Düsseldorf Kastagnetten klappern mit den Absätzen der Tänzer um die Wette

Düsseldorf · Brüche einkomponiert: Das Flamenco-Festival im Tanzhaus eröffnete mit "Danza 220V" der spanischen Kompanie von Rafael Estévez und Valeriano Paños.

 Szene aus der Premiere von "Danza 220V" im Tanzhaus.

Szene aus der Premiere von "Danza 220V" im Tanzhaus.

Foto: Remedos Malvarez

Am Anfang steht nicht mehr als ein leises Rauschen. Unmerklich steigert es sich, und mit ihm werden die Bewegungen der Tänzer intensiver. Musik und Tanz bedingen hier einander, geben Impulse, halten an und treiben einander im nächsten Moment voran.

Mit "Danza 220V" eröffnete die spanische Kompanie Estévez/Paños das Flamenco-Festival im Tanzhaus an der Erkrather Straße und zeigte auf eindrucksvolle Weise, was passiert, wenn traditioneller Flamenco auf moderne Spielarten von Tanz und Musik trifft. Die Bühne, auf der die Kompanie sich bewegt, ist in kargem Licht gehalten, am linken Bühnenrand steht ein Tisch mit einem Laptop.

Dort sitzt der Avantgarde-Elektro-Musiker Daniel Muñoz, dessen Kompositionen gemeinsam mit dem eindrucksvollen Gesang von Sandra Carrasco den musikalischen Rahmen an diesem Abend liefern. Auf mehreren Ebenen thematisieren die Künstler den Versuch des Verschmelzens von klassischem Flamenco und modernem Tanz. Und machten deutlich, dass dieser Versuch auch immer einen Bruch bedeutet.

Brüche sind überhaupt ein zentrales Element an diesem Abend. Zum einen tänzerisch: der stolze und traditionelle Flamenco von Rafael Estévez steht im starken Kontrast zu den lebendigen, teils aus dem Ballett, teils aus dem Modern Dance entlehnten Bewegungen von Jordi Vilaseca und Valeriano Paños. Immer wieder lässt Choreograf Antonio Ruz diese Elemente aufeinanderstoßen, sich annähern und miteinander atmen, um sie dann zu brechen und einen Moment der Stille zu produzieren.

Wer sich einen fließenden, temperamentvollen Abend erhofft hat, wartet bei "220V" vergeblich darauf. Die Inszenierung spielt damit, die Stimmung immer wieder aufs Äußerste anzuheizen, nur um sie im nächsten Moment brechen zu lassen. So auch in der Musik: Füllt die Stimme von Sandra Carrasco gerade den ganzen Saal, stockt sie in der nächsten Minute, um den Tänzern und ihren Körpern Raum zu geben.

Denn auch die sind an diesem Abend Instrumente: fungieren als lebendige Cajóns und Kastagnetten. Sie greifen Elemente des klassischen Flamencos auf und übersetzen sie mit Hilfe der Klänge ihres Körpers in eine moderne Sprache. Besonders eindrucksvoll ist das im Tanz von Paños zu erkennen. Seine Pirouetten und Sprünge sind genauso auf den Punkt getanzt wie seine schnellen und rhythmischen Zapateados - geräuschvolle Schritte aus Stampfen und Klappern, die charakteristisch für den Flamenco sind. Alle drei Tänzer zeigen in den 75 Minuten ein sehr hohes Niveau und werden dafür vom Eröffnungspublikum mit einem langen Applaus belohnt.

Das Flamenco-Festival geht noch bis zum 28. März. Zu den weiteren Höhepunkten zählt der Auftritt des Spaniers Farruquito, der als einer der momentan besten Flamencotänzer gilt. Schnell ausgebucht waren auch die Kurse, die er unterrichten wird. Interessierte haben jedoch die Möglichkeit, in 25 weiteren Workshop-Angeboten unter professioneller Leitung in die Welt des Flamencos einzutauchen.

www.tanzhaus-nrw.de

(RP)
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