Düsseldorf Filmpremiere im früheren Studio von Kraftwerk

Düsseldorf · Morgen gibt es wieder Zutritt zum Kling-Klang-Studio: The 23s stellen ihr neues Album vor - zu einem Film, der eigens gedreht wurde

 Szene aus dem Film, den Stephan Machac zur Musik des neuen Albums "Flamingo" von The 23s gedreht hat. Im Klingklang-Studio ist er morgen zu erleben.

Szene aus dem Film, den Stephan Machac zur Musik des neuen Albums "Flamingo" von The 23s gedreht hat. Im Klingklang-Studio ist er morgen zu erleben.

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Die Musik war zuerst da. Stephan Machac hörte "Flamingo", das neue Album von The 23s, und hatte gleich Bilder dazu im Kopf. "Das Album wirkte auf mich wie der Soundtrack zu einem Film, den es noch nicht gab", erzählt Machac, der Kunst studiert hat und heute unter anderem das "Bambi"-Kino an der Klosterstraße leitet. Und so hat er ihn gedreht, diesen von Musik inspirierten Film, den es noch nicht gab. In nur drei Tagen setzte er ihn um, Drehbuch und Kamera übernahm er selbst, die Hauptfigur seiner Geschichte wird gespielt von Juliette Heenem, einer Mitarbeiterin aus dem Kino.

Machac konnte mit einer Laiendarstellerin arbeiten, weil es ihm nicht um die Darstellung eines konkreten Charakters ging, sondern um Bilder, die aufgeladen sind mit der Atmosphäre der Musik. Trotzdem gibt es eine Handlung. So erzählt sein Film von einer jungen Frau, die nach Hause kommt, sich schick zurechtmacht, aber daheim bleibt, einen Film einlegt und den alleine genießt. "The 23s arbeiten mit dem Sound der 60er und 70er Jahre, allerdings mit heutigen, reduzierten Mitteln", sagt Machac. "Darin liegt der Bezug zu meinem Film: Digital zu drehen, ist auch ein modernes Mittel, das es erlaubt, eine reduzierte Geschichte mit wenigen Leuten umzusetzen."

Dass ein Kinobetreiber ausgerechnet einen Heimkino-Abend feierlich in Szene setzt, ist für Machac kein Widerspruch. "Mit geht es um die Leidenschaft für den Film", sagt er. "Als ich vor 15 Jahren als Vorführer in der Black Box angefangen habe, bestand meine größte Freude darin, mir nach den Vorstellungen noch allein im dunklen Kinosaal Tarkowski-Filme anzusehen. Da ist meine Leidenschaft für den Film entstanden." Der Kinogang sei ein Gemeinschaftserlebnis, am Ende schaue aber doch jeder für sich allein - wenn das mit einer Kinoleinwand auch ein besonders intensives Erlebnis sei.

Machacs eigener Film wird nun morgen Abend an einem ungewöhnlichen Ort zu sehen sein: im Kling-Klang-Studio, dem ehemaligen Aufnahmestudio von Kraftwerk an der Mintropstraße 16. Der Abend ist Teil der Reihe "Live at Elektro Müller", die Philipp Maiburg für das "Open Source"-Festival entwickelt hat. Zu Kraftwerk-Zeiten war das Kling-Klang-Studio einer der abgeschirmtesten Orte der Stadt. Kraftwerk hatten die Räume in einem ehemaligen Elektroladen eingerichtet und über Jahre akustisch optimiert. Die Wände sind mit Blei belegt, die Fenster dreifach verglast, die Decke ist geöffnet in ein Tonnengewölbe. "Der Raum selbst wirkt wie ein Bass-Resonanzkörper, als stehe man in einem Lautsprecher", sagt Maiburg. Als er im vergangenen Jahr hörte, dass man das verlassene Studio anmieten könne, griff er sofort zu und öffnete die Räume für Bands, die nach neuen Wegen für elektronische Musik aus Düsseldorf suchen. Die meisten treten dann auch beim "Open Source" auf, so ist das Studio eine Art ganzjährige Basis-Station für das Festival geworden. Allerdings läuft der Mietvertrag, den das Festival mit Unterstützung durch das Kulturamt und die Wirtschaftsförderung der Stadt schließen konnte, nur noch bis Februar. Maiburg ist gerade dabei, bis Juli zu verlängern, dann aber soll das Projekt in neue Hände übergehen. "Uns ist wichtig, dass dieser für die Musikgeschichte so wichtige Ort nicht von der Landkarte verschwindet und dass von dort neue Impulse für die elektronische Musik von Düsseldorf ausgehen können", sagt Maiburg. Doch könne diese Aufgabe nun auch von einer anderen Institution fortgeführt werden.

Zuvor gibt es aber noch einige Projekte "Live at Elektro Müller". Mit The 23s ist morgen ein Musiker zu Gast, der das "Open Source"-Festival von Beginn an begleitet: Stefan Schwander. Allerdings tritt er unter immer neuen Namen in Erscheinung, ist mal Antonelli, Harmonious Thelonious, Swimmingpool, Rhythm Maker, Bad Examples, Teilmöbliert oder eben The 23s. Für Maiburg ist die Kombination seiner Musik mit der Kunstform Film reizvoll. "Auch bei Kraftwerk waren die Visuals wesentlicher Teil der Performance", sagt Maiburg. Elektronische Musik aus Düsseldorf stehe für einen sehr speziellen Sound und für Musik, die mit Querverweisen zu anderen Kunstformen spiele.

Dieses Spannungsfeld eröffnen Schwander und Machac nun auch, wenn sie Album und Film gleichzeitig zur Premiere bringen. 40 Minuten wird das dauern. Ein Trailer, der gerade in den Programmkinos läuft, gibt bereits einen Eindruck. Da folgt die Kamera der Hauptfigur von hinten zum Film im Film. Die Musik dazu gibt's dann morgen - bei Elektro Müller.

(dok)
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