Düsseldorf Kosmische Lehrstunde im Tanzhaus

Düsseldorf · Der Name des Fixsterns "Zaurak" klingt exotisch. Der mehrere Hundert Lichtjahre entfernte Himmelskörper wird unter Astronomen als "Gamma Eridani" geführt. Jetzt macht sich das bereits von Ptolomäus beobachtete Gestirn in der Düsseldorfer Gegenwart bemerkbar - sozusagen. Im Tanzhaus NRW feierte die Produktion "Zaurak" Uraufführung. Sie kombiniert Erkenntnisse der Astronomie mit Prognosen der Astrologie. Bereits vor Beginn der Performance begeben sich die Tänzer des Kollektivs "MichaelDouglas" in die Reihen der Zuschauer. Sie sprechen über Sternbilder ihrer Geburtsstunde und über die Möglichkeit, den eigenen Körper ins Unendliche zu verbiegen.

Was dann auf der Bühne des Saals zu erleben ist, könnte man als motivationsgesteuerte, astrophysikalische Lehrstunde bezeichnen. Unter der Leitung der Choreographin Prue Lang nehmen die Tänzer mit Alltagskleidung ihre Aufstellung ein. Einer oder Eine von ihnen setzt sich im Wechsel an einen Tisch, um Namenslisten zu verlesen, wie aus dem Telefonbuch. Da gibt es den deutschen Namen "Grau", der auch so klingt, egal mit welchem Vornamen. Es folgen der anglophone Raum und die schöneren italienischen oder gleichfalls wohltönenden polnischen Namen. Zusammen blicken viele Erdmännchen, pardon, Erdmenschen vom blauen Planeten hinaus in die Unendlichkeit des Kosmos. In ihren Ursprüngen waren sie Wirbellose, was die Truppe mit virtuoser Eleganz anschaulich macht.

Die drei Frauen und drei Männer des "MichaelDouglas"-Tanzkollektivs vermessen Raum und Zeit im Donnern von Raketenstarts und galaktischen Sphärenklängen. Mit Psycho-Tests und bohrenden Fragen geraten sie irgendwann an ihre eigenen Grenzen. "Bitte Arbeitslicht an" heißt es dann, und nach scheinbar hitziger Debatte geht der Tanz wieder von neuem los. Die befremdliche kosmische Unterrichtsstunde erhielt gleichwohl an der Erkrather Straße freundlichen Beifall.

(RP)
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