Gastrotipp Genüsse der orientalischen Art

Düsseldorf · Das Lokal Rivass im Stadtteil Friedrichstadt ist nach längerer Pause wieder geöffnet. Ein Genuss-Abend zwischen Koriander und Kurkuma.

Gastrotipp: Genüsse der orientalischen Art
Foto: Anne Orthen

Wer Martinsgans und Rotkohl satt hat, könnte es mit persischen Leckereien versuchen. Sozusagen als Kontrastprogramm zu kalorienreich und fettig, dennoch weihnachtlich durch Gewürze wie Zimt und Koriander. Nach 16-monatiger Schließung ist das Rivass an der Jahnstraße in der Friedrichstadt wieder geöffnet. "Wir haben uns runderneuert", sagt Besitzer Cina Daryabeigy. Manchen Gästen sei es in der Vergangenheit ein wenig zu kahl gewesen. "Das wollte ich ändern", sagt er. Das hübsche Ecklokal präsentiert sich jetzt hell und in puritanischem Schick in den vorherrschenden Farben Grau und Türkis, auf die sogar das Geschirr abgestimmt ist. An der Küche habe man nur minimal etwas geändert, sagt Daryabeigy.

Wir testen die dezente exotische Note der Gerichte, die nur mit Bedacht gewürzt sind, ohne die Grundzutaten völlig zu überdecken. Es sei denn, man beißt in eine Chilischote, wie bei unserem Essen versehentlich geschehen. Das sollte man möglichst vermeiden. Die Folgen erinnern ans Fegefeuer.

Ein Muss sind die Vorspeisen, die in kleinen Töpfchen mit knusprigem Fladenbrot serviert werden. Eine Kollektion für zwei Personen (16 Euro) erspart dem Unwissenden die Qual der Wahl aus vielen Einzelspeisen. Die Portionen kosten zwischen 3,80 bis 5,80 Euro. Auf unserer Vorspeisenplatte waren Spinattäschchen, persischer Kartoffelsalat mit Hühnchen, geschmorter Spinat mit Koriandergrün, sehr ungewöhnlich gewürzt, aber lecker. Darüber hinaus gab es Spinatstreifen eingelegt in Joghurtsoße, gegrillte Auberginen in einem Bett mit Tomaten, Knoblauch, Gewürzen und Eiern sowie geräucherte Auberginen mit Knoblauch und Kräutern in Joghurtsoße. Alles haben wir mit größtem Genuss gegessen.

Menschen mit kleinerem Hunger könnten danach schon satt sein. Wir bestellten aber noch Hauptspeisen: Butterzart fiel die geschmorte Hühnchenbrust vom Knochen, die in einer Soße aus geriebenen Walnüssen und Granatapfelkernen zu Safranreis (12 Euro) serviert wurde. Auch Vegetarier finden im Rivass eine schöne Auswahl an Vor- und Hauptspeisen. Wir probierten ein fleischloses Schmorgericht mit Auberginen, Zucchini, Paprika, Tomaten und Gewürzen mit Reis und Joghurt für elf Euro. Das Gemüse wird angenehmen von Curry und Kurkuma begleitet.

Neben Kohrescht, dem Schmortopf, sind Grillgerichte in Persien beliebt. Ein orientalischer Genuss waren zwei Spieße aus Lamm und Hähnchenfleisch mit Grilltomate, Paprika, Safranreis und kleinem Salat (14 Euro). Das Ganze beschwert den Magen erheblich weniger als eine Martinsgans.

Ein Erlebnis für den europäischen Gaumen sind die persischen Leckereien zum Dessert, die entfernt an türkisches Baklava erinnern, aber bei weitem nicht so süß sind. Wir knusperten zum Abschluss eines prima Essens noch ein paar frittierte Reistaschen mit einer Füllung aus Nüssen und exotischen Gewürzen wie Kardamom, Vanille und Zimt für vier Euro zum Mokka (2,30 Euro), der mit Milch und Sahne aufgekocht und leicht gesüßt gereicht wurde.

Ein zuvorkommender und freundlicher Kellner erklärte leidenschaftlich die unterschiedlichen Gerichte und freute sich, dass es seinen Gästen so gut schmeckte. Zum Schluss ließ er es sich nicht nehmen, uns einen Blick in einen Bildband über seine Heimat, den Iran, werfen zu lassen.

So war der Besuch im Rivass ein runder Abend, der uns mit einem angenehmen Gefühl in die Nacht entließ. Beim nächsten Essen im Rivass werden wir ein bisschen mutiger sein und uns an Lammgulasch mit Blattspinat und Pflaumen in einer kräftig grünen Soße wagen.

(RP)
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