Düsseldorf Hier regiert die Göttin der Balance

Düsseldorf · "Amaluna" heißt die neue, atemberaubende Show des Cirque du Soleil. Sie verbindet Artistik mit Motiven aus Shakespeares "Sturm".

 Im Zentrum der Bühne steht eine mit fast 2000 Litern Wasser gefüllte blaue Schale. Davor spielt sich das Geschehen ab.

Im Zentrum der Bühne steht eine mit fast 2000 Litern Wasser gefüllte blaue Schale. Davor spielt sich das Geschehen ab.

Foto: Cirque du soleil

Mit "Amaluna" hat wieder eine Weltklasse-Show des Cirque du Soleil in Düsseldorf Premiere gefeiert. Mehr als 2000 Zuschauer ließen sich zwei Stunden lang mit herausragender Artistik, opulenten Kostümen, magischen Momenten und rockiger Live-Musik verzaubern. Minutenlange stehende Ovationen belohnten am Ende die hervorragende Leistung der 46 Artisten und sieben Musiker.

Das Kernstück des fantastischen Bühnenbildes ist diesmal eine mit 1900 Litern Wasser gefüllte Schale in der Mitte des Zeltes, die wie ein großer, hellblauer Kristall schimmert. Auf ihrem Rand wird später Saikhna Nenzen einen Handbalanceakt ausführen und sich aus komplizierten Figuren heraus immer wieder anmutig kopfüber in das Bassin gleiten lassen. Um die Schale herum spielt sich die geheimnisvolle Geschichte ab, in der Motive aus Shakespeares "Der Sturm" und Mozarts "Die Zauberflöte" verwoben sind. Darin wird die Liebe von Miranda und Romeo auf eine Probe gestellt: Das junge Paar muss viele Abenteuer erleben, bevor die Liebe siegt. Die Handlung wirkt nicht aufgesetzt, sondern verbindet geschickt die verschiedenen Darbietungen, die größtenteils von Artistinnen präsentiert werden.

Der Zuschauer weiß dabei oft gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll. Von allen Seiten strömen die wunderschön kostümierten Künstler auf die Bühne, stehen plötzlich im Rampenlicht oder schweben von der Decke herab. Walküren fliegen absolut synchron an Strapaten durch das Zelt und landen schon einmal zwischen den verdutzten Zuschauern, bevor sie blitzschnell wieder an die Decke schnellen. Kleine, freche Vogelfrauen drehen auf ihren Einrädern zu rockigen Klängen rasante Pirouetten, und anmutig verbiegt eine Artistin ihren Körper in einem Luftring.

Eine Horde von Kriegerinnen lässt dem Zuschauer kaum Zeit zum Atemholen. An einer Art doppeltem Stufenbarren, eigentlich eine typische Männerdisziplin, zeigen sie in einem hohen Tempo Turnkunst, wirbeln um die Stangen und fliegen anmutig durch die Luft, um dann für einen kurzen Moment zu einem wunderschönen Bild zu erstarren. Sechs junge Männer wiederum katapultieren sich gegenseitig mit einem Schleuderbrett hoch in die Luft. Dabei vollführen sie Drehungen, Schrauben und Salti, um anschließend punktgenau wieder auf dem Brett oder den Händen eines Partners zu landen. Ganz ohne Hilfsmittel kommt eine Truppe aus, die aus Armen und Händen eine Plattform formt, auf der geturnt wird, oder mit deren Hilfe die Artisten in die Höhe geschleudert werden, bis am Ende vier Künstler aufeinander stehen.

Klamaukige Zwischenspiele mit teilweise derben Späßen unterbrechen immer wieder die Handlung. Sie sorgen zwar für Entspannung zwischen den verschiedenen Programmpunkten, fallen aber oftmals zu lang aus.

Auch den poetischen Momenten wird viel Platz gelassen: Einen der schönsten Momente erzeugt dabei Lara Jacobs als die Göttin der Balance. In einer geradezu meditativen Szene, nur begleitet von ihrem lauten Atem, baut sie aus 13 unterschiedlich geformten Palmblatt-Rispen ein mehrere Meter langes, fragiles Mobile, das an ein großes Walfischskelett erinnert und anmutig in der Luft schwebt. In dem mucksmäuschenstillen Zelt halten die Zuschauer unwillkürlich die Luft an, um das Gebilde nicht zum Einsturz zu bringen. Am Ende löst Jacobs das kleinste Bauteil, und das Mobile fällt sacht in sich zusammen.

Magisch.

(brab)
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