Düsseldorf "Lindenstraßen"-Star Anna Teluren feiert 100. Geburtstag

Düsseldorf · Nein, wehrt sie ab, ihr 100. Geburtstag bedeute ihr gar nichts. "Ginge es nach mir, würde er nicht gefeiert", behauptet Anna Teluren. "Aber was will ich machen, meine ganze Umwelt hat sich selber eingeladen. Geht auf und ab, wie ihr wollt, werde ich sagen, dort steht der Sekt. Vielleicht bleibe ich sogar im Bett liegen." Ganz schön kokett für eine rüstige Hundertjährige.

Doch wer die resolute Schauspielerin kennt, ahnt es schon: Sie wird es bestimmt auch genießen, wenn sich ihre Wohnung am morgigen Sonntag mit Gratulanten füllt - mit Familie, Weggefährten aus Theaterzeiten und früheren Kollegen aus der "Lindenstraße", darunter Marie-Luise Marjan.

Acht Jahre lang, von 1989 bis 1997, wirkte Anna Teluren in der WDR-Serie mit. Ihre schillernde Biographie als rothaarige Amélie von der Marwitz wies vier dahingeschiedene Ehemänner auf. Der munteren, reiselustigen Witwe wurde nach fast 400 Folgen ein tragisches Ende verordnet: Sie hatte erneut geheiratet und war glücklich mit Ernst-Hugo von Salen-Priesnitz (Carlos Werner). Als er unheilbar erkrankte, wählte das Paar den Freitod. Unvergessen das Bild, wie die Liebenden auf Rosen gebettet ihren letzten Atemzug hauchen.

"Ich wollte nicht mehr mitmachen, mir missfielen die Drehbücher", begründet Anna Teluren ihren Ausstieg. "Produzent Geißendörfer schickte mir 100 rote Rosen und hoffte, ich würde meinen Entschluss ändern. Aber für mich war es endgültig vorbei." Obwohl - etwas Wehmut weht mit: "Später habe ich es manchmal bereut, dass ich so konsequent war." Quicklebendig, geistig fit, die Stimme so kraftvoll wie einst, erzählt Anna Teluren von ihrer Karriere. Ihr kunstsinniger Vater war Gärtner in Wiesbaden, die Mutter fertigte prächtige Biedermeiersträuße. "Wir hatten einen traumhaften Garten, der mich aber kaum interessierte. Wurde ich als Kind in ein Lokal mitgenommen, stand ich auf dem Tisch und sang Lieder." Sie hatte Unterricht bei drei privaten Schauspiellehrern, durfte schon mit 18 Jahren auf die Bühne.

"Das Spielen sah ich nie als Beruf, für mich war es Spaß", sagt Anna Teluren und berichtet von einem Vorsprechen beim Theater: "Neben mir auf der Bank wartete Maximilian Schell. Wir hielten uns nervös an der Hand. Als er dran war, zitterte er vor Aufregung und schob mich vor." Über Jahrzehnte spielte sie dramatische Rollen: Lady Macbeth, die Jungfrau von Orléans, Elisabeth von England. Später wurde ihr der Boulevard in Frankfurt und Düsseldorf zur künstlerischen Heimat. Die Prinzipale der "Komödie", Ingrid Braut und Alfons Höckmann oder Kostümbildner Hanns Friedrichs - alle mussten vor ihr abtreten. "Es geht mir gut, ich will nicht klagen", sagt Anna Teluren. "Schlimm nur, dass keiner mehr da ist, mit dem man sich an früher erinnern kann." Ins Theater zieht sie nichts mehr. Mit dem ihr eigenen Humor entrüstet sie sich: "Ich will doch nicht hinter meinem Rücken hören, ach, lebt die immer noch? Ich dachte, die sei längst tot!"

(RP)
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