Johann Peter Schäfer Krisenmanager gegen die "Unordnung"

Düsseldorf · Zu den diversen Baustellen an der Düsseldorfer Kunstakademie äußert sich jetzt der vom Ministerium eingesetzte Interimskanzler.

Die Düsseldorfer Kunstakademie fährt seit dem Amtsantritt von Rita McBride in unruhigem Wasser. Seit 2013 mehren sich Machtkämpfe und Meinungsverschiedenheiten, mitunter fliegen die Fetzen. Dass gegen McBride im vergangenen Jahr eine Rüge ausgesprochen wurde, verbreitete sich rasch über Facebook, woraufhin die Rektorin - ebenfalls auf Facebook - sich gegen Indiskretionen aus internen Sitzungen verwahrte.

In ihrer Amtszeit wurden auch Berufungsverfahren beanstandet, und die Kanzlerneuwahl entwickelte sich zur Farce. Erst musste die Ausschreibung wiederholt werden. Dann trat der bestellte Jochen Beißert aus Dresden nicht an.

So sah sich das Wissenschaftsministerium gezwungen einzugreifen und berief als Kanzler für die Zeit bis zur Neuwahl einen bewährten Juristen. Johann Peter Schäfer (69), zuletzt Kanzler an der Universität Siegen, soll nun für Recht und Ordnung sorgen. Ein Gespräch über die Baustellen an der Akademie.

Warum ziehen Sie als Pensionär noch einmal in die Schlacht?

Schäfer Weil ich gefragt worden bin. Eigentlich hatte ich einen anderen Lebensplan. Ich sehe es aber als eine besondere Herausforderung und als große Ehre, für die Kunstakademie Düsseldorf zu arbeiten.

Sie kommen als Krisenmanager, das Wissenschaftsministerium hat Sie gerufen, als der fest bestellte Kanzler einen Rückzug gemacht hatte. Wie lautet Ihr Auftrag?

Schäfer Ich werde die Verwaltung ordnen und dafür sorgen, dass bestehende Defizite beseitigt werden, dass nach geltendem Recht gehandelt und gewirtschaftet wird. Aber ich bin kein Vormund. Ich möchte den Künstlern den bürokratischen Kram abnehmen, will aber niemanden gängeln.

Wie wurden Sie in Düsseldorf empfangen?

Schäfer Sehr gut, es gab ein hohes Maß an Offenheit und ein hohes Maß an Erwartung.

Was haben Sie als Erstes angepackt?

Schäfer Etwa die Umsetzung eines Berufungsverfahren für eine wichtige Professur, die bald besetzt sein muss. Wir brauchen weiter Spitzen-Künstler mit Renommee, die die hervorragende Tradition der Akademie Düsseldorf fortführen.

Wie klappt die Zusammenarbeit im Leitungsteam, das aus Ihnen, der Rektorin und den beiden Prorektoren besteht?

Schäfer Ich habe den Eindruck, dass wir gemeinsam die Dinge nach vorne bringen können.

Hat Rita McBride Vertrauen in Sie?

Schäfer Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich gehe davon aus, dass wir konstruktiv zusammenarbeiten.

Welche Sprachkompetenz erwarten Sie von der Kanzlerin, die überwiegend Englisch spricht?

Schäfer Man muss in Leitungsfunktionen einer Hochschule Deutsch können, und ich habe sogleich gesagt, dass ich Deutsch sprechen werde. Tatsächlich spricht sie mehr Englisch als Deutsch.

McBride hat eine Millionenspende aus den USA bekommen und bringt dieses Geld in Form von Exkursionsunterstützung an die Studierenden ein. Muss das über Ihren Schreibtisch gehen?

Schäfer Es sind Mittel, die von der Akademie vereinnamt und verwaltet werden. Alle Hochschulen müssen ein Auge darauf haben, dass großzügige Spenden nicht dazu führen, dass die durch das Grundgesetz geschützte Freiheit von Forschung, Lehre und der künstlerischen Entwicklung beeinträchtigt wird.

Eines der zukunftsträchtigsten Projekte hat Mc Bride von ihrem Vorgänger Tony Cragg geerbt: die Ateliers für junge Absolventen, die am Steinberg errichtet werden sollten. Nach langen Diskussionen schien dem nichts mehr im Wege zu stehen. Jetzt aber wird alles sang- und klanglos begraben, obwohl Stadt und Land Mittel bereitgestellt hatten. Hat die Rektorin durch Nichtreagieren etwas womöglich sehr Schönes unmöglich gemacht?

Schäfer Nein, das glaube ich nicht. Vielmehr ist nach Pressemeldungen die Entscheidung des Oberbürgermeisters dafür maßgeblich, was ich sehr bedaure. Ein neuer dritter Studienabschnitt, der den Übergang ins Berufsleben nach dem Abschluss gewähren würde, wäre doch gerade für junge Künstler ganz wichtig, weil sie nicht irgendwo angestellt werden und meist auch kein Geld haben, um ein Atelier zu finanzieren.

Wollen Sie dafür kämpfen?

Schäfer Das bleibt abzuwarten. Bei all der Arbeit, die ich vorgefunden habe, muss ich sehen, was machbar ist. Ich werde aber versuchen, darüber mit dem Oberbürgermeister ein Gespräch zu führen.

Wenn Sie nach Ihrer Interimszeit die Akademie wieder verlassen, was wollen sie dann erreicht haben?

Schäfer Es ist wichtig, dass ich dazu beitrage, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Akademie das bleibt oder auch wieder das wird, was sie war. Sie genießt einen sehr guten Ruf.

(RP)
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