Düsseldorf "Komödie" kämpft ums Überleben

Düsseldorf · Die Bühne an der Steinstraße ist zwar nicht insolvent, aber nah dran. Das Haus versucht sich mit Hilfe eines Sachwalters zu sanieren.

 Katrin Schindler führt seit 2012 die Geschäfte der Komödie an der Steinstraße. Nun hat sie einen Sachwalter zur Seite, mit dessen Hilfe sich das Haus neu aufzustellen versucht (Foto von 2013).

Katrin Schindler führt seit 2012 die Geschäfte der Komödie an der Steinstraße. Nun hat sie einen Sachwalter zur Seite, mit dessen Hilfe sich das Haus neu aufzustellen versucht (Foto von 2013).

Foto: Andreas Bretz

"Wären wir insolvent, wäre ich als Geschäftsführerin gar nicht mehr hier", sagt Katrin Schindler. Die Chefin der "Komödie" versucht dem seit gestern kursierenden Gerücht, ihr Theater stünde vor dem Aus, etwas entgegenzusetzen. Die momentane finanzielle Klemme des Hauses bestreitet sie nicht. "Trotzdem sehe ich für die Zukunft nicht ganz so schwarz. Was jetzt passiert, begreife ich als reelle Chance, den Standort zu erhalten."

Der juristische Fachbegriff für den Vorgang, der seit zwei Monaten beim Amtsgericht anhängig ist, nennt sich "Antrag auf Einleitung eines sanierenden Eigenverwaltungsverfahrens". Es sei eine stille und im Gegensatz zur Insolvenz noch recht seltene Regelung, sagt Rechtsanwalt Martin Lambrecht, der als vorläufiger Sachwalter der "Komödie" eingesetzt wurde. Im Grunde bestünden bei diesem Verfahren die gleichen Rechte und Pflichten wie bei einer Insolvenz, es würden aber deutlich mehr Freiheiten eingeräumt. Ein Insolvenzverwalter wird nicht eingesetzt. "Die Betroffenen können viele Angelegenheiten selber in die Hand nehmen und in eigener Verantwortung regeln", sagt Lambrecht. Das gelte etwa für bestehende Mietverträge oder Leasing-Verpflichtungen. "Das Theater muss zwingend Lösungen für Einsparungen finden, damit es sich neu positionieren kann", rät der Rechtsanwalt. "Mit dem nun eingeleiteten Verfahren können auch alle Lasten, die bisher noch auf dem Haus lagen, beseitigt werden."

Katrin Schindler versucht in diesen Tagen die Gemüter zu beruhigen. "Der Spielbetrieb bei uns geht unverändert weiter", versichert sie. "Die Gehälter für unsere 14 Festangestellten und die Aushilfen werden ebenso pünktlich gezahlt wie die Gagen für die Schauspieler." Über drei Monate fließen diese Gelder nun aus dem Topf einer Insolvenz-Kasse. "Das verschafft uns vorerst etwas Luft", sagt die Geschäftsführerin erleichtert. "Wir können mit größerer Ruhe und Umsicht überlegen, wie die Situation zu stabilisieren ist."

An welche Maßnahmen denkt sie dabei zunächst? "Dafür sind Gespräche nötig, etwa auch mit Lieferanten und anderen Partnern, deren Entgegenkommen wir erhoffen. Wir sind froh, bei diesen Verhandlungen einen Berater auf unserer Seite zu haben." Schindler rückt noch einmal den Status der Bühne in den Fokus. "Wir müssen als Privattheater ohne Subventionen auskommen und die Krise aus eigener Kraft bewältigen", sagt sie. "Ein finanzieller Anschub durch die Banken ist leider nicht zu erwarten."

Schon früher lief es in der Komödie nicht immer ganz glatt. Katrin Schindler und der inzwischen als Mit-Geschäftsführer ausgeschiedene Michael Forner hatten das Haus 2012 von ihren Vorgängern Helmuth Fuschl und Paul Haizmann übernommen. Nach deren Rückzug nach Österreich war gelegentlich von Querelen zwischen den alten und den neuen Chefs die Rede. "Schnee von gestern", kommentiert Katrin Schindler, "wir haben längst unseren Frieden geschlossen. Herr Fuschl und ich konnten heute schon miteinander telefonieren."

Vor zwei Jahren gewährte die Stadt der "Komödie" eine einmalige Finanzspritze von 77.000 Euro. Dass es jetzt so weit kommen konnte, schiebt die Theaterleiterin auf das vergangene Jahr mit insgesamt eher mageren Zuschauerzahlen. Für eine Weile schien es zudem so, als fehlte es dem Haus an prominenten Namen, die ein breiteres Publikum anziehen. In dieser Spielzeit dagegen sei die Boulevardbühne deutlich im Aufwind, betont Kathrin Schindler, die Auslastung sei erfreulich gestiegen. Man habe auch ein jüngeres Publikum gewinnen können und fülle mit erfolgreichen Sonderprogrammen den sonst spielfreien Montag und so manchen Nachmittag.

"Natürlich wäre es mir am liebsten, ich müsste keinerlei Hilfe in Anspruch nehmen", stellt Katrin Schindler klar. Nun aber sei sie regelrecht dankbar für den "kleinen Schutzschirm" über ihrem Theater und werde couragiert weiterkämpfen. "Allein schon für die Menschen, die hier so motiviert und engagiert arbeiten. Bei uns herrscht kein Chaos, sondern eine gute Atmosphäre. Wir krempeln alle die Ärmel hoch und sind uns sicher, dass es sich lohnt", sagt Schindler.

(RP)
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