Düsseldorf Frau Willing und ihre Spitzbuben

Düsseldorf · Ute Willing spielte in den frühen 80er Jahren in der "Sesamstraße". Nun inszeniert sie im Theater an der Kö die französische Boulevard-Komödie "Unsere Frauen". Wir haben sie während der Probenarbeit getroffen.

"Buben sind das!" ruft Ute Willing aus und lacht. "Spitzbuben!" Die drei Schauspieler auf der Probebühne grinsen frech und stupsen sich an wie Verschwörer. Gar zu gern unternehmen sie den Versuch, ihre Regisseurin aus dem Takt zu bringen. Das gelingt nicht oft, denn die ist immer auf der Hut und hält ihre Truppe in Schach. "Wir arbeiten konzentriert und haben trotzdem viel Spaß", sagt Ute Willing.

Das französische Stück "Unsere Frauen" ist die vierte Inszenierung der Schauspielerin. Bis zur Premiere im "Theater an der Kö" sind es nur noch wenige Tage. Anfang der Woche übersiedelte das Team von Berlin nach Düsseldorf. Mit der Parole "Zuckerbrot ist alle" ging es in den Endspurt. "Ja, wir werden ganz schön hart rangenommen", stöhnt Mathias Herrmann, verdreht die Augen und grinst. Als Partnerin auf der Bühne ist ihm Ute Willing vertraut. Als Regisseurin begeistert sie ihn: "Ihre lange Komödien-Erfahrung ist ein großes Geschenk. Ihr entgeht nichts." Bernhard Bettermann, in Düsseldorf bekannt durch "Caveman" im "Capitol": "Ute ist ein sehr lebendiger Mensch. Man spürt, dass sie ganz nah an uns Schauspielern ist und weiß, wann sie uns Grenzen setzen muss." Er habe nur selten mit einer Regisseurin gearbeitet, sagt Jochen Horst. "Ich sehe aber keinen großen Unterschied zu männlichen Kollegen. Jedenfalls konnte ich von Ute viel lernen. Auch als Mann! Sie guckt sehr genau hin."

Die Vielgelobte hat das alles nicht gehört. Ute Willing war kurz draußen und nimmt nach ihrer Rückkehr den Faden auf: "Ich liebe meine Schauspieler. Und wenn sie geliebt werden, haben sie das Gefühl, sie können mir vertrauen", sagt sie. "Dann passiert auch viel. Sie wagen etwas, sind kreativer, haben vor nichts Angst. Funktioniert etwas nicht so wie erhofft, kann man es auch leichten Herzens wieder wegschmeißen." Wichtig sei das Ergebnis: "Hauptsache, alle sind glücklich und zufrieden. Meine drei Jungs mögen sich richtig gern. Das macht die Arbeit schön und umkompliziert. Bei denen muss ich überhaupt nicht rumeiern." Freimütig gibt sie zu, es habe durchaus Vorteile, die einzige Frau im Ensemble zu sein: "Man genießt auch eine gewisse Narrenfreiheit."

Nur wenigen Schauspielerinnen gelingt der Wechsel auf die andere Seite. Auch Pia Hänggi, die zwei Mal erfolgreich an der Düsseldorfer "Komödie" inszenierte, schaffte diesen Sprung. Ute Willing weiß, warum der Weg so schwer ist: "Du willst in die Regie, aber die Männer lassen dich einfach nicht. Die bleiben lieber unter sich. René Heinersdorff hat mir vor drei Jahren eine Chance gegeben. Völlig zu Recht, wie sich herausstellte."

Ihre erste offizielle Regie war "Toutou". Nach einer Arbeit bei den Komödien-Festspielen in Österreich kam 2015 der große Wurf: Bei "Ziemlich beste Freunde" im Kölner "Theater am Dom" war das Haus drei Monate lang ausverkauft. "Ich habe um dieses Stück gekämpft wie eine Löwin", sagt sie. "Erst hieß es, das Publikum wolle keinen Rollstuhl auf der Bühne sehen. Von wegen! Gut, dass ich mich damals durchgesetzt habe."

Auch für "Unsere Frauen" machte sie sich stark. "Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Rivalität", so beschreibt sie es. "Und es wird kräftig gestritten. Aber man darf auch nicht alles ernst nehmen, was da passiert."

Schon immer, eigentlich seitdem sie spiele, habe sie es zur Regie hingezogen: "Ich floss über vor Einfällen und Fantasie und bin oft nicht damit durchgekommen. Die Regisseure hatten weniger Ideen als ich, das ärgerte mich. Mir gingen behäbige Inszenierungen, wie sie früher üblich waren, auf die Nerven. Ich wollte zeigen, wie es flotter und moderner geht."

Im Sommer wird Ute Willing erneut bei den Komödien-Festspielen in Spittal an der Donau inszenieren: Oscar Wildes "Bunbury" aus dem Jahr 1895. Und dort, erzählt sie mit leuchtenden Augen, lockte man sie für den "Sommernachtstraum" auch wieder auf die Bühne: "Ich darf den Puck spielen, ist das nicht toll? Wer könnte das schon ablehnen?"

(RP)
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