Düsseldorf Held im Hähnchenkostüm

Düsseldorf · Jochen Busse spielt in "Der Pantoffel-Panther" sein komödiantisches Talent aus, doch kann Andreas Windhuis durchaus mithalten.

Röschen, so naiv wie gutgläubig, träumt von einem Luxusleben, sobald ihr Mann im Ruhestand ist. Sie will ihn mit einer neuen Einrichtung überraschen und begutachtet die Auswahl an Stoffen, die der Raumausstatter ihr vorlegt. Welche Farben? Mauve? Oder doch lieber japanisch Umbra? Röschen schwelgt ob der herrlichen Perspektiven und feuert ihn an: "Geld ist genug da, die Geschäfte laufen hervorragend."

Da täuscht sie sich. Das erfahren die Zuschauer im "Theater an der Kö", sobald Jochen Busse als Hasso Krause durchs Fenster in die gute Stube krabbelt. Er trägt ein goldgelbes Hühnerkostüm zu knallroten Strumpfhosen - so jobbt er in der Hähnchenbraterei eines Baumarktes. Die Tasche mit seinen Kleidern war weg. Darum die Maskerade und das hektische Bemühen, sich umzuziehen, solange die Gattin ihn nicht erspäht. Sie soll nicht erfahren, dass sein gesamtes Vermögen futsch ist und er längst keine exklusiven italienischen Lederpantoffeln mehr absetzen kann. Damit sind Tür und Tor geöffnet für das aberwitzige Geschehen um den bedauernswerten "Pantoffel-Panther", der in die Fänge der Mafia gerät und einen Mord begehen soll.

Es ist der vierte Schwank, den Lars Albaum und Dietmar Jacobs dem geschmeidigen Boulevardtheater-Liebling auf den Leib geschrieben haben. Einen besseren Verbündeten als Jochen Busse könnten sie kaum haben. Er macht jeden Blödsinn mit und legt bereitwillig noch einen drauf, wenn das Publikum vor Vergnügen quietscht. Gemeinsam erfand das Trio eine besondere Form: Immer wieder schlüpft der Schauspieler kurz aus seiner Rolle und wendet sich ans Publikum. Momente, in denen der Kabarettist in Busse durchbricht. Haben die Zuschauer eine recht durchsichtig angelegte Pointe erahnt und vorausschauend gemurmelt, platzt ihm der Kragen. Mit hochrotem Gesicht schimpft er von der Bühne: "Herrschaften, ganz kurz - es wird nicht vorgesagt." Er habe sich mit seinen 75 Jahren schwer genug getan, die Pointen in den Kopf zu kriegen, nun wolle er sie auch für sich allein auskosten. Diese Schlenker werden am Premierenabend mit dem gleichen Spaß goutiert wie die Anspielungen auf das Wetter, den Fußball und die Marotten prominenter Zeitgenossen. Dass gefühlt die Hälfte aller Düsseldorfer Stadtteile benannt wird, soll weitere Lacher sammeln. Die kalkulierten lokalen Bezüge funktionieren natürlich, sind aber überflüssig und strapazieren auf Dauer ein wenig.

Einziger Vertrauter des klammen Hasso Krause ist sein Nachbar Rüdiger. Und wer bisher geglaubt hat, keiner könne dem Erzkomödianten Busse so schnell das Wasser reichen, verfolgt entzückt, wie Andreas Windhuis aus seiner allerdings auch sehr dankbaren Rolle eine ganz eigenständige Nummer macht. Der Psychologe muss sich selbst mit einem Haufen von Neurosen herumplagen, vom zwanghaften Reflex, Knicke in die Sofakissen zu drücken, bis zu einem Kindheitstrauma, das ihn zum Muttersöhnchen werden ließ. Billie Zöckler passt als treuherziges trällerndes Röschen mit Quiekstimme gut ins Gefüge. Mit dem Auftauchen von Mafioso Luigi Campagnolo (treffsicher: Marko Pusticek) beginnen die Verwicklungen. Weil er an der falschen Klingel schellt, hält er Hasso Krause für den berüchtigten Panther, einen Killer, der über Leichen geht. Er heuert ihn für einen Mordauftrag an und hält ihm einen Geldkoffer mit 500.000 Euro Anzahlung unter die Nase. Der brave Mann gerät in Versuchung. Freund Rüdiger will ihn entsetzt von der gefährlichen Mission abhalten. Und wird doch immer tiefer hineingezogen in den Schlamassel. Ebenso wie die beiden Unschuldslämmer Matthias Kofler als argloser Raumausstatter und die muntere Mia Geese als Babsie im Hühnchen-Kostüm.

Routiniert weiß das Autoren-Duo Albaum-Jacobs das Publikum zu ködern. Allerdings erinnert man sich an Dialoge aus früheren Stücken mit noch mehr Witz und Spritzigkeit. Aber es gibt ja Jochen Busse, und auf den ist wie immer Verlass. Der wirft sich halt einfach ein bisschen mehr ins Zeug und reißt das wieder raus. Eine rundum vergnügliche Premiere mit gekonntem Klamauk und ganz viel Johlen und Klatschen beim Schlussapplaus.

(RP)
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