Düsseldorf Malen für die Stadt, malen fürs Land

Düsseldorf · Im Droste-Verlag ist ein neues Buch über die Düsseldorfer Malerschule erschienen. Im Kultursalon wurde es jetzt vorgestellt.

 Buchautorin Christa Holtei (M.) mit Felix Droste (r.), Manfred Droste (mit Gattin Gisela) sowie Jürgen Kron (l.).

Buchautorin Christa Holtei (M.) mit Felix Droste (r.), Manfred Droste (mit Gattin Gisela) sowie Jürgen Kron (l.).

Foto: Wefelnberg

Nicht zufällig fand der erste "Kultursalon" des Herbstes auf der Jacobistraße statt. Die Veranstaltungsreihe der "Rheinischen Post" in Kooperation mit dem Rheinischen Sparkassenverband hatte dieses Mal zur Buchvorstellung in den Malkasten geladen. Auf dessen Gelände hatten sich auch schon die Mitglieder der Düsseldorfer Malerschule im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert getroffen. Für den Droste-Verlag hat die Düsseldorfer Autorin Christa Holtei jetzt ein Buch über die berühmte Künstlervereinigung verfasst. In Anwesenheit der Geschäftsführer des Droste-Verlags Felix Droste (auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Rheinischen Post Mediengruppe), Manfred Droste (auch Herausgeber der Rheinischen Post), dessen Gattin Gisela sowie Jürgen Kron stellte die Autorin ihr Werk noch vor dem Erscheinungstag durch ausgewählte Textpassagen und Bilder vor.

Etwa dreißig Straßennamen im gesamten Stadtgebiet sind nach Künstlern der Düsseldorfer Malerschule benannt. Man bezeichnet mit dem Begriff eine Gruppe von etwa 4000 Künstlern, die zwischen 1818 und 1918 an der damals noch Königlich-Preußischen Kunstakademie ausgebildet wurden. Viele wurden berühmt und erfolgreich. "Wer aber die Stadt verließ, dessen Name bekam in unserer Stadt auch keine bleibende Ehrung", erläuterte Christa Holtei.

1849 wurde in New York die "Düsseldorf Gallery" gegründet, die allein dem Verkauf von Werken der Düsseldorfer Malerschule in Übersee diente. Die Bilder des "Malerfürsten" Andreas Achenbach (derzeit in einer Ausstellung des Museums Kunstpalast zu sehen) erzielten schon zu seinen Lebzeiten Höchstpreise. Noch heute befinden sich in New York bedeutende Bilder der Künstlervereinigung, allen voran Emanuel Neutzes berühmtes Gemälde "Washington überquert den Delaware".

Für Bertram Müller, Kunstkritiker dieser Zeitung, der die Gäste im Malkasten begrüßte, stammt das schönste Düsseldorf-Bild von Andreas Achenbach: "Seine Ansicht der alten Kunstakademie am Burgplatz ist eine stille Malerei in warmen Farben, die Architektur und zugleich städtisches Treiben wiedergibt, fast so etwas wie eine Liebeserklärung an Düsseldorf."

Die ersten Akademiedirektoren waren Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow, beide klassizistisch ausgerichtet. Von Schadow stammt der Satz, der Christa Holteis opulent und sorgfältig gestaltetem Buch als Motto dient: "Ueberhaupt, meine ich, irrt der Kritiker, wenn er gleich von vornherein das Kunstwerk lediglich in der Absicht betrachtet, es zu beurtheilen. Hält er es überhaupt seiner Aufmerksamkeit werth, so sollte er sich zuerst dem Geiste desselben hingeben, es ungestört auf seine Seele einwirken lassen."

Holtei unterscheidet vier Epochen in der Geschichte der Düsseldorfer Malerschule. In der dritten Epoche, ab Mitte des 19. Jahrhunderts, registriert sie erhebliche Veränderungen. Mit den Revolutionsjahren 1848 und 1849 hatte sich zwischen den staatstragenden Künstlern der Akademie und der wachsenden Zahl sozialkritischer "freier" Maler eine Kluft gebildet.

Stellvertretend hierfür finden sich im Buch beispielsweise die Gemälde "Erwachende Germania" von Christian Köhler und Johann Peter Hasenclevers "Arbeiter vor dem Magistrat". Hasenclevers Arbeiter zeigen sich respektvoll bei ihrer Forderung nach Beschäftigung, aber auch unerschrocken. Die reich gekleideten Ratsherren sitzen hingegen mit betroffenen oder ratlosen Gesichtern an ihrem Tisch.

Zu diesem Thema beschreibt das Buch eine Episode, die im Düsseldorfer Malkasten spielt. Anlässlich des Besuchs des Kaiserpaars im Jahr 1877 wurde ihm hier ein teures, lange vorbereitetes Fest gegeben. Zwanzig Jahre vorher waren die Malkasten-Künstler für den damals noch preußischen Regenten Wilhelm eine "blutrote demokratische Vereinigung" gewesen. Jetzt gelang es den Düsseldorfer Malern, sich seiner Gunst zu versichern, indem sie das gesamte dreistündige Fest thematisch auf die deutsche Geschichte zuschnitten. Sie untermauerten mit der symbolhaften Ehrung ihre feste Position in der nationalen Kunst.

(RP)
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