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Düsseldorf Gemeinsam im Deutschland-Haus

Düsseldorf · Die Bürgerbühne des Schauspielhauses zeigte mit "Do you feel the same?" eine Uraufführung über das Zusammenleben im Deutschland des Jahres 2017. Es geht um Unterschiede und Gemeinsamkeiten, und um Sex geht es auch.

 Die Darsteller der Bürgerbühne in "Do you feel the same?". Im Stück treffen sie als Bewohner eines Hauses aufeinander.

Die Darsteller der Bürgerbühne in "Do you feel the same?". Im Stück treffen sie als Bewohner eines Hauses aufeinander.

Foto: David Baltzer

Sie sind zu acht, und drei fühlen sich fremd, sagen sie. "Drei waren schon mal im Puff, und das sind nicht nur die Männer." Sie sind groß, klein, alt, jung, schwarz, weiß, einer trägt ein T-Shirt der Rockband Guns N' Roses, über einen anderen sagen sie, er sei sicher schwul. Was sie vereint, ist dieses Haus, in dem sie leben; es steht irgendwo, vermutlich in Düsseldorf. Dort treffen sie nun aufeinander. So beginnt das neue Stück der Bürgerbühne.

"Do you feel the same?" heißt die Produktion, mit der die Bürgerbühne des Schauspielhauses nun Uraufführung feierte. Es geht darin vordergründig um Liebe, Zuneigung, Sex, das, was sich gehört, das, was gar nicht geht, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Erziehung, Erwartungen, Übergriffe. Mit acht Darstellern entwickeln die Regisseure Bianca Künzel und Alexander Steindorf daraus ein Deutschland-Panorama. Es geht nämlich auch um das Zusammenleben hier im Jahr 2017, das auf der kargen Bühne zur Schau gestellt wird: mehrsprachig, international, ganz sicher nicht frei von Vorurteilen.

Nur ein paar Bühnen-Elemente haben sie dafür zusammenschieben lassen, die Wände sind aus Kreidetafeln, an die unentwegt Flaschen und Weingläser gemalt werden. Überhaupt wähnt man sich zuweilen auf einer Dachterrassen-Party, acht Gäste sind zusammengekommen, Hausbewohner, so erfährt man bald: ein Rumäne, ein Syrer, auch ein blonder Maximilian ist darunter. Biodeutsch nennt ihn Holali, Maximilian sie exotisch, weil sie schwarz ist. Es geht auch um Alltagsrassismus in diesem Stück und um Zuschreibungen.

"Die Iranerin ist entweder verheiratet oder Jungfrau", sagt Nazli über sich selbst. Was hier zur Sprache kommt, sind eigene Erfahrungen. Von der Wirklichkeit abgeleitet, ins Theater überführt - das ist eine Spezialität der Bürgerbühne. Rami Lazkani kam wirklich aus Syrien nach Deutschland, er lebt seit zwei Jahren in Düsseldorf, und darum zitiert er auf der Bühne gleich mal Heine: "Denk ich an Deutschland in der Nacht" und so weiter.

Holali Oumata fühlt sich in Deutschland nicht als Deutsche akzeptiert und in Togo nicht als Togolesin, erfährt man. Sie spricht dort mit deutschem Akzent, erzählt sie. Überhaupt sei sie sowas von Deutsch: Im Hausflur sagt sie maximal "Hallo" und "Tschüss". Alles andere sei jawohl Privatsache, meint sie.

Partyszenen und Selfie-Dauerfun zeigen sie auf der Bühne, Zurechtweisungen unter Nachbarn von Balkon zu Balkon. Dazwischen haben sie Sequenzen geschnitten, in denen die Darsteller einzeln vor das Publikum treten, sie geben dann Biografisches preis, teils poetisch, teils bedrückend, anderes wird in Zwiegesprächen verhandelt. Besonders komisch gerät eine Szene, eine Theorie der Anbahnung, die sie entwickeln. Frauen, die einen Mann suchen, sind entweder Bambis oder Wildschweine, meint Nazli, bevor sie mit Marius durch die Klapptür unter die Bühne verschwindet.

(kl)
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