Düsseldorf In den blühenden Gärten der Barockmusik

Düsseldorf · Die Cellistin Sol Gabetta und das Orchester Il Giardino Armonico musizierten in der Tonhalle.

Da hat die berühmte, mädchenhaft strahlende Sol Gabetta noch was lernen können. Nämlich wie sich das von innen anfühlt, wenn man die Idee vom historisch informierten Musizieren so auf die Spitze treibt wie die unglaublichen Musiker von Il Giardino Armonico. Denn zum finalen 3. Brandenburgischen Konzert setzte sich die Star-Cellistin neben ihre Kolleginnen und wirbelte mit im rasanten Nachlaufenspiel, das Bach da gerade im letzten Satz angerichtet hat. Und sie wird gemerkt haben, wie viel Luft die von Giovanni Antonini angefeuerten Streicher zwischen den Tönen lassen, wie kurz der Bogen über die Saite fährt, damit der Klang frei und lebendig schwingen kann. Die Argentinierin war euphorisiert von solcher Kunstfertigkeit, auch wenn sie ab und an ein bisschen mehr als die Kolleginnen an der Saite klebte.

Das 5. Meisterkonzert blickte auf einen kleinen und spannenden Abschnitt der Musikgeschichte. Um Altmeister Bach hat das Ensemble, das aktuell mit dem Beginn der Gesamtaufnahme der Haydn-Sinfonien geradezu bejubelt wird, die Zeitgenossen Händel und Telemann sowie die schon einer neuen Zeit zugewandten Bach-Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel geschart. Gleich zu Beginn zeigten die Musiker, wie des Erstgenannten "Dissonanzen-Sinfonie" heute klingen kann: als schwingendes, singendes Konglomerat von unglaublichen Kühnheiten. Dabei spielen die italienischen Klangkünstler die schon fast atonalen harmonischen Vorhalte so satt, platzieren die Auflösungen so unbetont in die Ausschwingbewegung, dass man nach Atem ringen muss vor Anspannung.

CPE's Cellokonzert ist dann von ganz anderer Art, auch sanglich, wenig virtuos, aber heikel. Sol Gabetta integriert sich spielend auf ihrem darmbesaiteten Guadagnini in den Sound der harmonischen Gärtner, wippt und hüpft wie ein kleines Mädchen auf ihrem Schemel herum, der sie aus dem Orchester hervorhebt. Das ist schön, erbaulich, faszinierend. Und gekonnt wie alles an diesem Abend.

Man darf noch dem Dirigenten und Giulia Genini beim Blockflöten zuhören, nimmt den großartigen Konzertmeister Stefano Barneschi als Beherrscher des Violinparts im 4. Brandenburgischen Konzert wahr, registriert, dass der Schwung von Barockmusik aus den Kniekehlen kommt. Jubel in der fast ausverkauften Tonhalle.

(RP)
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