist aufwendig, da müssen Profis ran." Auch beim Stadtmarketing sieht Bachleitner noch Potenzial. "Es gibt nicht viele Städte mit einem professionellen Marionettentheater, Düsseldorf könnte das viel mehr nutzen, um sich als Kulturstadt zu präsentieren."

Ein paar Touristen im Publikum wären dem Marionettentheater jedenfalls sehr Recht.

(RP)
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