Theater in Düsseldorf Kopfüber in die Beziehungskiste

Düsseldorf · Ein bisschen überdreht, aber hinreißend gespielt und sehr lustig: das Lustspiel "Taxi, Taxi" von Ray Cooney in der Komödie

 Vorn: Jan Kittman (l.), Michael Schäfer, hinten v.l.: Swetlana Saam, Frank Büssing, Alexander von der Groeben, Patrick Bartsch, Verena Wüstkamp.

Vorn: Jan Kittman (l.), Michael Schäfer, hinten v.l.: Swetlana Saam, Frank Büssing, Alexander von der Groeben, Patrick Bartsch, Verena Wüstkamp.

Foto: Komödie

Die zweigeteilte Bühne zeigt unterschiedliche Wohnräume: blaue Wände und kariertes Sofa rechts, gelbe Wände und geblümtes Sofa links. In jedem Zimmer steht eine Frau am Bügelbrett. So synchron wie die Bewegungen der beiden beim Plätten und Zusammenlegen der Wäsche sind, so einträchtig greifen sie nach getaner Arbeit zum Telefon und alarmieren die Polizei.

Mary Smith und Barbara Smith machen sich Sorgen um ihren Mann. Er ist Taxifahrer und sonst immer auf die Minute pünktlich. Schnell ahnt der Zuschauer: Der Vermisste muss ein und dieselbe Person sein. Dieser John Smith führt also offenbar ein Doppelleben.

Damit sind die Weichen gestellt: freie Fahrt für jede Menge Turbulenzen, wie man sie von den Stücken des britischen Autors Ray Cooney kennt und erwartet. Auf den Meister der Absurditäten ist auch in "Taxi, Taxi" Verlass. Im Bunde mit dem ausgewiesenen Humor-Spezialisten Peter Millowitsch, der den Boulevard-Dauerbrenner aus dem Jahr 1983 für die "Komödie" in Szene setzte, geht das Konzept der temporeichen Farce erst recht auf.

Das Strickmuster ist im Grunde simpel und sattsam bekannt. Ein Mann gerät in die Klemme und benutzt seinen gutmütigen Freund als Sündenbock. Jan Kittmann gibt mit viel Schwung den ausgebufften Bigamisten, der sich gar zu lange auf sein Glück und seinen penibel durchgetakteten Stundenplan verlassen hat. Keine der Frauen wurde jemals misstrauisch, also machte er immer weiter. Bis ein kleiner Unfall alles aus dem Lot bringt und das Lügengebäude einzustürzen droht. Nach einem Gerangel auf der Straße kippt ein Polizist den geringfügig Verletzten mit bandagiertem Kopf bei seiner Mary aufs Sofa. Die atmet erleichtert auf und möchte ihn betütteln. Doch er will nur weg. Denn viereinhalb Autominuten entfernt wartet Zweitfrau Barbara auf ihn, noch immer ratlos über den Verbleib ihres Gatten. Und dann geht das Verwirrspiel erst richtig los. In seiner Not macht John den netten Nachbarn Stanley zum Mitwisser und spannt den stoisch auftretenden Schlacks vor seinen Karren. Michael Schäfer ist fabelhaft als Sündenbock und räumt mit seinen trockenen Kommentaren die meisten Pointen ab.

"Taxi, Taxi" wäre ohne Telefongebimmel und fortwährend schrillende Türklingel nicht denkbar. Die früher einmal unverzichtbaren Schwank-Zutaten liefern die Basis für immer neue haarsträubende Missverständnisse. Selbst die beiden übereifrigen Polizisten, die auf den Plan treten und sich wichtig nehmen (Alexander von der Groeben und, sehr niedlich, Patrick Bartsch), tappen bis zuletzt im Dunkeln. Sehr lange begreifen auch die beiden Ehefrauen rein gar nichts. Nur die Zuschauer wissen Bescheid und quittieren ihren Vorsprung mit großem Amüsement.

Verena Wüstkamp, die gewohnt souverän agiert, lässt sich als schwarze Barbara einen Bären nach dem anderen aufbinden. Ihre blonde Kontrahentin Mary fährt schon etwas früher die Krallen aus. Und was für welche! Swetlana Saam, zum ersten Mal auf einer Düsseldorfer Bühne, schmeißt sich mit viel Temperament in ihre Rolle und begeistert mit einem fulminanten hysterischen Auftritt. Schließlich geistert noch der drollige Bobby (Frank Büssing) in blutrot verschmierter Malerkluft durch die Szenerie und sorgt für weiteren Wirbel.

Muss man die Handlung weiter erklären? Ach was. Zu viel Aberwitz, zu wenig Logik. Und gegen Ende wird auch ziemlich dick aufgetragen. Aber lustig und dazu noch hinreißend gespielt ist "Taxi, Taxi" allemal. Es wird andauernd gelacht bei der Premiere. Manche kriegen sich nicht mehr ein, wenn sich der bedrängte John in seiner Panik ein ganzes Zeitungsblatt in den Mund stopft und es restlos auffuttert. Andere vergnügen sich damit, dass Schwule durch den Kakao gezogen werden. Oder sie finden die harmlose, aber höchst zweideutige Tänzelei von John und Stanley zum Brüllen komisch. Zumal sie sich noch blitzschnell damit herausreden, dass sie die Funktion einer Kartoffelschälmaschine nachahmen. Nachdem der ganze Irrsinn auf die Spitze getrieben ist, hocken die zerrupften Helden erschöpft auf der Couch. Es wird still, der Vorhang senkt sich. Lautstarker Jubel brandet auf.

(RP)
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