Veranstaltungs-Tipp Gemeinsam Filme analysieren

Düsseldorf · In der Black Box werden Filmfiguren von Psychoanalytikern durchleuchtet. Die Fachleute diskutieren mit dem Publikum.

Veranstaltungs-Tipp: Gemeinsam Filme analysieren
Foto: Twentieth Century Fox

Die bösen, gebrochenen und verschrobenen Personen in Filmen sind in der Regel interessanter als die guten, glatten und lieben Helden. Dabei fragen sich die Kinobesucher allerdings häufig, warum die schrägen Persönlichkeiten so handeln, welche Umstände zu ihren Handlungsweisen geführt haben, welche Verhaltensmuster zugrunde liegen. Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt es in der Black Box, dem Kino im Düsseldorfer Filmmuseum.

Seit 2001 zeigt dort die Akademie für Psychoanalyse und Psychosomatik einmal im Monat und sehr erfolgreich ausgewählte Filme. Zu diesen gibt es zunächst eine Einführung von RP-Redakteurin Dorothee Krings, die unter anderem die Entstehungsgeschichte des Werks erläutert, den Regisseur, die Darsteller und den Inhalt vorstellt. Nach der Filmvorführung folgt ein Vortrag eines Psychoanalytikers, an den sich dann eine Diskussion mit dem Publikum anschließt.

"Unsere Vorträge dauern knapp 30 Minuten, wir versuchen, Fachvokabular zu vermeiden und die komplexen Zusammenhänge in einer einfachen Sprache darzustellen", sagt Beate West-Leuer, stellvertretende Akademie-Vorsitzende. Wie ein Fallbeispiel wird etwa das Schicksal der Hauptperson analysiert oder Krankheitsbilder wie Zwangsneurosen und der Ödipuskomplex, die im Film eine Rolle gespielt haben, untersucht. "Wir wollen einen anderen Zugang zu den Charakteren vermitteln, den Zuschauern die Möglichkeit eröffnen, auf einem anderen Weg über das Gesehene nachzudenken." Das Konzept kommt gut an - die Filmreihe ist regelmäßig ausgebucht. "Ich glaube, die Zuschauer kommen gerne, weil sie lernen, ihre Mitmenschen und sich selbst besser zu verstehen", sagt West-Leuer.

Die Filme werden immer von den Referenten selbst ausgewählt, stammen deshalb aus verschiedenen Gattungen und Zeiten. Der nächste Veranstaltungstermin ist Freitag, 29. Januar. Dann wird der Film "Schräger als Fiktion" aus dem Jahr 2006 mit Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal und Dustin Hoffman gezeigt. Zum Inhalt: Ein unscheinbarer Steuerbeamter wird von einer Off-Stimme aus seinem Alltagstrott gerissen: Die Erzählerin, die sich als zurückgezogen lebende Schriftstellerin entpuppt, kommentiert das Leben, das der irritierte Mann gerade lebt, und bringt ihn dazu, sich zu verändern - ein mit inszenatorischer Finesse und gut aufgelegten Darstellern entwickeltes komödiantisches Erzählexperiment, bei dem sich Realität und Erfindung reizvoll in die Quere kommen.

Am Freitag, 26. Februar, steht "Birdman" aus dem Jahr 2014 auf dem Programm, der reichlich Analysestoff bietet. Die Karriere von Riggan Thomson (Michael Keaton) ist quasi am Ende. Früher verkörperte er den ikonischen Superhelden Birdman, doch heute gehört er zu den ausgedienten Stars einer vergangenen Ära. In seiner Verzweiflung versucht er, ein Broadway-Stück auf die Beine zu stellen, um sich und allen anderen zu beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Als die Premiere näher rückt, fällt Riggans Hauptdarsteller unfallbedingt aus. Der Regisseur findet mit Mike Shiner (Edward Norton) schnellen Ersatz - der jedoch nicht nur ein genialer Schauspieler, sondern auch ein exzentrischer Choleriker ist und Riggans Tochter Sam (Emma Stone) anbaggert, die gerade einen Drogenentzug hinter sich gebracht hat. Zusätzlich unter Druck gesetzt wird der gebeutelte ehemalige Birdman von seiner Freundin Laura (Andrea Riseborough).

(RP)
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