Analyse Kunstfestival gesucht

Düsseldorf · Das Kulturfest Quadriennale ist tot, vom versprochenen Nachfolger ist nichts zu sehen. In der Kulturpolitik herrscht nicht nur zu diesem Thema gerade Stillstand. Die Rathausmehrheit wartet auf den großen Plan. Ob das gut ausgeht?

 Die Quadriennale, hier ein Bild aus dem Jahr 2014 im Ehrenhof, wurde nach drei Versuchen beerdigt. Die Politik hat einen Nachfolger in Aussicht gestellt - aber konkrete Pläne lassen auf sich warten.

Die Quadriennale, hier ein Bild aus dem Jahr 2014 im Ehrenhof, wurde nach drei Versuchen beerdigt. Die Politik hat einen Nachfolger in Aussicht gestellt - aber konkrete Pläne lassen auf sich warten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Zu den ersten Entscheidungen der Ampel-Kooperation gehörte es, die ungeliebte Quadriennale zu beerdigen. Die war auch im dritten Anlauf im vergangenen Jahr den Ruf eines Gernegroß-Festivals nicht losgeworden: teuer und ambitioniert, aber am Ende ohne viel Ausstrahlung. Also so, wie es leider der Rest des Landes von Düsseldorf erwartet. Die Rathausmehrheit aus SPD, Grünen und FDP verband das Aus für die Quadriennale damals mit der Zusage, einen besseren Nachfolger zu schaffen. Diese Ankündigung hatte FDP-Politiker Manfred Neuenhaus im Kulturausschuss im Februar wiederholt. Man wolle ein "hochprofessionelles Festival der Bildenden Kunst" initiieren, kündigte er damals an.

Mit großer Freude erinnerte die CDU gestern im Ausschuss an diesen Ausspruch und fragte nach, wie es denn um jenes neue Festival steht - wohl wissend, dass es nichts Neues gibt. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe räumte denn auch ein, es gebe "noch keine konkreten Überlegungen" für den Quadriennale-Nachfolger. Lohe weiter: "Ob ein neues Festival der Bildenden Kunst in absehbarer Zeit realisierbar ist, hängt von den Ergebnissen der Haushaltsberatungen ab."

Kurz gesagt: Man weiß es noch nicht. Das ist in der Kulturpolitik in den vergangenen Monaten eine häufige Antwort der Rathausmehrheit, egal ob es um die Weiterentwicklung der städtischen Museen und Bühnen geht, um die angekündigten Sanierungen von Kulturgebäuden - oder eben um die Kunstfest-Frage. Die Parteien haben das Entscheiden in der Kulturpolitik derzeit nahezu eingestellt. Und wäre die CDU-Opposition nicht so nett gewesen, noch ein paar Anfragen auf die Tagesordnung zu setzen, hätte man sich die Sitzung des Kulturausschusses sparen können.

Die grassierende Unlust zu Beschlüssen ist natürlich einerseits Folge des Lochs in der Stadtkasse. Das stellt alle Vorhaben unter Vorbehalt. Es ist aber auch Folge eines ambitionierten Vorhabens, dem gerade alles untergeordnet wird - und auf das man auch bequem verweisen kann, wenn man sich gerade nicht äußern will. Die Ampel will eine Art demokratisches Gesamtkonzept für die Kultur entwickeln lassen. "Kulturentwicklungsplan" nennt sich das Papier, das aufzeigen soll, welche Kultur eine Großstadt wie Düsseldorf eigentlich braucht, und das möglichst mit fast wissenschaftlich objektivem Anspruch.

Die Politik will die Kulturschaffenden und externe Experten in die Erstellung einbeziehen, heißt es. Das dauert. Die Vorarbeiten sind bald abgeschlossen. Im September trifft sich der Ausschuss zu einer Sondersitzung, um die "kulturpolitische Gesellschaft", einen Verein mit Sitz in Bonn, als Moderator zu beauftragen. Dann soll die Diskussion um den Generalplan für die Kultur erst richtig losgehen.

Wenn das Ganze gut ausgeht, könnten der Stadt zum Beispiel weitere Rohrkrepierer wie die Quadriennale erspart bleiben - und vielleicht gelingt es endlich, ein besseres Bild nach außen abzugeben. Möglicherweise wird es sogar keine solche Großveranstaltung mehr geben, sondern stattdessen eine Reihe von kleinen Festivals zu verschiedenen Genres, hieß es von den Grünen im Ausschuss.

Wenn die Idee mit dem Plan schlecht läuft, verliert die Politik gerade einfach eine Menge Zeit. Die Ampel-Kooperation besteht immerhin schon seit fast einem Jahr, und wann ihr alles entscheidendes Konzept für die Kultur vorliegt, mag immer noch niemand zu prognostizieren. Und auch der schönste Plan wird die Politik letztlich nicht davor bewahren können, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Sie lassen allerdings diesmal sehr lange auf sich warten.

(arl)
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