Düsseldorf Feuerwerk der Klänge bei den "Bildern einer Ausstellung"

Düsseldorf · Der charmante schwedische Posaunist und Komponist Christian Lindberg dirigierte die Düsseldorfer Symphoniker.

Christian Lindberg, dem charismatischen Posaunisten, der immer lieber auch dirigiert und komponiert, fliegen die Herzen zu. So gehört es inzwischen zum guten Ton, dass der Schwede mit seiner schier unerschöpflichen Kollektion an glänzenden Stehkragen-Satin-Hemden, regelmäßig am Pult der Düsseldorfer Symphoniker zu sehen ist.

Diesmal hatte er eigentlich sein neues Stück für den Indischen Slide-Gitarristen Debashish Bhattacharya uraufführen wollen, der Solist allerdings ist schwer erkrankt, weshalb ein Zwei-Meter-Klarinettist einsprang: Emil Jonason.

Ein frappierend virtuoser Musiker ist dieser Hüne, der auf seinem Instrument aberwitzig schnell, hoch, laut und leise spielt, bleckend röhren kann und bezaubernd singen. Wie viele Klangfarben eine Klarinette doch hervorbringt! Das Stück selbst ist eine Art Fiebertraum, in dem ein gewisser Herr Grönstedt herumgeistert, der in Wirklichkeit ein Kunstmäzen und Cognac-Fabrikant ist. Was dem Komponisten Lindberg dazu eingefallen ist, geht fluffig in die Ohren und ebenso wieder hinaus. Jonasons Zugabe improvisiert über Tom Waits, der Klarinettist stampft mit dem Fuß und rezitiert Gedichte während des Spiels. das war schon irre.

Dazu trug Lindberg intellektuell schwarz, nach silbergrau zu Sibelius' "Finlandia". Die Düsseldorfer Symphoniker ließen sich gern ein auf diese norwegische Klang- und Melodie-Ikone, Lindbergs Vorstellung vom Stück bündelten sie zu sattem, durchaus differenzierten Sound. Und das war zu Ravels Orchesterfassung von Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" nicht anders. Lindberg kam im lila Hemd, nach allgemeinem Raunen entfachte er ein Klänge-Feuerwerk - mit Überraschungen: das wunderbare Legato der 2. Promenade, die furios laute kleine Trommel im Ochsenkarren-Bild, imposante Brass-Sätze, die jedoch nicht gut durchgehört waren, das süß-zärtliche Singen des Saxophons im "Alten Schloss". Ansonsten viel Holzschnittartiges. Das Freitagabend-Publikum jedenfalls zeigte sich begeistert von so viel Pracht und dem mitreißenden Finale, in das eine große Glocke aus dem Bauch des Orchesters mahnend hineintönte. Als schöne Zugabe der Tonhalle-Intendanz zum Konzert sei eine Foto-Aktion erwähnt, auf Screens in der Rotunde und im Programmheft: Düsseldorfer Fotografen haben eigene Bilder zu Mussorgskys Bildern gemacht. Zum Schauen, Schmunzeln und Denken.

Heute Abend, 20 Uhr, ist das Programm in der Tonhalle nochmals zu erleben.

(RP)
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