Düsseldorf "Man kann morden, und es ist trotzdem lustig"

Düsseldorf · Autorin Ella Dälken hat einen neuen Krimi veröffentlicht. "Tot überm Zaun" heißt er und spielt in einem Düsseldorfer Schrebergarten.

 Autorin Ella Dälken erzählt von Mord und Totschlag, ist aber eigentlich sehr freundlich.

Autorin Ella Dälken erzählt von Mord und Totschlag, ist aber eigentlich sehr freundlich.

Foto: Artlight Studios / Henrik Reimann

Mit Kugelschreiber und Taschenblock geht sie durchs Leben. Alles, was ihr ins Auge sticht, schreibt Ella Dälken auf. Das können Gesten, Bemerkungen oder ganz alltägliche Situationen sein.

Zum Beispiel die: Ein Mann setzt sich jeden Morgen auf dieselbe Bank und liest Zeitung. "Ich frage mich dann nicht nur, was er da macht, sondern auch, was wohl vorher passiert sein könnte", sagt Dälken. Er könnte am Tag zuvor einen Mord begangen haben und jetzt die Zeitung lesen, weil er nachschauen möchte, ob die Leiche gefunden wurde, überlegt die Krimiautorin. "Es passiert ziemlich häufig, dass ich solche harmlosen Situationen nehme", sagt die 48-Jährige. "Aber es muss niemand befürchten, dass ich ihn ganz mit in meine Geschichten einbaue." Als Autorin nehme sie die Beobachtung und bastele sich daraus etwas Neues.

Auch für ihren neuen Roman hat sich die Düsseldorferin vom Alltag inspirieren lassen. Die Krimikomödie "Tot überm Zaun" ist gerade beim Heyne-Verlag erschienen. "Ich hatte schon immer viel Fantasie und habe als Kind gerne gelesen, irgendwann dachte ich: Das möchte ich auch machen!" Nachdem dieser Gedanke lange Zeit nur ein Wunsch geblieben war, fing sie einfach an zu schreiben. Erst nur Kurzgeschichten, dann wagte sie sich an Größeres.

Sie schreibt Krimis, weil sie das Spiel mit den Grenzübertretungen fasziniert. "Die hat man beim Krimi nun mal, weil es immer um Mord geht", so Dälken. Dabei gehe es ihr nicht um die Brutalität, die heutzutage in den meisten Krimis vorherrscht, sondern darum, mit Humor den Krimi in ein neues Licht zu rücken. "Man kann auch morden, und es ist trotzdem lustig", so Dälken. Krimis seien zwar eine gute Form, um die Probleme der Welt aufzuzeigen, aber ihre Krimikomödie sei tatsächlich nur Unterhaltung. Mit ihrer neuen Romanfigur Cosma Pongs, einer 60-jährigen Hobby-Krimiautorin, hat sie einen Charakter geschaffen, der problemlos mit dem Krimimilieu spielen kann.

Cosma Pongs möchte nichts sehnlicher, als einen richtigen Mordfall lösen, denn ihrer Meinung nach ist sie als leidenschaftliche Krimiautorin perfekt dafür qualifiziert. Beim Spazierengehen in einem Schrebergarten findet sie dann tatsächlich eine Leiche. Ihr erster Mordfall im sonst so ruhigen Düsseldorf. Euphorisch stürzt sie sich in die Ermittlungen. Doch ihre Tochter, die Kriminalhauptkommissarin Paula Pongs, verbietet jede Einmischung. Davon lässt sich Amateur-Ermittlerin Cosma aber nicht beeindrucken, geschweige denn aufhalten.

Während die leicht überdrehte Cosma den schrillen, humoristischen Part im Roman einnimmt, ist ihre Tochter das genaue Gegenteil. Das Zusammenspiel dieser Charaktere macht aus dem Buch einen spannenden, mit viel Witz unterlegten Krimiroman.

Geboren ist die Idee in Ella Dälkens Schrebergarten in der Anlage Buschermühle in Mörsenbroich. "Beim Unkrautjäten ist mir aufgefallen, dass Gärtner ganz schön viele Mordwerkzeuge um sich haben", so Dälken. Aber eben nicht nur die gewöhnlichen Gerätschaften wie Spaten, Äxte oder Motor-Häcksler, sondern auch kleine, filigrane Dinge "wie Fingerhut, Tollkirsche und Maiglöckchen. All das hat man vor der Tür, und dennoch lebt es sich in einem Schrebergartenverein sehr friedlich." Da habe sie sich die Frage gestellt: "Was würde passieren, wenn in meinem Eckgarten eine Leiche liegen würde?"

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Roman fertig war. Ein Jahr hat die Autorin an der Geschichte geschrieben, sie von Anfang bis zum Ende durchstrukturiert, die Figuren entwickelt und Hinweise gezielt versteckt. Ein weiteres Jahr hat es gebraucht, um die Änderungen vom Verlag einzubauen. Zuerst wäre es ihr schwer gefallen, Änderungen zu akzeptieren. "Doch beim Schreiben habe ich gemerkt, dass alles so viel besser zusammenpasst", sagt sie.

Doch trotz der strukturierten Vorarbeit erlebt man als Autorin beim Schreiben Überraschungen. Gerade bei den Figuren. Ganz besonders Cosma wäre ihr öfter entlaufen. "Die Cosma macht wirklich immer, was sie will", sagt die Düsseldorferin. Und andere Charaktere hätten sich einfach in die Geschichte geschlichen. Wie Cosmas Freunde Gerda, Eddi und ein Kater namens Alfred.

Wie viele Mordfälle Cosma mit ihren Freunden lösen wird, steht noch nicht fest. "Es ist der Auftakt einer Reihe, und ich habe genug Ideen für mindestens zehn weitere Abenteuer", so Dälken. Momentan arbeitet sie am zweiten Band.

(RP)
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