Düsseldorf Flamenco kann man auch im Wald tanzen

Düsseldorf · Im Wald sind die Tänzer los - sie zeigen und lassen hören, was Flamenco kann: Nicht nur mit den Füßen und den Schuhen wird Musik gemacht. Oberkörper, Arme, Hände und Finger tragen ihren entscheidenden Teil dazu bei. Unterstützt wird die ausdrucksstarke Bodypercussion der Tänzerin Rocío Molina sowie ihrer Begleiter Eduardo Guerrero und Fernando Jiménez von sechs Musikern, die nicht nur für die klassische Gitarrenbegleitung und den "cante" (Gesang), die Grundlage des Flamenco, sorgen: Sie lassen auch Posaunen erklingen, ein Schlagzeug spielt Stakkato und das Plingpling von Klangschalen ertönt, immer wieder von einem virtuell verzerrten Nachhall begleitet.

 Natur als Schauplatz für den Flamenco: Die Deutschlandpremiere von "Bosque Ardora" begeisterte beim Düsseldorf Festival.

Natur als Schauplatz für den Flamenco: Die Deutschlandpremiere von "Bosque Ardora" begeisterte beim Düsseldorf Festival.

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Das tänzerische Wechselspiel zwischen den beiden muskulösen Männern und der Frau, die zugleich zart und doch bestimmend wirkt, verfolgen die Zuschauer im Zelt des Düsseldorf Festivals wie ein faszinierend fremdes, erregendes Schauspiel. Es vollzieht sich zwischen teils entwurzelten Bäumen mit hohen Stämmen, weshalb die Inszenierung wohl auch den Titel "Bosque Ardora" (übersetzt in etwa: glühender Wald) trägt. In dieser Landschaft brennt im übertragenen Sinne die Luft: Rocío Molina ist eine mystische Gestalt mit der Fuchsmaske, ein verführerisches Zwitterwesen, hin- und hergerissen zwischen den beiden Verehrern. Zu dritt liefern sie sich Verfolgungsjagden, umschleichen und umgarnen einander - bis sie strauchelt und wie eine haltlose Puppe wirkt. Ihre Füße knicken um, herrisch greifen die Männer nach ihrem Haar und führen sie über die Bühne. Doch im nächsten Moment gewinnt die preisgekrönte "Bailarina" (Tänzerin) wieder die Oberhand, steht mit einer Solo-Choreografie im Mittelpunkt des Geschehens. Dabei werden nicht nur die Möglichkeiten des Flamenco mit schnellen Fußtechniken und langsamen Passagen genutzt, sondern auch Elemente des Tanztheaters. So dass man sich versucht fühlt, Rocío Molina als eine Art Pina Bausch des Flamencos zu sehen, deren Bühnenleben am Schluss des Stücks ein unvermutet jähes Ende nimmt.

Info Heute läuft die Deutschlandpremiere von "Bosque Ardora" von Rocío Molina noch einmal ab 20 Uhr im Theaterzelt am Burgplatz. www.duesseldorf-festival.de

(RP)
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