Düsseldorf Junge Musiker eröffnen Stummfilmfestival

Düsseldorf · Das "Beat the Silence"-Festival präsentiert Live-Vertonungen bedeutender Stummfilme. Es läuft noch bis morgen.

 Die Grand-brothers setzen bei ihrer Musik auf eine Mischung aus Analog und Digital.

Die Grand-brothers setzen bei ihrer Musik auf eine Mischung aus Analog und Digital.

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Das Stück "Wuppertal" bildete den Auftakt des Konzerts, mit dem die Grandbrothers das "Beat the Silence"-Filmfestival eröffneten. Doch nicht nur die Musik des Düsseldorfer Duos stand dabei im Fokus. Denn es gab auch etwas zu sehen. Begleitet und untermalt wurden die Produktionen der Band nämlich von live erzeugten Visuals der Gruppe Warped Type, die auf einer Leinwand im Hintergrund liefen. Auch eine Fahrt in der Wuppertaler Schwebebahn konnte man so -zumindest virtuell - während des ersten Stücks erleben.

Jeder Platz und auch die Stufen am Rande des Saals im Black-Box-Kino im Filmmuseum waren besetzt. Die Besucher waren gekommen, um die Mischung aus analoger Klassik und digitaler Gegenwart zu erleben, die die Grandbrothers in ihren Songs vereinen. Die Kompositionen von Erol Sarp am Flügel bilden dabei den Ausgangspunkt ihrer Musik, die mittels einer von Lukas Vogel entwickelten Apparatur elektronisch bearbeitet und live gesteuert wird. Die dabei entstehenden Klänge haben eine beruhigende Wirkung, erinnern gleichzeitig aber auch an zeitgenössische Clubmusik.

Den ersten Teil des Abends widmete die Band ihrem in diesem Jahr erschienenen Debütalbum "Dilation", von dem auch "Wuppertal" stammt. Gepaart mit den Visuals, in denen sich jeder Ton der Musik wiederfindet, die also ganz im Takt der Stücke funktionieren, erzeugten unter anderem auch "Naive Rider" und "Arctica" eine fesselnde Wirkung. Die Bilder müssen dabei aber keinesfalls eine Verbindung zum Titel der Songs haben. So wurde "Naive Rider" von einer Art Lasershow begleitet. Ein anderes Visual zeigte eine Hand, die Zeichnungen, etwa von einem Klavier, anfertigt. Gebannt folgte man der Handlung auf der Leinwand, was womöglich auch dem schnellen Rhythmus der Musik und der Bilder geschuldet war.

Im zweiten Teil spielten die Grandbrothers schließlich ihre Vertonungen zweier absoluter Klassiker des frühen surrealistischen Avantgardefilms und läuteten somit das Festival ein. Los ging es mit "Ballet Mécanique" von Fernand Léger und Dudley Murphy aus dem Jahr 1924. Der etwa 16 Minuten lange Kurzfilm schwankt zwischen Natürlichem und Künstlichem: Tanzende Kreise und Dreiecke wechseln sich mit Jahrmarktszenen, Aufnahmen einer jungen Frau und ratternden Maschinen ab. Die Aneinanderreihung der Bilder ist wild. Genauso chaotisch geht es in Man Rays "Emak Bakia" von 1926 zu. Es handelt sich dabei um eine faszinierende Collage aus Straßenszenen, Landschaftsaufnahmen, geometrischen Formen und Animationen, gespickt mit zeitverzögernden Überblendungen und überraschenden Rhythmuswechseln. Eine "ciné poème", also eine visuelle Poesie, zu erzeugen war einst das Ziel Man Rays - und es ist ihm gelungen.

In Verbindung mit der eigens für die Filme komponierten Musik der Grandbrothers ergibt sich eine stimmige Kombination aus Bild und Ton. Teilweise fast unheimlich und verstörend, streckenweise aber auch fröhlich und verrückt, häufig verwirrend, geht die Band perfekt auf die Unruhe der Bilder ein. Wie die Bezeichnung "surrealistisch" schon verrät, ist in den beiden Filmen keine Handlung zu erkennen. Diese ist aber auch nicht nötig. Die Kraft der Bilder wirkt auch ohne logischen Inhalt, unterstrichen durch die Musik der Grandbrothers sogar noch mehr. Mit einem neuen Song, "Bloodflow", beendete das Duo sein Konzert und machte damit Lust, noch viel mehr Neues von der Band zu hören.

Das "Beat the Silence"-Festival läuft noch bis morgen (Programm siehe Infokasten). Neben dem Konzert der Grandbrothers gibt es noch einen weiteren Höhepunkt. Denn das Düsseldorfer Duo Chogori vertont am Sonntag den Science-Fiction-Klassiker "Die Reise zum Mond" aus dem Jahr 1902 live vor der außergewöhnlichen Kulisse im Planetarium Erkrath. Ihre Musik bezeichnet die Band als analog-elektronisch.

Nahezu alle Programmpunkte sind im Auftrag des Festivals entstanden. "Wir sind dankbar dafür, dass diese tollen Künstler Teil unseres Festivals sind", sagte Leiter Michael Janowicz bei der Eröffnung. Janowicz ist schon lange bei der Gruppe "stummfilm:dj" aktiv, wo er selbst als DJ mehrere Stummfilme vertont hat. Das "Beat the Silence"-Festival findet in diesem Jahr nach 2013 zum zweiten Mal statt.

(RP)
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