Tipps in Düsseldorf Kultur gegen Trübsal

Düsseldorf · Der Herbst hat begonnen - und damit eine Zeit, in der mancher dazu neigt, Trübsal zu blasen. Dagegen gibt es ein Mittel: Kultur.

Impressionen von der Nacht der Museen 2015
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Impressionen von der Nacht der Museen 2015

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Foto: Holger Lodahl

"New Forum" heißt die intelligente Begleitschrift zum neuen NRW-Forum Düsseldorf. Die sollte man unbedingt einmal durchblättern und auch lesen, was nur geht, wenn man das Heft im neu eröffneten NRW-Forum abholt. Dass man dorthin in diesen Tagen allein schon aus Neugierde pilgern sollte, versteht sich. Schließlich ist das ungewöhnliche Ausstellungshaus endlich wieder offen, nachdem über ein Jahr lang seine Zukunft ungewiss war. Von Kindern bis zur späten Großelterngeneration will das Programm alle Menschen ansprechen, so hat sich das der neue Leiter, Alain Bieber, vorgestellt und dem Haus im Ehrenhof neue Strukturen verpasst: Lebendige Ideenfabrik soll es sein und Agora - Marktplatz der zeitgenössischen Kultur. Jetzt gerade sind die Ausstellungshallen mit Tausenden Selfies bestückt, an den Wänden auf dem Boden, auf einer riesigen Rampe - man steht jeden Moment mitten im Ergebnis des Fotografiefiebers der Jetztzeit. "Ego Update" heißt diese vorwitzige, ein bisschen voyeuristische, mitunter auch krawallige Ausstellung, die noch bis 17. Januar zu sehen ist.

Gleichzeitig beginnt am 2. Oktober eine subtil die Persönlichkeit spiegelnde Fotoausstellung. "Das Prinzip Apfelbaum" heißt die Aktion der Kölner Künstlerfotografin Bettina Flitner, in der sie elf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit der Frage konfrontiert: "Was bleibt von einem Menschen, wenn er nicht mehr da ist?" Großformatige Fotografien, Kurzfilme und Textausschnitte fügen sich zu der Schau, die Anne-Sophie Mutter, Wim Wenders, Margot Käßmann und andere zu Selbstbekenntnissen verführt (bis 1. November).

Alain Bieber im NRW-Forum: Selfies eingesendet
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RP-Leser schicken Selfies fürs Museum

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Foto: Mojo Mendiola

Neben diesen Ausstellungen lockt ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm ins NRW-Forum, die italienische Gastronomie im Rundbau (Caffè im NRW-Forum) ist verlässlich, das Essen gut und traditionell italienisch. Gleich nebenan, nur ein paar Schritte weiter, liegt das Museum Kunstpalast, das mit seiner Vielfalt immer einen Besuch lohnt. Im Moment sind - kurz vor der großen Zurbarán-Ausstellung - die dokumentarischen Fotografien der in Düsseldorf lebenden Erika Kiffl ausgestellt. "Von Ai Weiwei bis Gerhard Richter" läuft noch bis 18. Oktober im Grafikkabinett.

Öffnungszeiten Museum Kunstpalast: Di.-So. 11-18 Uhr, Do. 11- 21 Uhr. www.smkp.de

Öffnungszeiten NRW-Forum: Di.-So. 11-20 Uhr, Fr. 11-22 Uhr. /www.nrw-forum.de

Alljährlich bekommen die Orgelmusikfreunde in Düsseldorf und ringsum im Herbst eine dicke Fuhre ab. Dann startet Ido - das Internationale Düsseldorfer Orgelfestival, ein ungemein klug konzipiertes, reichhaltiges, immer auch heiteres Programm, das in unerwartete kreative Räume schaut und die Künste aufeinandertreffen lässt: Pantomime und Orgel, Stummfilm und Orgel, Atempause mit Orgel, Malerei und Orgel, Märchen und Orgel. Einmal geht das Festival auch in eine Justizvollzugsanstalt (die einzige nicht-öffentliche Veranstaltung), und es hat sich um ein Festkonzert zum 25. Todestag von Leonard Bernstein gekümmert (kurioserweise erklingt in dem Konzert alles Mögliche, nur nicht Bernstein). Wieder ist es den Planern gelungen, die reiche Orgellandschaft Düsseldorfs beispielhaft einzufangen. Die Zahl der international renommierten Organisten beim Festival ist überschaubar; immerhin ist Vincent Dubois dabei, einer der Shooting Stars der jungen französischen Organisten.

Programm unter www.ido-festival.de

Luis ist 16 und weiß, wie man sich Respekt verschafft. Er gehört zu den Anführern in seiner Klasse, Schwächen behält er für sich - und hat sich ein strenges Trainingsprogramm verordnet. Täglich läuft er die Stufen bis zur Wohnung in der 15. Etage zu Fuß und dann geht's raus auf den Balkon - gegen die Höhenangst. Das funktioniert alles bestens, Luis ist angesagt, auch bei den Mädchen. Doch dann gerät etwas in seiner Familie aus den Fugen. Auf einmal schafft Luis es nicht mehr, cool zu bleiben - und stellt fest, dass das gar nicht so schlimm ist. So wird aus einer Teenager-Geschichte ein dramatischer Mutmach-Roman. "Es bringen" heißt der, geschrieben hat ihn Verena Güntner, und schon für erste Kapitel daraus gewann die Autorin Preise, unter anderem beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Denn ihre Sprache ist schnell und direkt und ihre Geschichte authentisch.

Das Junge Schauspielhaus in Düsseldorf hat nun als erstes Theater die Rechte an dem Roman bekommen und bringt eine Fassung von Karsten Dahlem auf die Bühne, der auch Regie führt. Dahlem arbeitet an zahlreichen Theatern und hat das Drehbuch zu dem Film "Freier Fall" geschrieben. "Es bringen" ist ein Stück für Jugendliche ab 14 Jahren, das vom Erwachsenwerden handelt. Aber es erzählt auch viel grundsätzlicher vom Hineinwachsen in die Gesellschaft, von harten Fassaden und dem, was dahinter ist, und kann darum Menschen jeden Alters ermutigen, sich Schwächen zu leisten. Sie vielleicht nicht mal als Schwächen zu sehen, sondern als das, was Menschen unverwechselbar macht.

Premiere: 2. Oktober, 19 Uhr, weitere Termine und Karten: 02118523710; www.duesseldorfer-schauspielhaus.de

(RP)
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