Düsseldorf Holocaust-Überlebende berichten

Düsseldorf · Wie kann man darüber sprechen? Es gibt keine Worte, die dem Grauen gerecht werden, der Verzweiflung, der Angst, der Ohnmacht. Und doch erinnern sich Holocaust-Überlebende, erzählen auf Deutsch, der Sprache der Menschen, die sie fast verhungern ließen, die demütigten, folterten und mordeten. Sie berichten oft in Schulen und sprachen jetzt vor jungen und älteren Zuhörern: Das Polnische Institut hatte mit dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln und der Pax-Bank zu einem bewegenden, denkwürdigen Zeitzeugengespräch eingeladen unter dem Titel "Fragt uns. Wir sind die Letzten". Die Veranstalter wollten mit diesem Abend an die Reichspogromnacht erinnern, die sich zum 77. Mal jährte; und sie wollten ein Zeichen setzen für die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen und Hilfe brauchen.

Jacek Zieliniewicz berichtete von seiner Jugend im KZ Auschwitz. "Wir waren Häftlinge, keine Menschen", sagte er klar, aber leise: Es war zu spüren, dass ihn die Vergangenheit heute noch quält. Die Häftlinge erhielten schmutzige, verlauste Kleidung, keine Schuhe und wenig zu essen. Sie versuchten, irgendwie zu überleben, während immer mehr ankamen, die in die Gaskammern geschickt wurden.

Ignacy Artur Krasnokucki ist heute 90. Als Junge wurde er mit seinen Eltern ins Ghetto von Lodz gezwungen. Sein Vater kam eines Tages nicht in das Zimmer zurück, das sie sich teilen mussten, und auch nach dem Krieg hat der Sohn keine Spur von ihm finden können. Im Ghetto gab es kein Wasser und kaum Nahrung: "Wir waren immer schmutzig und hungrig", so Krasnokucki. "Meine Mutter verhungerte neben mir. Ich konnte nichts tun." Er überlebte, weil er jünger und kräftiger war als sie. Schließlich kam er in ein Arbeitslager und auf einen der Todesmärsche im Jahr 1945. Mit einem Freund gelang es ihm, zu amerikanischen Soldaten zu fliehen. Nach der Rettung starb der Freund: an Konservenfleisch - sein geschwächter Körper vertrug die Nahrung nicht, die er brauchte.

Das Publikum war sehr still und stand am Ende auf, um zu applaudieren - aus Respekt vor den beiden Überlebenden, die den Hass auf die Täter hinter sich gelassen haben und das Erinnern auf sich nehmen: in der Hoffnung auf eine menschliche, mitfühlende Gegenwart und Zukunft.

(RP)
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