Düsseldorf Lyrische Verbindungen - Marcel Beyer trifft Nico Bleutge

Düsseldorf · Es sind zwei Meister der "Verbindungen" - die Lyriker Marcel Beyer und Nico Bleutge. Der Onomato Künstlerverein lud beide jetzt in seiner Reihe der "Poetische Begegnungen" zu einem Austausch auf Augenhöhe ein. Büchner-Preisträger Marcel Beyer, aufgewachsen in Kiel und Neuss, hat bereits zahlreiche lyrische Veröffentlichungen hinter sich, darunter auch den Gedichtband "Graphit" (2014), aus dem er an diesem Abend las. Neben ihm Nico Bleutge, der zuletzt mit seinem Gedichtband "nachts leuchten die schiffe" (2017) aufhorchen ließ.

Ihren Lesungen folgte ein Gespräch mit Kuratorin Frauke Tomczak. Dem Publikum bot sich damit ein spannender Einblick in die unterschiedliche Arbeitsweise beider Dichter. Denn wo sich bei Beyer noch ein Ausgangspunkt ausmachen lässt, von dem aus er Verbindungen zu immer neuen Orten, Fantasien und Träumen zu finden sucht, verschwimmt dieser Ausgangspunkt bei Bleutge völlig. Hinter formaler Struktur verbergen sich bei ihm vielmehr dichte Bilder, die sich zunächst scheinbar ohne Zusammenhang aneinanderdrängen und sich doch zu einer Handlung miteinander verbinden. Gerade diese Verknüpfungen aber sind es, die in den Werken der beiden Autoren sichtbar sind. "Alles ist mit allem verbunden", sagte Bleutge. Das trifft für Beyer allein schon durch die bloße Form eines Gedichts, die er durch immer neue und weitreichende Verbindungen auszureizen versucht.

Es ist der letzte Abend der aktuellen Folge. Ursprünglich startete die Reihe unter dem Titel "Bekannt trifft Unbekannt" und wurde nach drei Jahren dann zu "Poetische Begegnungen" umbenannt und neu konzipiert: Der Onomato Künstlerverein stellt nun zwei Lyriker gegenüber, die sich unabhängig von ihrem Bekanntheitsgrad untereinander und mit dem Publikum austauschen können, so Tomczak. Wichtig sei dabei die Mischung aus kommunikativer und reflexiver Ebene, um einen auch dem Publikum einen Ort gegenseitiger Anregungen bieten zu können.

In der aktuellen Reihe waren bereits Mara Genschel und Steffen Popp mit junger, experimenteller Poesie zu erleben, Anna Real und Christoph Wenzel als regionale Autoren, sowie Sylvia Geist und Farhad Showghi mit ihren exzentrischen Wortspielen.

Eine sechste Folge ist bereits in Planung.

(RP)
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