Düsseldorf Glas ist schön und gefährlich

Düsseldorf · Eine Schenkung für das Glasmuseum Hentrich: 27 Arbeiten des tschechischen Künstlers Jan Fisar.

Das Glasmuseum Hentrich ist um eine bedeutende Attraktion reicher geworden. Die Hamburger Sammlerin Frauke Thole hat ihm ihre Sammlung von 27 Arbeiten des tschechischen Bildhauers Jan Fisar geschenkt. Felix Krämer, als neuer Generaldirektor des Museums Kunstpalast auch für das Glasmuseum verantwortlich, ist begeistert: "Ich fahre eine Ernte ein, für die ich nichts kann". Dennoch freuen er und Hentrich-Leiter Dedo von Kerssenbrock-Krosigk sich über diesen Ausdruck bürgerlichen Engagements. Mit der Annahme der Schenkung ist für das Museum allerdings auch eine gewisse Festlegung verbunden. Derart vielen Objekten eines einzelnen Künstlers die nötige Ausstellungs- oder Lagerfläche zu geben, war nicht einfach. "Zumindest das Thema Tschechisches Glas ist hiermit definitiv abgeschlossen", bilanziert Kerssenbrock-Krosigk.

Jan Fisar (1933-2010) hat an der Prager Hochschule für angewandte Kunst Bildhauerei studiert. Bevor er 1966 seine Faszination für Glas entwickelte, hatte er bereits mit anderen Materialien gearbeitet. "Glas ist schön, und es ist gefährlich", sagte Fisar in einem Dokumentarfilm. Er meinte damit, dass der Werkstoff zur Bewunderung einlädt, seine Bearbeitung aber große Herausforderungen stellt. Für seine Kunst zersägte und verformte Jan Fisar Rohlinge, manchmal aus Hohlglas. Ein Schleifermeister, meist sein Freund Jiří Jelinek, vollendete dann die Skulptur nach seinen Vorgaben. Vollendet poliert, sind sie besonders empfindlich für Fingerabdrücke und Kratzer.

Für die figuralen Arbeiten des Künstlers steht in der neuen Ausstellung vor allem die Skulptur "Pietà". Nur eine Hülle, gleichsam der Mantel der Muttergottes, beugt sich in einer Windung zum Leichnam des Sohnes herab, von dem ebenfalls nur die Hülle, das gewickelte Leichentuch angedeutet zu sein scheint. Aus Fisars frühem Schaffen mit Glas besitzt das Museum Hentrich bereits zwei Arbeiten. Deren Ankauf wurde durch Eliska Stölting vermittelt, eine Galeristin und renommierte Expertin für tschechisches Glas.

Stölting brachte auch Frauke Thole "auf den Geschmack", eine eigene Sammlung aufzubauen. Diese bildete über Jahrzehnte den Lebensmittelpunkt der heute 81-jährigen Hamburgerin. "Ich hatte nie ein Interesse daran, viel zu reisen", sagte sie bei der Vorbesichtigung ihrer großzügigen Gabe nach Düsseldorf. "So blieben immer Mittel übrig, jeweils eine neue Skulptur meines Lieblingskünstlers zu erwerben."

Info Die Ausstellung "Glas - schön und gefährlich" am Ehrenhof ist bis 4. März 2018 zusehen. Ein Katalog umfasst 32 Seiten und kostet sechs Euro.

(w.g.)
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