Düsseldorf Laien lernen vergessene Tänze

Düsseldorf · Andächtig schreiten die Tänzer im Kreis. Die Füße berühren im Takt den Boden, die Hände halten Opfergaben. "Nicht so ernst", ruft Choreographin Amanda Piña in die Runde, "mehr relaxen."

 Für Christa Steinbüchel (71) ist ritueller Tanz eine neue Erfahrung.

Für Christa Steinbüchel (71) ist ritueller Tanz eine neue Erfahrung.

Foto: hjba

Es ist der dritte Workshop-Tag im Tanzhaus NRW. Gerade proben die Männer und Frauen einen mexikanischen Fruchtbarkeitstanz. Heute und morgen ist im Tanzhaus eine Produktion der mexikanisch-chilenischen Choreographin Amanda Piña zu sehen - "Tanz und Widerstand: bedrohte menschliche Bewegungen", so die Übersetzung des Titels. Piña widmet sich darin traditionellen Tänzen aus der ganzen Welt - sie versteht sie als Schauplatz politischen Widerstands; gleichzeitig möchte sie dabei Bewegungsabläufe, die zu verschwinden drohen, mit vier Profitänzern und zwei Livemusikern in die Gegenwart bringen.

Aber auch der Workshop ist eng mit der Aufführung verknüpft; die Teilnehmer werden Teil des Stücks. Wie genau? Das soll eine Überraschung bleiben.

In jedem Fall gibt die Choreographin in diesen Kursen das Wissen über die rituellen Tänze weiter. "Die Nachfrage war groß", sagt Angela Vucko vom Tanzhaus NRW. Mehr als 60 Bewerbungen habe es zu dem Workshop gegeben. Nur 16 durften mitmachen, ein Casting gab es vorab nicht. Bei der Auswahl hatte Amanda Piña nur ein Kriterium: Die Gruppe sollte am Ende möglichst vielseitig sein. Tanzerfahrung oder eine bestimmte Statur, die Tänzer normalerweise mitbringen sollten, spielten keine Rolle. Und so tanzt die 71-jährige Christa Steinbüchel in dem Workshop neben einem 55-jährigen Naturwissenschaftler oder der neunjährigen Nia.

"Durch den Tanz hatten wir gleich eine gemeinsame Basis", erzählt Christa Steinbüchel. Anstrengend findet sie die Bewegungen nicht - "ich bin Gymnastiklehrerin", fügt sie hinzu.

Am anderen Ende des Raumes packen Anne Meyer und Tochter Nia ihre Taschen. Die Neunjährige ist das einzige Kind in der Gruppe. Das habe aber Vorteile. "Mir wird oft der Vortritt gegeben", erzählt die Neunjährige vergnügt. Anne Meyer nickt: "Der Kurs war eine ganz tolle Erfahrung, und ich konnte viel für den Alltag mitnehmen."

Info "Dance & Resistance. Endangered Human Movements Vol. 2", heute 20 Uhr und morgen ab 18 Uhr im Tanzhaus NRW. Karten: 22 Euro. - www.tanzhaus-nrw.de

(ubg)
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