Düsseldorf Kulturberater: Akteure wünschen mehr Zusammenarbeit

Düsseldorf · Zuweilen scheitert die Kultur an den einfachsten Dingen, zum Beispiel an den Rollläden. Die durften im Palais Wittgenstein zur Kulturentwicklungsplan-Konferenz nämlich nicht heruntergelassen werden, aus Brandschutzgründen, hieß es. Bei blendendem Wetter draußen führte dies dazu, dass drinnen von den Projektionen der Vortragenden kaum etwas zu sehen war.

Nur eine Posse am Rande war das, als die von der Stadt beauftragte Kulturpolitische Gesellschaft aus Bonn um den Berater Patrick S. Föhl nun einen Zwischenstand ihrer Analysen vorstellte. Dass man im Palais Wittgenstein nun nichts sah, führte den Anwesenden indes eines der möglichen Probleme des Kulturstandorts Düsseldorf vor Augen. Denn ein immer wiederkehrendes "Reizthema" in der Stadt, so Föhl, sei ausgerechnet die fehlende Sichtbarkeit.

Seit dem Frühjahr haben Föhl und sein Team in Düsseldorf Strukturen analysiert, zu Workshops eingeladen und Experteninterviews geführt; weitere Maßnahmen folgen. Vor Vertretern aus der Kulturlandschaft fassten sie ihre bisherigen Ergebnisse erstmals zusammen. "Es gibt ein großes Bedürfnis nach mehr Kooperation und mehr gemeinsamer Sichtbarkeit", sagte Föhl. Gemeint ist damit sowohl Strahlkraft über die Stadt hinaus - Stichwort Kulturtourismus - als auch nach innen. Als besondere Stärke Düsseldorfs wurde von den 38 Befragten demnach etwa das Ballett angeführt; ein Alleinstellungsmerkmal sei zudem die japanische Gemeinschaft, die jedoch noch keine hinreichende Beachtung finde. Als unterrepräsentiert gelten indes die Popmusik- und Literaturszenen - große Namen wie Kraftwerk, Heinrich Heine und die Toten Hosen reichen offenbar nicht aus.

Als "klar abgestecktes Netzwerk" beschrieb der Soziologe Robert Peper den Verbund der um Kunst und Kultur bemühten Akteure in der Stadt. Peper hat die Netzwerke innerhalb der Kulturlandschaft analysiert. Er kommt auf rund 250 beteiligte Akteure, die ihm 19 Interviewpartner nannten. Beanstandet wurde ihm zufolge unter anderem eine mangelnde Vernetzungsbereitschaft einzelner Einrichtungen sowie Unklarheiten über Zuständigkeiten in der Verwaltung und die kulturpolitischen Ziele.

In "anspruchsvollem Tempo" habe man seit März am Kulturentwicklungsplan gearbeitet, sagte Föhl; nun erste Schlüsse oder Handlungsempfehlungen vorzulegen, damit tun sich die Experten allerdings schwer. Weil eine Online-Umfrage noch nicht abgeschlossen ist und weitere Workshops folgen - schon heute Abend, 17 Uhr, gibt es einen Bürgerdialog in den FFT-Kammerspielen -, blieben mögliche Maßnahmen lediglich angedeutet, man verharrte im sicheren "Könnte". So könnten sich die Kulturberater um Patrick S. Föhl etwa vorstellen, dass die Düsseldorfer Museen eine gemeinsame Interessenvertretung wählen; oder dass die Kulturschaffenden gezielte Angebote für die vielen Pendler anbieten könnten - eine "Kultur to go", hieß es.

(kl)
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