Düsseldorf Imi Knoebels neue Freiheit

Düsseldorf · Der späte Star aus Düsseldorf zeigt in der Galerie Strelow aktuelle Bilder.

Es war Ende Januar, zu Beginn dieses Jahres, als Imi Knoebel Weiß auf Weiß brachte. Weiße Acrylfarbe auf weißes Aluminium. Zarter geht es kaum als Effekt. Die akkurat geschnittene Form setzt sich aus drei Teilen zusammen. Man könnte eine unvollkommene Blüte in diese abstrakte Komposition hineindeuten. Tut man aber nicht, da man die Abwehr Knoebels von poetischen Interpretationen seines Werkes kennt.

"Element 21.1." hat er seine Arbeit genannt, die mit weiteren neuen Werken aus diesem Jahr in der Galerie Strelow zu sehen ist. Strelow und Knoebel sind nicht nur bis auf zwei Monate gleich alt, sondern auch alte Freunde - der eine 77-Jährige Wegbegleiter des anderen. 1968, damals war Hans Strelow noch Kunstkritiker, schrieb er seinen ersten Beitrag über Imi, wie er in Düsseldorf von allen genannt wird. Eine erste Schlüsselarbeit zeigte der heute international gefeierte Beuys-Schüler in der Akademieausstellung, die Strelow für die damalige Asta-Zeitung besuchte. 250.000 Zeichnungen waren auf geheimnisvolle Weise verpackt, besser verdichtet und aufeinandergelegt zu zwei schwarzen quaderförmigen Säulen. Knoebel hatte sie noch dazu in einen Schrank gesteckt. Die einzelnen Blätter, auf die er nur jeweils eine feine Linie aufgebracht hatte, konnte man nicht erkennen. Die Begriffe Konzeptkunst und Minimalismus waren noch nicht so alt, doch Imi Knoebel setzte ein Zeichen, dass er deren würdigster Vertreter werden würde.

Auch 50 Jahre später hat Knoebel den Minimalismus nicht aufgegeben, ist seinen reinen Farben treu geblieben. Er bewegt sich zeitlebens in einer Art Doppelinspiration von dem Konstruktivisten Malewitsch und dem Farbzauberer und Scherenschnittmeister Matisse. Tatsächlich zeigt Knoebel ein solch vieldeutiges Bild, das er "Schnitt" nennt, tiefschwarz und mit einer ungehauenen Kontur ausgeformt hat.

Ganz anders erregt das zunderrote "Tinderflame" die Sinne, eine abstrakte rautenförmige Figur, die seltsam schwebt. Knoebel nennt die Arbeiten, die stets über die zweite Dimension hinausweisen, abstrakte Bilder. Und doch denkt man beim "Bild 12.07.2017" an ein Porträt, an eine anmutige Frau vielleicht. Die Kompositionen zeugen von einer im Alter gewonnenen reifen Meisterschaft. Neue Freiheit gesteht sich der Künstler gleichwohl zu, auch Leichtigkeit. Sorgen um Anerkennung muss er sich nicht mehr machen. Werke wie diese werden international im sechsstelligen Bereich gehandelt. Knoebel erlebt einen Run auf seine Bilder, deren Preise sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt haben. Bei Strelow darf man auch nur schauen.

Info Galerie Hans Strelow, Luegplatz 3. Bis 22. Dezember. Geöffnet Di - Fr 10-13 Uhr/14-18.30 Uhr, Sa 10-13.30 Uhr

(RP)
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